Beiträge von Aravind im Thema „Mara“

    Djuvec:


    Ganz wesentlicher Punkt, finde ich: die Motivation zur Praxis. Ich erinnere mich, vor langer Zeit, das ist wirklich schon lange her, eines Morgens wutentbrannt vom Zafu aufgesprungen zu sein und es mit einem Kick gegen die Wand gedonnert zu haben. Dabei habe ich in die Morgenstille meines Zimmers "Scheiß Zazen, voll die Verarschung!" hineingebrüllt und mir geschworen, nie mehr zu sitzen. Meine Motivation zur Praxis war damals, erleuchtet zu werden.


    Ja, auf jeden Fall. Bei mir ist das noch nicht so lange her... Da bin ich in einer sehr hektischen Zeit auf einen Retreat gefahren, mit der Idee, dort zu entspannen und Ruhe zu finden (wider besseren Wissens). Irgendwann kam ich an den Punkt "Was für ein Scheiß-Retreat, von wegen Ruhe und Entspannung!" Und nachdem ich mich etwas abgekühlt hatte: "Naja, wenigstens habe ich mein Sitzfleisch trainiert...". Nachdem ich den Zwang zur Entspannung und den Ärger losgelassen hatte, kamen die Einsichten von ganz alleine.


    Liebe Grüße, Aravind.


    Dann habe ich mich wohl sehr missverständlich ausgedrückt. Genau das wollte ich mit dem Satz

    Aravind:

    Mara macht mich glauben, dass Mara die übernatürlichen Kräfte in den Kanon geschrieben habe, und könnte mich dadurch verleiten, die Lehre abzulehnen?


    sagen.


    "Ablehnen"/"verteufeln" würde natürlich bedeuten, dem Weg nicht zu folgen.


    Liebe Grüße, Aravind.

    accinca:


    Es könnte aber auch gerade umgekehrt sein, das diese Befürchtungen
    gerade im Interesse von Mara sind die Übenden vom Lohn ihrer
    Asketenschaft (D.2 ) abzuhalten sich mit den höheren Kräften
    zu befassen.


    Du meinst, so eine Art Mara zweiter Ordnung: Mara macht mich glauben, dass Mara die übernatürlichen Kräfte in den Kanon geschrieben habe, und könnte mich dadurch verleiten, die Lehre abzulehnen? Spannender Gedanke!


    Wenn ich das in Deinem Sinne zu Ende denke, dann ist es vielleicht sogar egal, was außer der Praxisanleitung im Kanon steht.


    Für Leute wie mich (und anscheinend fotost, und ...), die eher ein naturwissenschaftliches Weltverständnis haben, gilt es dann, die Abneigung (=Hass im Sinne der 4 Edlen Wahrheiten) gegen Teile, die ich als "esoterische Ausschmückung" sehen würde, in der Praxis loszulassen. Vielleicht werden wir dann von übernatürlichen Fähigkeiten überrascht, wenn es mal so weit sein sollte mit dem Erwachen.


    Und für Menschen, die es gerne etwas esoterischer mögen, kann die Aussicht auf übernatürliche Fähigkeiten die Motivation zur Praxis verstärken. Und im Laufe ihres Weges müssen sie die Anhaftung an diese Aussicht eh aufgeben, sonst wird das wahrscheinlich nichts, mit dem Erwachen.


    Bleibt nur die Gefahr, Leute wie mich gleich am Anfang abzuschrecken, so dass man den Weg gar nicht geht. Da könnte ein guter Lehrer unterstützen, der dem Anfänger/der Anfängerin hilft, zwischen essentiellen und am Anfang nicht ganz so essentiellen Teilen der Lehre zu unterscheiden.


    Grüße, Aravind.

    mukti:


    Meine ich auch, wenn man deshalb praktiziert um ungewöhnliche Fähigkeiten zu erreichen, und sich dann damit zufriedengibt. Das wäre ja auch Mara.


    Das denke ich auch. Und als Nicht-Schriftgelehrter frage ich mich, ob nicht Mara selbst den Abschnitt mit den übernatürlichen Fähigkeiten in den Palikanon diktiert hat. So nach dem Motto, wenn ich schon meine Anhaftungen aufgeben "muss", und mir das manchmal existentielle Angst macht, und auch noch mein Ego, was mich zu einem gewöhnlichen Menschen macht, dann möchte ich wenigstens an dieser Stelle eine Belohnung bekommen und etwas besonderes sein.


    Grüße, Aravind.

    IkkyuSan:


    Wusste gar nicht, dass Mephistopheles sich immer noch in den Dhamma Hallen herumtreibt. Sah ihn gestern in der örtlichen Trinkhalle. War das deiner?


    Muss wohl. :)
    Solange man ihn erkennt, ist er harmlos...

    void:

    Wenn du mich nach meiner ganz subjektiven, persönlichen Assoziation fragst, dann ist Mara für mich so der grinsende Typ vom Verkaufskanal, der einem unnütze Sachen andrehen will.Philip K Dicks Buster Friendly. Viele Formen der Werbung sind so Versuche den Blick vom Grossen und Ganzen auf das kleine und glänzende zu ziehen. Er ist der Versender aller Spammails, in denen er Reichtum, sexuellen Erfolg und den Traumjob verspricht. Er ist mehr schmierig und hohl als wirklich böse.


    Auf Tod läuft das insofern raus, als man sich auf Seifenblasen verlässt, alles verschwendet und dann alles verliert.


    Ganz pragmatisch mein persönlicher Mara:


    Mein Mara ist groß und etwas dürr, hat schwarze Haare, eine Kappe auf und einen Spitzbart. Er hat einen wunderschönen dunkel-glänzenden Zauberermantel an und Sandalen an(empörent: auch in der Dhamma-Halle).


    Er ist überaus nett und einschmeichelnd, ganz ohne schmierig zu sein. Geduldig und fürsorglich macht er mich darauf aufmerksam, dass es doch ganz schön langweilig ist, so lange zu sitzen; und dass es garantiert nicht gut ist für meine kaputten Knie. Ob das nicht weh tue? Und außerdem hätte ich ja genug Projekte, die ich noch nicht perfekt beherrsche, da müsse ich nicht auch noch meditieren. Und auch wenn mein Leher sicher ein netter Typ ist, auf diese Weisheiten könne ich auch noch selbst kommen.


    Und wenn ich es endlich bemerke, dass da Mara neben mir steht und mir einflüstert, dann begrüße ich ihn und lade ihn ein, mit mir zu sitzen. Meistens hat er dazu dann keine Lust (zu viel zu tun, er wollte nur mal Hallo sagen...), und geht weiter. Oder er setzt sich dazu und verliert nach wenigen Minuten die Geduld, und verschwindet.


    Liebe Grüße,
    Aravind