Beiträge von Lirum Larum im Thema „Entzweiende Rede“

    Im tibetischen Buddhismus kommt die entzweiende Rede in der Rubrik "10 unheilsame Handlungen" vor. Die sind unterteilt in drei unheilsame Handlungen des Körpers, drei der Gedanken und eben vier der Sprache.
    Das wird so im Lamrim (Tsongkhapa) gelehrt und gilt für alle.


    Das Unterlassen einer unheilsamen Handlung gilt als heilsame Tat. Deshalb ist es schon ziemlich relevant für einen Buddhisten, sich mit diesen Aspekten auseinanderzusetzen.

    "Entzweiende Rede" geht weit über unbewusstes Lästern hinaus. Letzteres ist eher "Sinnlose Rede"m also Herumschwafeln, weil man sich dabei wohl fühlt und vom Wesentlichen ablenken kann.


    Motivation bei entzweiender Rede ist, zwei Leute oder Gruppen auseinander zu bringen. Das kann schwierig sein zu entscheiden, ob man das machen muss, um jemanden zu schützen, oder ob es unlauter ist, weil es einen nichts angeht. Oft im Samsara hat man nur die Wahl zwischen Kot und Scheiße.


    Mein Beispiel, wo mich diese Frage sehr beschäftigte, ob ich unethisch handele, obwohl es sich ethisch anfühlt, war früher mal folgende Situation:
    Ich hatte mit jemandem negative Erfahrungen gemacht. Nach anfänglicher Freundschaft stellte ich fest, dass diese Person auch sehr unangenehme Seiten hatte und großartig manipulieren konnte. Die Erkenntnis, manipuliert worden zu sein, hat mich ganz schön getroffen, entsetzt, fertig gemacht.
    Als dieser Sachverhalt bei mir enttarnt war, wendete sich diese Person einem neuen Spielzeug zu, also jemandem, den sie dann neuerdings manipulieren und enttäuschen würde. Das brachte mich völlig auf die Barrikaden, die Vorstellung, dass reihenweise Leute verletzt werden, nur weil diese Person sich langweilte - und mein fast unbändiger Impuls war, das neue Opfer zu warnen und wenigstens sein zukünftiges Leid zu verhindern.


    Da brachte mich die Regel gegen "Entzweiende Rede" ganz aus dem Konzept. Ich dachte, das kann doch nicht angehen, dass man da nichts sagt. Da muss man doch einschreiten!
    Letztendlich war es dann so, als ich an die Frau doch tatsächlich herantrat, hatte sie schon ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Sie hielt mich nur für eine weitere Verrückte, die mit diesem Typen zu tun hatte - und da war keine Einheit mehr, die ich hätte entzweien können.


    Im Nachhinein denke ich, eine Anmerkung zu machen, eine Warnung auszusprechen, wenn man meint zu sehen, wie der Karren Richtung Wand fährt, ist manchmal nötig.
    Was allerdings daraus wird, kann man gar nicht beurteilen. Kann ja auch sein, dass es in der neuen Personenkonstellation anders ist als bei mir. Oder wenn man warnt, wird einem nicht geglaubt.


    Ich denke, die Regel ist in sofern wichtig, als der eigene Blickwinkel nicht das Nonplusultra ist und man sich auch irren kann. Also, wenigstens die eigene Motivation selbstehrlich zu beleuchten, bevor man einschreitet, ist schon wichtig.