Beiträge von Karnataka im Thema „Das Fass ohne Boden: Mahayana und die ursprüngliche Lehre“

    Von der ursprünglichen Lehre zum Mahayana...


    Aus Sicht der religiösen Ethik scheint mir die Entwicklung zum Mahayana doch mit der Entwicklung der christlichen Religion vergleichbar. Jesus hat den Gedanken des Mitgefühls ja nicht erfunden. Die Nächstenliebe findet sich bereits in den Büchern Mose, also in der Thora. Jesus antwortete jedoch auf einen Diskurs im damaligen Judentum, welches das wichtigste Gebot sei, indem er die Nächstenliebe der Gottesliebe gleichstellte: Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.


    Soweit ich den Buddhismus kenne, erlangt das Mitgefühl etwa zeitgleich eine ähnlich zentrale Stellung, die es zuvor nicht besaß. Ich nehme an, dass sich dies in einer etwas veränderten Vorstellung, wie ein Buddha zu sein habe, ausdrückt. Allein die Anhaftung an die Welt als Ursache des Leides zu erkennen, reicht wohl nicht, um die gesellschaftliche Funktion einer Religion zu erfüllen. Folgt man der These, kann man vielleicht spekulieren, dass es sich um eine in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Bedürfnissen und spirituellem Empfinden notwendige Weiterentwicklung handelt.