Beiträge von Anandasa im Thema „Gehirn und Bewusstsein“

    fotost:

    Hättest Du ein Problem mit 'ein sich auf natürlicher Grundlage entwickelter "biologischer Automat", der versucht, aus Sinneseindrücken eine Wirklichkeit zu konstruieren'?


    Ich halte 'die Natur' nicht für eine handelnde Entität, die etwas schafft und einen Programmierer sehe ich auch nirgendwo. Solche Floskeln haben sich in der Sprache festgebissen, dahinter steckt ein bestimmtes Modell. Wenn das von Dir so gewollt ist, ist das ok.


    Auf die Geschichte mit dem Herzen verzichte ich in diesem Zusammenhang :grinsen:


    Die Lebewesen müssen um zu überleben manchmal sehr schnell auf externe Reize reagieren (da will mich jemand auffressen, da gibt es was zu fressen, etc.). Um möglichst schnell reagieren zu können, werden diese Abläufe verinnerlicht. Das hat die Natur im Verläufe der Evolution durch Selektion oder wie auch immer optimiert. Ein außenstehenden Programmierer gibt es somit nicht. Ganz genau.


    Ich meine mit dem Herzen, dass der Mensch ein Rudeltier ist und deswegen soziale Fähigkeiten entwickelt hat. Außerdem hat er von den drei Hirnrinden, die evolutionsgeschichtlich ancheinander entstanden sind, alle drei und mit der dritten auch die geistige Fähigkeit zur Enthalpie.

    pops:

    Die grundsätzliche Frage aber (die ja auch die Existenzphilosophie stellt), wie es überhaupt dazu kommt, dass wir den Sinneseindrücken (es sind ja nur die, die ersteinmal "da sind") quasi ersteinmal "ausgeliefert" sind, und wir NUR DESWEGEN unter anderem physikalische Forschung betreiben "können", weil wir überhaupt erst DESWEGEN (die existentielle Grundsituation: "Da ist etwas") in die Lage versetzt werden, da eine "Welt" oder ein "Ich" zu vermuten, wird nicht gestellt, kann nicht gestellt werden, da "die Naturwissenschaften" damit eingestehen müssten, dass sie existenzielle Fragen (z.B. "Bewusstsein") eigentlich nicht beantworten können.


    Ich denke auch, dass sie nicht gestellt wird, weil der Mensch dann einsehen muss, dass er von seinen Anlagen her auf der Stufe der Tieren steht. Er kann zwar komplizierte mathematische Probleme lösen, ist aber dennoch eine von der Natur so geschaffener "biologischer Automat", der so programmiert ist aus Sinneseindrücken eine Wirklichkeit zu konstruieren wie bei allen anderen Tieren. Und das wollen viele nicht hören. Nur wer regelmäßig und beständig meditiert oder sonst Herz und Geist schult, kann der Reizwelt der Sinneseindrücke umlaufen und das auch nur mit viel Übung und Ausdauer. Der Mensch hat ein Herz (das haben verschiedene Tierarten auch, Trauer gibt es auch bei Tieren usw.). Daraus kann er etwas machen um seinem Leben einen Wert zu geben und sonst muss er ständig achtsam sein und üben um seinen Geist und sein Herz klar zu halten.

    Ellviral:

    Wenn Du die Lange Fassung gelesen hast gibt es hier eine noch besser zusammengerafft Fassung. http://www.palikanon.com/majjhima/kurt_schmidt/m001.htm


    Interessant ist hier was in dem Text von Kurt Schmidt unter der Fußnote [1] vermerkt ist:

    Zitat

    Hier folgt [vermutlich] jedesmal eine Einschaltung aus späterer Zeit: «Wenn er Geister (bhūtā), himmlische Wesen (devā). Götter von sechs Götterklassen, Denkgebilde der abstrakten Versenkungen, wie das Gebiet der Raumunendlichkeit usw., Gegenstände der Sinne, ferner Einheit, Vielheit, Allheit und das Nirvana wahrnimmt, dann denkt er. . . (wie oben) . . . sage ich.» - Es war die literarische Manier einer späteren Zeit, ältere Texte mit solchen Aufzählungen <auszuschmücken>, ohne Rücksicht darauf, daß es widersinnig ist, anzunehmen, ein gewöhnlicher Mensch könne die Götter, die Raumunendlichkeit oder gar das Nirvana <wahrnehmen>.


    Ich kriege langsam den Verdacht, dass ich mit dem Pali-Kanon noch mehr aufpassen muss als ich bis jetzt gedacht habe. Ehrlich gesagt scheint mir das Milindapanha viel klarer und näher an dem zu sein, was der eigentlichen Lehre Buddhas entsprechen muss wenn man durch die Ausschmuckungen und Inkonsistenzen hindurch versucht einen Kern der Lehre zu erkennen.


    Zu Weihnachten in der Kirche ist mir aufgefallen, dass der Pfarrer eigentlich ständig nur von Gott geredet hat. Was Jesus anging (ähm, Weihnachten ist die Feier zur Geburt von Jesus ...) gibt es da das Kindlein in der Krippe, das man gerne verwendet um die Existenz Gottes zu belegen. Im Christentum muss es früher auch um Jesus gegangen sein, sonst wären nicht der Name Christentum entstanden. Heute wäre eher der Name Gott-tum passend, da es v.a. um Gott geht und kaum um Jesus. Irgendwann haben die Pfaffen den ursprünglichen Religionsschöpfer Jesus in den Hintergrund geschoben und das scheint mir im Buddhismus auch passiert zu sein. Das Milindapanha liest sich ganz anders als der Pali-Kanon. In dem wimmelt es nur von Tathagatas, Äonen, Devas und allem möglichen Kram, der dann zur Hauptsache gemacht wird. Ich übertreibe jetzt ein bisschen, aber zu einem gewissen Teil sehe ich das schon so.