Beiträge von Sudhana im Thema „Begehren und Ich-Vorstellung (Henne und Ei)“

    mukti:

    Bewusstsein ist sozusagen die oberste Instanz des Geistes. Es hat keine andere Funktion als zu beobachten was die Wahrnehmung ihm zuträgt. die Wahrnehmung ist gefärbt von Denken, Fühlen und Wollen und nimmt wahr was diese drei aus den Sinneseindrücken machen. Dazu gehört bereits die Ich-Vorstellung.

    Ich empfinde es irreführend, sich die upādānaskandhah als hierarchisch strukturierte Instanzen vorzustellen. Es handelt sich um unterschiedliche Funktionsgruppen des Ergreifens (und damit der Ich-Bildung), die ineinander übergehen, wobei hinsichtlich des nama-Anteils der skandhah die Funktion der Empfindung (von und durch rupa, 'Materie') die initialisierende, die Funktion des Bewusstseins die abschließende ist. Dazwischen liegen die Funktionen der Differenzierung der Empfindung (Wahrnehmung) und die Besetzung des Wahrgenommenen mit unterschiedlichen emotionalen Projektionen (Anziehung und Abstoßung) und daraus resultierenden Intentionen. Die Funktion des Bewusstseins ist es nun, die durch die Differenzierung der Empfindung vereinzelten, emotional/intentional besetzten Wahrnehmungen zueinander in Bezug zu setzen, um damit eine Strategie der Umsetzung der Intentionen zu erzeugen. Raum und Zeit sind die formalen Bedingungen dieser Bezüge, ihre Natur ist Kausalität. Allerdings werden die vereinzelten Wahrnehmungen (dharmas) nicht unmittelbar aufeinander bezogen, sondern mittelbar über einen fiktiven, gemeinsamen Bezugspunkt - ein Ich. Damit ist upādāna abgeschlossen, ein 'Ich' ergriffen. Dieses Ich setzt sich als 'Eigentümer' der Empfindung, Wahrnehmungen, Emotionen / Intentionen und des Bewusstseins von ihnen als Subjekt (als "Beobachter") einer ebenso fiktiven, vom 'Ich' verschiedenen Ursache 'seiner' Empfindung, Wahrnehmungen, Emotionen / Intentionen und des Bewusstseins von ihnen als Objekt. Das ist dann prapañca, die entfaltete Vorstellung.


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    Untersuchungen haben gezeigt, dass Regenwürmer sehr differenziert Reize aufnehmen und darauf reagieren können. Bekannt und untersucht ist u.a., dass sie auf Erschütterungen des Untergrundes reagieren, diese also als taktilen Reiz wahrnehmen. Auch besitzen sie eine Art Geschmackssinn, der recht gut entwickelt ist, was übrigens schon Charles Darwin herausgefunden hatte. So können sie z.B. auf chemischem Weg bei Blättern die Lamina (den flächigen Teil des Blattes) vom Stiel und bei Kiefernnadeln das basale Drittel vom Rest der Nadel unterscheiden - beides bevorzugen sie als Nahrung. Auch bevorzugen sie gerbstoffarme Blätter (z.B. Pappel, Schwarzerle, Esche oder Ulme) gegenüber gerbstoffhaltigeren (z.B. Eiche oder Buchen).


    Über ihre Haut registrieren sie auch den Säurehaushalt des Bodens (verschiedene Arten bevorzugen Böden mit unterschiedlichen pH-Werten). Die Haut ist auch lichtempfindlich; das dient der Orientierung (also der Ausrichtung ihrer ortsveränderenden Bewegungen) und auch dem Schutz vor zu hoher UV-Strahlung. Der empfindlichste Teil der Haut ist dabei die des Prostomiums, d.h. des ersten Körpersegments am "Kopfende", das noch vor dem Mund liegt. Über die Sinneszellen des Prostomiums wird auch der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens wahrgenommen. Feuchtigkeit und pH-Wert des Bodens ist für die Aufbereitung der Nahrung wichtig, die sie in ihren Wohnröhren vor dem Verzehr kompostieren - die Nahrung wird an die Wand des oberen Teils der Wohnröhre geklebt und mit Kot überschichtet, was den vorverdauenden Mikroorganismen (die dann mit verzehrt werden) ideale Lebensbedingungen bietet. Da Regenwürmer schlechte Futterverwerter sind, dient ihr Kot wiederum als Nahrung für verschiedene Bodenorganismen. In ihren Wohnröhren leben ca. 40% der stickstoffbindenden Mikroorganismen des Bodens, ihr Kot ist daher stickstoffhaltig und somit auch eine wichtige Nahrungsquelle für die Pflanzen ihrer Habitate.


    Jedes Körpersegment des Regenwurms verfügt über ein Ganglienpaar, die zusammen sein Nervensystem bilden. Dabei sind vor allen Oberschlund- und Unterschlundganglion von Bedeutung. Das Oberschlundganglion ist das Sinneszentrum; es stellt gewissermaßen die Schnittstelle zwischen Außenbedingungen und den durch sie veranlassten Bewegungen des Regenwurms dar. Die Bewegungen selbst werden vom Unterschlundganglion gesteuert, das über zwei Nervenstränge (die sog. Schlundkonnektive) direkt mit dem Oberschlundganglion verbunden ist.


    Nach der buddhistischen Lehre von den sechs gati sind Tiere nicht in der Lage, ihre eigene Lage zu reflektieren, was eine wesentliche Funktion des vijñānaskandha ist. Eine rudimentäre Vorstufe davon besitzen allerdings selbst Regenwürmer - sie sind fähig zu assoziieren und damit zu lernen. Experimente mit der Art Lumbriculus variegatus haben gezeigt, dass diese Tiere erlernen, abweichend von ihrem natürlichen Verhalten wahlweise Licht oder Dunkelheit zu meiden, wenn man sie durch Strafreize entsprechend motiviert. Experimente mit einer anderen Art (Lumbricus terrestris) haben gezeigt, dass diese an Blättern, die fixiert sind und die sie daher nicht in eine Wohnröhre ziehen können, nach 10 - 15 Minuten dauerhaft das Interesse verlieren - das heisst, sie registrieren diese Blätter als nicht verwertbar und wenden sich anderen Blättern zu. Auch konnte man diese Art dazu trainieren, bestimmte Röhren zu benutzen und andere zu vermeiden. Das lässt neben Assoziationsfähigkeit auch auf ein rudimentäres Gedächtnis schließen.


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