Beiträge von Moosgarten im Thema „Ohrfeigen im Zen“

    IkkyuSan:

    Die Frage sollte lediglich darin bestehen, ob man die Anwendung von Gewalt als moralisch richtig empfindet - meine Antwort: Es kommt eben auf den Kontext an. Gewalt "verbannen" zu wollen wird nicht funktionieren, in keinerlei Weise.


    Die Frage war doch eher diese, ob sich aus den alten Zengeschichtchen ableiten lässt, ob die Anwendung von Gewalt heute (und im Westen) als adäquates Instrument in der Zenpraxis gelten kann. Das hat mit "Moral" weniger zu tun, aber schon mit unserer Kultur, mithin ob wir etwas aus unserer Geschichte gelernt haben (auch ein Kontext) oder ob wir einfach was von vor 1000 Jahren nachäffen wollen. Es gib weiß Gott Alternativen und diese zu finden, darin erweist sich eben auch ein Meister.

    void:

    Aber was ist dann mit all den Stöcken in den Zen Koans? Waren die entsprechenden Lehrer alle rohe Gesellen, die es nicht subtiler hinkriegten? Lauter schwarze Pädagogen in dunklen Roben?


    Was soll damit sein? Kann ja auch sein, das ist einfach eine einprägsame narrative Figur. und was ist mit den damaligen Schülern, auf welche Weise waren die damals entsprechend ihres sozialen und kulturellen Hintergrundes ansprechbar?
    Lehrer-Schüler-Beziehungen, die diese Bezeichnung verdienen, sind idR wohl komplexer als in Koans dargestellt, das ist ja nicht ihr Zweck. Ich erlebe jedenfalls, wie in scheinbar vergleichbaren Situationen die Leute völlig unterschiedlich behandelt werden -- wie man sich vorstellen kann, hat auch das schon zu nachdenklichem *Kopfkratz* geführt, aber wie soll das anders gehen?

    ich muss mich schon wundern, was hier alles als unverrückbares Brauchtum ausgegeben wird - und welche Quellen dafür herangezogen werden. Überall ändert sich alles aber bitte nicht bei uns?
    Tradition ist m.E. nichts, was man allein aus Zen-Geschichtchen schürfen kann, dazu braucht es den Abgleich aus eigenem Erleben. Ich selbst kann das in meiner Linie ziemlich gut über 4 Generationrn überblicken, eine weitere ist hinreichend sicher dokumentiert .... und bis aufs Zazen ist nichts sicher. Wie sollte es auch sonst anders sein, jeder Abt bringt seine spezielle Persönlichkeit ein, das waren und sind alles keine Abziehbilder und es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass das jemals anders gewesen sei. Ein Archetyp "Zenmeister" existiert nur in der Phantasie, als Ausdruck unerfüllbarer Träume von einem Original in einer Welt ohne Halt.

    Falls sich die Gelegenheit ergibt, im Tofukuji kann man auch als Laie ein Sesshin mitmachen, ggf durch Vermittlung von Jeff Shore. Der Jikido ist ununterbrochen unterwegs und schlägt bei geringster Bewegung oder Abschlaffen zu -- und zwar richtig, weit ausholend. Betrifft aber nur die Trainings-Mönche da. Soll im jap. Rinzai ganz üblich sein.