Beiträge von Doris im Thema „Erfahrungen aus Kursus über Sterben u. Sterbebegleitung aus buddhistischer Sicht“

    Zitat


    Ich mag es nicht, etwas Starrem zu folgen und dann zu glauben, es habe etwas gebracht oder es habe sich etwas gelöst. Meistens ist das Einbildung, da es nach meiner Beobachtung nicht wirklich Fuß fasst, wie man langfristig beobachten kann. Psychologischen Übungen zu folgen, betrachte ich als ein Spiel zum Zeitvertreib, wenn man nichts anderes zu tun und Langeweile hat.


    Ich stimme Dir zu, solche Übungen lösen nichts, aber sie können einen Perspektivenwechsel initiieren.
    Dabei muss ich an eine Paarübung denken, die ich vor Jahren mal in einem Training machen musste.
    Einem Partner wurden die Augen verbunden und er wurde mit dem anderen Partner auf die Straße geschickt. Dieser musste ihn nun eine halbe Stunde lang führen. Dabei sollten immer wieder Stopps eingelegt werden. Das war für mich ein sehr eindrückliches Erlebnis, das viel in Gang gesetzt hat. Da gab es die Erfahrung wie es ist, sich einem fremden Menschen anzuvertrauen und auszuliefern, das Gefühl wie es ist blind durch eine Großstadt zu gehen, die Vielfalt an sensitiven Eindrücken, die da in den Vordergrund treten und das damit verbundene Vertrauen in alle Sinne, auch wenn der Sehsinn ausgeschaltet wird, und und und. Ein Fazit, das ich für mich daraus zog war, dass ich – obwohl ich ein stark visuell geprägter Mensch bin – lieber blind wäre als taub. Ich fand es schlimmer nicht mehr auf einfache Weise mit Menschen kommunizieren zu können. Diesen Punkt finde ich wichtig im Umgang mit Kranken und Sterbenden, die sich manchmal auch nicht mehr äußern können, aber vielleicht gerne wollen würden. Ein Sterbender ist dem Pflegenden ebenfalls völlig ausgeliefert und muss sich ihm wohl oder übel anvertrauen. Daher denke ich mir, dass es nützlich ist, wenn Pflegende zur Übung in die Rolle des anderen schlüpfen müssen. Man sollte das mal am eigenen Leib erleben, wie es ist.

    Ich kann mir vorstellen, dass das zuviel sein könnte, die Mama pflegen, mit der auch noch ein Hühnchen zu rupfen wäre, und an einem Sterbegleitungskurs teilzunehmen, wo man dann mit Emotionen konfrontiert wird, mit den eigenen, den der Sterbenden und denen der anderen Teilnehmer. Und mit anderen Dingen bist Du, so weit ich mich entsinne, auch ausgelastet.


    Außerdem glaube ich nicht, dass sich jedermann dafür eignet, und schon gar nicht für alle Elemente. Was in meinen Augen völlig in Ordnung ist.
    Sterbebegleitung hat viele Aspekte, vielleicht ist die Aufgabe, für die Du Dich am besten eignest eine andere. Vielleicht bist Du am Platz, wo es um Organisation geht oder in der Unterhaltung und Aufmunterung oder im Regeln der letzten Dinge?


    Aber wenn ich in Deiner aktuellen Lage wäre, dann könnte ich mir nicht noch ein Ding aufbürden. Ich wäre voll bedient, und würde schauen, dass ich mich erst einmal um mein Wohl kümmern würde.


    Das sind so die Gefühle und Gedanken, die bei Deinem Post in mir aufkamen.