Beiträge von nabnab im Thema „Einheit Denken, Sprechen, Schreiben, Handeln“

    mkha':

    Dein Erfolg basierte also auf Deinem eisernen Willen, Deiner Unbeirrbarkeit, und vielen kleinen, immer gleichen Schritten: hinfallen, wieder aufrichten, weitermachen; …


    … und ebenso, wie Du nun, (nachdem Du schon so lange aufrecht gehen kannst), nicht mehr auf allen Vieren zu irgendetwas krabbeln musst, an dem Du Dich hochziehst und aufrichtest, um dann bewusst loszulassen und einen Schritt vor den anderen zu setzen, …


    … wirst Du eines Tages in der Lage sein, all die Dinge, die Du Dir im Hier und Jetzt jeden Tag vornimmst, ebenso selbstverständlich und daher völlig mühelos umsetzen, wie das einst mühsam erlernte Aufrichten und Laufen.



    Ich will hier wirklich nicht stänkern und mich schon gar nicht über aufrichtiges Bemühen lustig machen! Dennoch ein - wie mir scheint - nicht ganz unwesentlicher Einwand:


    Obiges Zitat schildert das Problem aus der Perspektive der bereits erfolgten Zielerreichung. Aus dieser Perspektive ist klar, dass das Ziel aus eigener Kraft erreichbar war. Könnt ihr euch aber die Nöte eines Menschen vorstellen, dem diese Gewissheit fehlt? Der vielleicht vom genauen Gegenteil überzeugt ist? Weil er eventuell in irgendeiner Weise behindert ist und nach menschlichem Ermessen nie aus eigener Kraft auf eigenen Beinen stehen wird? Dem also nur ein "Wunder von außen" (z. B. eine Operation) helfen kann?


    Und selbst dann, wenn jemand zur Zielerreichung mehr tun könnte als er tut und es wird ihm von außen großzügige Hilfe angeboten: Darf er sie nicht annehmen? Wäre das unehrenhaft?

    jianwang:

    Diese "harten" Worte kommen aus meinem tiefen Mit-fühlen.
    Ein Sangha 300km entfernt, na und?
    Das ist nur der, den Du im Internet gefunden hast! Schon Kontakt aufgenommen und gefragt? Schon mal an einem WE hin oder im Urlaub?
    Ich glaube Dir Deine Suche, doch bist Du zu schnell dabei, aufzugeben.


    Die Morsekönner, die seinerzeit so mit mir gesprochen haben, verachten mich ob meines Scheiterns noch heute: Auch einer, dem der Kurzwellenzugang "geschenkt" wurde! Ein Leistungsverweigerer - pfui Teufel!*


    Nein, kein Leistungsverweigerer, sondern einer, für den dieser Weg nicht der richtige war... :)


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    *Ausspruch eines weltbekannten Funkkollegen: "Funkamateure, die nicht morsen können, sind Krüppel!"

    Tychiades:

    Und Vincent VanGogh schrieb mal: Je mehr einer liebt, umso tätiger ist er.
    Denn in der Liebe ist diese Kluft von Denken und Tun überbrückt.


    Ich stimme zu! Meine Erfahrung: Je tiefer mein Vertrauen, desto leichter wurde vieles. Plötzlich "machte" sich manches quasi "von selbst"...

    Tychiades:

    Und wenn das nicht so richtig in die Gänge kommt, dann solltest du einen Gang zu legen und anstatt einmal täglich, zweimal täglich sitzen.


    Ich denke, das kann in bestimmten Fällen die richtige Vorgangsweise sein.


    Ich erinnere mich allerdings auch an eine eigene Lebenssituation, in der sich dieses "Mehr desselben" (Paul Watzlawick) als durchaus kontraproduktiv erwies: Ich wollte morsen lernen (Funkamateure mussten das damals für den Kurzwellenfunk beherrschen), kam und kam aber trotz aller Bemühungen einfach nicht auf ein prüfungstaugliches Tempo. "Mehr üben! Jeder kann das", wurde mir von den Könnern geraten, "du musst einfach mehr üben!"


    Ich verdoppelte, vervierfachte, vervielfachte meine Anstrengungen - besser wurde es nicht! Stattdessen holte ich mir eine derartigen Abneigung, dass ich irgendwann gar nicht mehr üben konnte und gezwungen war, mir meine Morse-Unfähigkeit einzugestehen. Und wie ich heute weiß: Es ging vielen so - nur gab es fast niemand öffentlich zu. (Inzwischen ist übrigens der zwangsweise Nachweis von Morsekenntnissen für Kurzwelle längst gefallen: Ich darf auch ohne Morseprüfung auf Kurzwelle funken - es wurde mir quasi "geschenkt"!)


    Dieses Scheitern bzw. Zurückbleiben hinter den eigenen Ansprüchen ist etwas sehr Menschliches. Es kommt in praktisch allen Lebensbereichen vor, auch im Bereich der Ethik: Man sollte immer noch mehr Heilsames tun und Unheilsames unterlassen. Man sollte, man müsste... Man weiß es - und scheitert trotzdem: Nicht jeder von uns ist ein Willensakrobat!


    Damit befinden wir uns allerdings in bester Gesellschaft: Shinran Shonin, der spätere "Begründer" der Jodo Shin Shu, gestand sich nach langen Jahren eifrigen Bemühens als buddhistischer Mönch ein, dass er gänzlich unfähig war, die angestrebte Erleuchtung aus eigener Kraft zu erreichen. Statt immer noch "mehr desselben" zu praktizieren, gab er sein Mönchdasein auf, heiratete, bekam viele Kinder, vertraute fortan ganz auf die Kraft und das Erlösungsversprechen des Buddha Amida - und bekam das "Reine Land" geschenkt!


    Vielleicht auch ein Weg für dich, Son...