Beiträge von Frieden-und-Freude im Thema „Kammatthana Leichenbetrachtung“

    nyalaana:

    Ich habe den Sinn dieser Übung nie verstanden. Für mich klingt es sehr nach einem: Weil ich den weiblichen Körper nicht attraktiv finden soll, soll ich mich in Ekel/Leichenbetrachtung üben, damit ich mir selbst aufkonditioniere eben nicht mehr angezogen zu sein von den weiblichen Reizen.


    Ja, manches daran erinnert an eine Aversionstherapie: eine Begierde wird mit einem Ekelgefühl gekoppelt und dadurch eliminiert.
    Anscheinend wird die Leichenbetrachtung oft so verwendet.


    Solch eine Aversionstherapie kann sehr wirksam sein, allerdings sind ja auch erhebliche Nebenwirkungen möglich. Da ist Vorsicht geboten!

    jianwang:

    Vergänglichleit muss imho nicht durch "Schockbilder" gelehrt werden.
    Edit : da gibt es doch diese Ausstellung der plastifizierten Menschen, wobei dies imho auch auf Ästhetik gerichtet ist.


    Du meinst die Körperwelten-Ausstellungen des Gunther von Hagens. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, ob solche Ausstellungen als Ersatz für die traditionelle Leichenbetrachtungen sinnvoll sein könnten.
    Das Problem bei den Körperwelten liegt darin, dass - wie du selbst schon schreibst - ein ästhetisches Programm dahinter steckt. Das Tote wird ästhetisiert, nicht einfach nur sachlich und neutral dargestellt.


    Dennoch sind die Körperwelten vermutlich eine der wenigen Möglichkeiten, heutzutage Leichenbetrachtungen zu praktizieren.


    Erich Fromm nannte das "Nekrophilie" (im weiten Sinn des Verliebtseins in Totes, Krankes, Ekliges).
    Das kann für manche Menschen eine Gefahr bei Leichenbetrachtungen und ähnlichen Übungen sein.

    mukti:


    Wer würde z.B. mit einem andern Körper lustvoll in sexuellen Verkehr treten wollen, wenn immer bewusst wäre was sich unter seiner Haut abspielt? Blut, Schleim, Knochen, Muskelgewebe, Lymphflüssigkeit, Gedärme....möchte man sie liebevoll umarmen? Oh diese schönen Augen - Glaskörper mit einer dicklichen Flüssigkeit gefüllt, Talgdrüsen, Adern, Nerven, Linse, Netzhaut.


    Es scheint allerdings auch Menschen zu geben, die sich allzusehr in die für andere ekelhafte Körperlichkeit verlieben. In der Literatur bemerkenswert dargestellt von Thomas Mann in der Figur des Hans Castorp aus dem "Zauberberg".
    Der schwärmt geradezu lustvoll von allerlei Unappetitlichkeiten und ist verliebt in das körperlich Kranke, Leidende und Todgeweihte.


    Insofern: Diese Leichenbetrachtungen sollte man doch eher mit Vorsicht "genießen". Für manche Menschen kann darin eine Gefahr liegen.


    Ich persönlich bin der Meinung, dass es ausreicht, sich darin zu üben, den Körper als etwas "nicht-attraktives" zu sehen, sozusagen neutral.