Beiträge von Karnataka im Thema „Erfahrungen aus Kursus über Sterben u. Sterbebegleitung aus buddhistischer Sicht“

    mkha':


    Solange der Patient schlucken kann, ist es zuträglich, zumindest einige Tropfen per Pipette zu reichen, meist ist das bereits hilfreich; (20-25ml/h parenteral, (z.B. intravenös mittels Perfusor), helfen meist recht gut, dem Durstgefühl entgegenzuwirken.)



    LG mkha‘


    Ist es nicht so, dass manche sehr beeinträchtigte Menschen in manchen Augenblicken schlucken können, dann aber das Bewusstsein verlieren, auf die Flüssigkeit im Mund vergessen und diese in Folge einatmen?

    https://www.youtube.com/watch?v=SeyYI-QJ6hc


    Hier ein Vortrag von Sogyal Rinpoche, der den Titel Tod verstehen trägt und sich ab Minute 50 mit Sterbebegleitung befasst. Natürlich stieß ich auf Sogyal aufgrund der "Vorfälle". Sogyals Verhalten soll aber nicht das Thema sein. Ich referiere den Vortrag mal bis Minute 50. Dabei geht es um das tibetisch-buddhistische Verständnis vom Tod und von der himmelsgleichen Natur des Geistes.


    Zuerst behandelt Sogyal die Frage, ob es Sinn macht, über den Tod nachzudenken. Er argumentiert, dass eine solche Reflexion helfen kann, das eigene Leben weniger trivial und weniger abgelenkt vom Wesentlichen zu gestalten. Der Tod sei unser größter Lehrer, heißt es, denn in Wahrheit bereichere er unser Leben. Besonders schlägt Sogyal mit Blick auf Milarepa vor, die Ungewissheit des Zeitpunktes unseres Todes zu meditieren. Dass sich der eigene Tod also in jedem Augenblick zutragen kann.


    Später zitiert Sogyal Rilke: Unsere tiefsten Ängste sind die Drachen, die unsere tiefsten Schätze bewachen. Im Spiegel des Todes werde die Wahrheit des Lebens sichtbar.


    Sogyal gesteht aber zu, dass auch die Vermeidung des Themas Sinn macht, sofern nämlich Gedanken an den eigenen Tod als bloß deprimierend erlebt werden. Dies ändert sich grundlegend, sobald die unendliche Natur des Geistes geschaut wird, heißt es sinngemäß. Ein solches Verständnis lässt dann dem eigenen Tod geistig gegenübertreten, ohne dabei Frustration zu empfinden.


    Geburt und Tod folgen permanent aus einer Vielfalt von Umständen, doch besitzen sie gegenüber dem großen Zusammenhang keine wahrhafte Identität. Wenn wir über diese Traum-Qualität nachdenken, so nimmt dies keine Hoffnung, meint der Rinpoche, sondern öffnet für warmen Humor und Mitgefühl. Dies sei wahre Spiritualität.


    Damit gelangt Sogyal zur Natur des Geistes. Er bringt das Bild von Wolken und klarem grenzenlosen Himmel, um die grundlegende und todlose Natur des Geistes zu verdeutlichen. Diese soll sich offenbaren, wenn über Vergänglichkeit und Tod meditiert wird und ein „Loslassen“ erfolgt, so meint Sogyal, der wieder auf Milarepa Bezug nimmt. Mit dem Gewahrwerden dieser Präsenz erfolgt ein „Umsturz im Sitz des Bewusstseins".


    So führt das konzentrierte Betrachten der Vergänglichkeit, wechselseitigen Abhängigkeit und Leerheit dazu, etwas Neues zu erfahren, etwas Todfreies hinter der Oberfläche des Geistes. Diese Tiefe zu erfahren würde mit Freude erfüllen und die Gewissheit geben: Da ist etwas, das nicht zerstört werden kann. Werden wir dieser ruhigen, himmelsgleichen Essenz gewahr, so schwindet alle Angst vor dem Tod, heißt es, Vertrauen und Zuversicht entstehen.


    Dies bezeichnet Sogyal als den Hauptpunkt der Lehren: Leben und Tod sind nur in unserem Geist! Hier gelangt Sogyal zum Prozess des Sterbens, der die Auflösung des gewöhnlichen Geistes bedingt, und wendet sich dem Thema zu, wie ein Sterbender zu begleiten sei.