Beiträge von Schroedinger im Thema „Missbrauch im Theravada“

    mukti:
    Tychiades:

    Das ist keine Schwäche, sondern dient dem Überleben, also eine Stärke.


    "Freude am Fehlerfinden" Habe ich im Zusammenhang mit Schadenfreude erwähnt. Inwiefern wäre das eine Stärke, die dem Überleben diene?


    Schadenfreude ist ja die Freude an einem Schaden und da ist es üblich, dass man den Fehler zunächst nicht aufdeckt, damit überhaupt ein Schaden durch den Fehler entsteht. Der Fehler selbst ist ja nicht unbedingt ein Schaden - aber er kann zum Schaden führen. Deshalb empfindet man Schadenfreude erst, wenn der Schaden eingetreten ist.
    Überlebenswichtig hingegen ist es, wenn ich vor einem Schaden Fehler aufdecke und damit verhindere, dass Menschen zu Schaden kommen. Daher ist die Fähigkeit zur Unterscheidung, z.B. im Buddhismus von heilsam und unheilsam, ein Teil der Schulung. Irgendwo hat Buddha auch gesagt, dass es eben Probleme gibt, wenn man einen Unverständigen auf Fehler hinweist. Das hat der nicht gern. Insbesondere Menschen in sogenannten Führungspositionen, wie Lehrer, sind es gewohnt, andere zu unterweisen und haben es nicht gern, wenn sie auf etwas hingewiesen werden.
    Und genau das merkt man hier auch an der Art der Diskussion. Es wird lieber abgewiegelt. Aber um die Dinge wirklich zu ändern, brauche ich Transparenz und
    einen positiven Umgang mit Fehlern, denn Fehler an sich sind normal und werden erst zu einem Problem, also Schaden, wenn sie nicht aufgedeckt werden.

    mukti:
    fotost:

    Also, ich suche da nicht. Menschen sind zuallererst einmal Menschen und sie unterliegen den grundsätzlichen menschlichen Problemen.


    Ja genau, und Freude am Fehlersuchen ist auch so eine menschliche Schwäche.


    Das ist keine Schwäche, sondern dient dem Überleben, also eine Stärke.

    void:

    Ich habe für mich aus der sexuelle Missbrauchs Debatte folgendes behalten: Ein bestimmtes Mass an Missbrauch von Macht wird es immer geben, weil einfach ein bestimmter Anteil der Menschen so drauf ist.


    Da stimme ich dir zu, wenn es die allgemeine Ebene ist. Auf der konkreten, persönlichen Ebene, also bei mir, gibt es keinen Mißbrauch. Wenn man nicht an der Teilhabe an diesem symbolischen Kapital interessiert ist, dann findet so was auch bei einem selbst nicht statt. Man gehört dann nicht dazu, zum erlauchten kleinen Kreis, der Insider oder so, aber das muss ich auch nicht fürs Zazen. Zazen lässt sich nicht missbrauchen. Missbrauch ist nur dort möglich, wo Macht ist, die gebraucht wird, um etwas zu erreichen. Bereits hier im Forum beginnt es, auf so kleiner Ebene.

    mukti:

    Lieber MarioK,


    ein wenig lese ich aus deinem Beitrag eine Reaktion auf meine obige Antwort auf deine Vorbehalte bezüglich der Aufzählung heraus,


    Hatten wir schon Eitelkeit auf der Liste?


    Zitat


    Erlaube mir dazu ein kleines Beispiel:
    Der Bhante in unserem Theravadazentrum lädt öfter Mönche aus Sri Lanka ein. Während eines öffentlichen Vortrags hat er mal erwähnt, dass gerade ein Mönch im Zentrum wohnt der Alkohol trinkt, was er sich auch nach wiederholter Beanstandung nicht nehmen ließe. Ein anderes Mal hat er gesagt dass es in Sri Lanka viele Mönche gäbe, die Tabak rauchen.
    Diese Offenheit hat mich positiv berührt und ich war dafür dankbar. Da weiß man doch woran man ist und dass man nicht von vornherein jedem Robenträger sozusagen rückhaltlos zu Füßen fallen sollte. Es ist klar dass es Menschen sind wie alle Anderen, nur dass sie sich mit mehr oder weniger Erfolg zu einem spirituellen Übungsweg entschlossen haben. Meine Neigung zu naiver Vertrauensseligkeit ist einer gesunden Skepsis und realistischen Einschätzung gewichen.


    Ich hatte schon immer diese Skepsis und "realistische" Einschätzung. Ich mag weder solche Geschichten, was sollen die mir sagen? - dass es sowas wie kognitive Dissonanz auch bei denen gibt? und ich habe mit solchen Leuten keinen Kontakt.
    Gegen ein Glas Wein gibt es nichts einzuwänden, aber wenn es heißt da trinkt einer - dann sollte man einen großen Bogen herum machen. Seine Unterweisungen können ja nicht auf eigener Erfahrung beruhen.Vielleicht nur die, dass er den Kampf aufgeben hat und sich statt der Übung sich dem Alkohol hingibt.

    MarioK:

    Ich halte eine Aufzählung von Verfehlungen für unheilsam...


    Natürlich. Wenn es sich um meine Verfehlungen handelt.
    Ansonsten ist dein Statement entsprechend humorvoll zu nehmen.


    Ich halte es für sehr heilsam, wenn auf dem Marktplatz alles offen gelegt wird, damit wir aufhören uns Illusionen über uns, als Menschen zu machen. Wir haben ja inzwischen dazu die Möglichkeit und man kann es auch erleben auf den Plattformen, auf denen alle so ihre inneren Zustände rauslassen und damit sich äußern. Sehen wir doch der Wahrheit lieber ins Gesicht.