Beiträge von Karnataka im Thema „Laienfrage Politik und Buddhismus“

    Just my two Cents...


    Litsch gibt seinem Schreiben sehr viele wertvolle Hinweise und Verweise, um sich näher mit dem Konflikt in Myanmar zu befassen, was ich bisher noch nicht tat. So ist für viel Material zu danken, um sich eine Meinung zu bilden.


    Litsch nennt zunächst die religiöse Perspektive, die natürlich auf globale Entwicklungen verweist und in dieser Hinsicht auch Vorgänge in unseren Ländern betrifft. Vorstellbar ist, dass sich der Islam auch in Bangladesch und Myanmar in den letzten Jahrzehnten radikalisierte und feindschaftlicher wurde (so wie auch weite Teile der Bevölkerung Europas wesentlich feindschaftlicher gegenüber dem Islam wurden).


    Zuerst meine Interpretation: Wie ich früher schon mal anmerkte, beträgt die Bevölkerungsdichte in Bangladesch etwa 1070 Menschen pro Quadratkilometer, in Myanmar 70. Dieses extreme Ungleichgewicht lässt ein enormes Bedrohungspotential für das Grenzland in Myanmar vermuten. Der Zusammenhang zwischen übermäßigem Bevölkerungswachstum über viele Generationen und landanhaltenden blutigen Konflikten, etwa um Land, darf als erwiesen gelten, würde ich sagen.


    Diese Erklärung für Hass, Bedrohung, langanhaltende blutige Konflikte, ist nicht sonderlich elegant, ja simpel. Häufig tendieren politisch interessierte Beobachter jedoch dazu, Einflüsse von außen, Großmachtsinteressen und den weltweiten Kampf um Rohstoffe als besonders ursächlich für langanhaltende blutige Konflikte zu betrachten. Diese Ansicht möchte ich hinterfragen.

    Einmal meint Litsch, die weltweite Jagd nach fossilen Energien wäre ein ursächlicher Faktor für den Hass in Myanmar, der „letztlich wichtigste Hintergrund“. Ich denke nicht, dass die Einflussnahme durch Großmächte einen so zentralen Stellenwert besitzt. Damit möchte ich eine solche vermutete Einflussnahme nicht leugnen. Vielleicht finanziert Soros eine Zeitung, vielleicht besitzt der amerikanische Geheimdienst Möglichkeiten. Tatsächlich handelt es sich jedoch um Überlegungen, scheint mir. Man möchte ein bestimmtes Erklärungsmuster erkennen.

    Sehen wir den bekannteren Fall Jugoslawien. Zu den Jugoslawienkriegen meint Litsch, Saudi-Arabien hätte „auch dort“ die Fäden gezogen. Jetzt mag es schon so sein, dass damals Waffenlieferungen an die Bosniaken gingen, so wie Russland vermutlich die Serben unterstützte. Die Ansicht jedoch, dass solche Einflussnahmen die Eskalation am Balkan erklären könnten, kann ich nicht teilen. Damit möchte ich nicht leugnen, dass die Menschen verhetzt wurden. Historische Konflikte und die miese wirtschaftliche Situation sind aber wohl nicht Saudi-Arabien anzulasten.


    Die mögliche giftige Gemeinsamkeit mit Jugoslawien scheint vielmehr darin zu bestehen, dass ein enormes ethnisches, nationalistisches Konfliktpotential in dem Moment ausbricht, wo eine Diktatur an Macht verliert. Doch auch hier betrachte ich die demografische Perspektive als bedeutsam. Es scheint mir als politischer Laie doch so, dass sich in Jugoslawien oder der Ukraine bloß eine Generation jüngerer Männer „die Schädel einschlug“. Rein „technisch“ erweisen sich solche Konflikte - etwa im Unterschied zu Syrien - als temporär, egal was Russland, Nato, Soros, Saudi-Arabien auch für Interessen verfolgen mögen.


    Just my two cents. Mir ist bewusst, dass meine Ansicht fehlerhaft ist. Schließlich bin ich kein Experte.