Beiträge von Doris im Thema „Der ganze Mond und der ganze Himmel spiegeln sich in einem einzigen Tautropfen“

    IkkyuSan:

    Jemand, der an ein Nirvana glauben muss, wird Nirvana sicherlich niemals erfahren - und Erwachen natürlich genauso wenig. Erwachen kann nur jemand, der gerade nicht glaubt.


    Glaubst Du das wirklich? :D


    Also, wenn ich mich untersuche, dann finde ich viel Glauben. Das scheint mir sogar ein unwillkürlicher, natürlicher und dem Menschen angeborener Teil der Welterfassung zu sein.
    Wenn ich ein paar Punkte und Striche sehe, dann fügt mein Gehirn diese zu einem Bild zusammen und übermittelt die Botschaft: lachendes Gesicht. Es ist aber kein Gesicht. Nur ein Smiley.
    Aber es ist überlebenswichtig zu glauben, dass sei ein Gesicht.
    Ich sitze vor dem Rechner und sehe in den Bildschirm und glaube, dass ich mit jemandem kommuniziere. Ich vertraue darauf, dass das so ist.
    Wenn ich ein Stück Papier aus dem Geldbeutel hole, dann glaube ich daran, dafür einen Pullover eintauschen zu können. Erfahrungsgemäß funktioniert das für gewöhnlich. Also glaube ich auch aus Erfahrung heraus.


    Für mich durchwirken Glaube, Vertrauen, Erfahrung einander, und sie bedingen einander sogar.
    Ich unterscheide nicht so sehr zwischen den dreien. Alle drei sind für mich kein Kriterium für Wahrheit. Vielmehr denke ich, dass ich Wahrheit gar nicht erkennen kann, sondern nur den winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit, den mir mein Körper erlaubt, und der ist sogar nicht verlässlich, oft genug. Und auch den sehen andere Individuen häufig ganz anders.


    Warum habe ich mich auf das Experiment "Buddha" eingelassen? Weil ich dem Ganzen Glauben schenke. Ist wie beim Kauf eines Hauses: Ich kaufe es, weil es mir gefällt, weil ich daran glaube, dass es mir dort gefallen wird, weil ich daran glaube, dass es bewohnbar ist und ich dem Verkäufer glaube. Ich schenke z.B. der Notwendigkeit von Silas Glauben, obwohl ich täglich von neuem erfahre, dass das nicht so läuft, wie ich es mir wünsche. Manchmal gibt es Erfahrung, die meinen Glauben bestätigen. Aber ich weiß nicht, ob das in der Realität auch so ist und ich mir das nur zusammenreime. Dennoch nehme ich diese Erfahrungen als Bestätigung für meinen Glauben hin und mache weiter.
    Mir geht es so: Ich habe nichts, woran ich mich wirklich halten kann. Nur Krücken. Aber mich stört das nicht mehr, solange ich mich offen dafür halte, meine Krücken flexibel auszuwählen. Alles was ich tun kann ist, die Welt, die auf mich einstürzt zu interpretieren. Glaube ich jedenfalls.


    Vielleicht muss noch der Begriff "Erwartung" dem Ganzen hinzugefügt werden. Und sogar "Zweifel".


    Da ich also viel glaube, werde ich nicht erwachen.