Beiträge von Doris im Thema „Buddhismus, eine echte Religion?“

    Athos:

    Um jetzt mal langsam einen Abschluss zu finden:
    Ist es also richtig, wenn ich sage, der Buddhismus kann dem Menschen im besten Falle helfen, seine derzeitige Existenz gut (was auch immer man darunter versteht) zu gestalten. Die Hoffnung besteht darin, im nächsten Leben durch seine Reinkarnation in eine höhere Stufe etwas "besseres" zu erreichen?


    Wenn dem so ist, dann seit mir bitte nicht böse aber dann hat der Buddhismus m. E. nicht wirklich eine Antwort anzubieten auf die begründete menschliche Angst vor dem Tod. Er ist dann, wie alle anderen Religionen auch, nur ein schönes Instrument zur Erhaltung des gesellschaftlichen Friedens.


    Du hast die normale Angst vor dem Tod.
    Hast Du aber schon mal über den Tod nachgedacht? Darüber meditiert?
    Allein schon diese Überlegung, dass nach dem Tod nichts mehr gäbe, sollte Dich von jeder Angst befreien. Wenn es nichts mehr gibt, dann ist da auch nichts, das Angst empfinden würde. Es gibt keine Erinnerung, kein Vergessen, also auch keine Angst davor Erlebtes zu vergessen.
    Du hast nur Angst, weil Du nicht tot bis, und weil Dein Körper drauf programmiert ist, möglichst lange zu leben.


    Sehr viele Menschen, die an eine Art Weiterleben nach dem Tod glauben, fürchten sich vor diesem Weiterleben, denn es werden Höllen beschrieben, allerlei Dinge, die Angst und Schmerz auslösen, und nie mehr vergehen sollen. Nur die Esoteriker der modernen Zeit glauben an irgendwelche idyllischen Sphären für alle. Auch Menschen, die an ein Weiterleben glauben, haben Ängste. Vor dem Tod, vor Verlust, vor Krankheit, vor Arbeitslosigkeit, vor dem Verlassenwerden, vor dem Alter, vor Spinnen, vor Spritzen, vor dem Chef, vor Krieg und Hunger, vor Tsunamis, vor Vergewaltigung, vor einem Unfall, vor Anschlägen, vor Lawinen, vor Gewitter, vor dem Dickwerden, vor Armut, vor Gespenstern, vor Löwen, vor Operationen, vor Fremden, vor Strahlung usw. Die Kette ist unendlich lang. Ist es da nicht Irrsinn sich auf eine Angst zu beschränken, eine Angst die sich auf etwas bezieht, wo wir nicht mehr sein werden, als sich um die Ängste zu kümmern, die wir mit diesem Körper erleben können?


    Die Antwort der buddhistischen Lehre auf die Angst in ihren vielen Erscheinungsformen ist, die Entstehung der Angst zu erkennen, ihrer Vergänglichkeit gewahr zu werden und friedlich und gelassen das Leben weiterzuleben. Die Angst wird immer wiederkehren, mehr oder weniger offen. Wahrscheinlich kommen wir ihr nicht aus. Aber wir können lernen mit ihr umzugehen und ein glückliches Leben zu führen, uns nicht von der Angst beherrschen zu lassen.


    Sind wir Menschen denn etwas anderes als das Stück Fleisch eines Huhnes, das wir so lustvoll verzehren? Ehrlich, ich hätte wirklich Angst vor einem Leben nachdem Tod, wo ich diesem Huhn begegnen würde.

    Für mich sind die buddhistischen Lehren eine Hilfe durch das Leben zu kommen, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden, dabei zufrieden und gelassen zu bleiben und mich möglichst hilfreich in diese Welt einzubringen.


    Meine Auslegung der buddh. Lehren ist auf dieses Leben bezogen. Was ich weiß ist, dass wir alle zusammenhängen, alle lebenden Menschen, alle lebenden, verstorbenen und kommenden Menschen. Alle Menschen und alle Tiere. Ja, die ganze materielle Welt ist eins. Also ist und kann mein Leben gar nicht unwichtig sein in der Gesamtschau. Daraus schließe ich auf eine Verantwortung, die ich trage und der ich mich stellen möchte.
    Ein wichtiger Bestandteil ist demnach ein ethisches Leben.
    Ethik ist sowohl notwendig für die Mitwesen, und sie ist notwendig für mein Wohlbefinden. Ich gehöre jedenfalls zu den Menschen, die sich besser fühlen, denen es besser geht, wenn sie sich ethisch verhalten.


    Wesentlich ist für mich auch meine Neugierde: Ich scheine zu leben, warum soll ich das nicht erforschen? Das ist doch extrem spannend. Das ist selbst das Herumfliegen in einem Jumpsuit nur ein Abklatsch.


    Was hilft mir dabei?
    Zu durchschauen wie ich funktioniere. Und dann auf der Basis dieser Erkenntnisse zu leben. Die buddhistische Lehre beruht darauf, dass sich viele Menschen dieselbe Frage gestellt haben und zu bestimmten Ergebnissen gekommen sind, die sich im wesentlich decken. Ich bediene mich auf meiner Erforschung dieser unzähligen Erfahrungsberichte, Methoden und Wege, die dadurch für mich eine Orientierungshilfe bilden.
    Bisher habe ich alles wiedergefunden, was berichtet wird. Obwohl ich mit Sicherheit erst am Anfang stehe.


    Relaxter zu sein und mit den Unwägbarkeiten des Lebens besser zurecht zu kommen, ist so ziemlich das beste, was ich mir für mich wünsche. Damit bin ich für alles gewappnet. Mir kann nix mehr passieren. Und was andere Dinge anbelangt, Tod usw., ich lass mich überraschen.


    Zitat

    Religion beinhaltet doch auch immer Hoffnung für ein Leben nach dem Tod. Ist es so, dass das höchste Glück darin gesehen wird, das man nicht mehr existiert? Sich nicht mehr erinnert? Die Persönlichkeit auflöst?


    Sagen manche. Aber wenn da nix mehr ist, was sollte da noch Glück empfinden? Daher ist mir das egal.