Beiträge von K-Dorje im Thema „tibetische Rezitation“

    Nachdem ich beim Fremdsprachenlernen in der Schule mitbekommen habe, dass bei Übersetzungen gelegentlich ein wenig ursprüngliche Bedeutung verloren geht, habe ich begonnen, darauf auch bei meiner buddhistischen Praxis zu achten. Eine erste überraschende Erkenntnis war damals für mich, dass, im Tibetischen statt Vajrasattva immer 'Bendsa sato' gesagt wurde. Später habe ich gelernt, dass das mit dem nichtexistenten F im tibetischen Alphabet zusammenhängt. Aber Vajra und sattva haben im Sanskrit noch eine eigene Bedeutung, Bendsa und sato im Tibetischen schon nicht mehr. Gar nicht zu reden davon, wie die Namen/Mantras bei der weiteren Übertragung ins Chinesische und Japanische 'gelitten' haben. Und das sind nicht immer nur Feinheiten in der Aussprache. Die Frage, ob Dakini und Khandroma exhaustiv dasselbe bedeuten, wird in der Sangha kontrovers diskutiert.Und es gibt auch keinen allgemein anerkannten englischen oder deutschen Begriff, der alles exakt trifft. In welcher Sprache wollte/sollte ich nun selbst praktizieren? Ich habe mich letztlich entschieden, zu versuchen, möglichst nahe an die Ursprünge meiner jeweils persönlich praktizierten Übungen heranzukommen. Bzgl. Vajrasattva arbeite ich seither mit der Sanskritversion. Bei den großen Tantras versuchte ich nach der Einweihung ebenfalls, das Sanskrit ausfindig zu machen, weil sie zuerst außerhalb von Tibet praktiziert wurden. Bei den Pujas zusammen mit Anderen muss ich an den Stellen natürlich immer etwas leiser rezitieren, damit es nicht stört. Für Padmasambhava hingegen habe ich mich klar für die tibetische Version entschieden, weil er seine zentralen Lehren dort verbreitete und sie dort zum ersten Mal niedergeschrieben wurden. Am Ende mag die Sprache aber gar nicht das Entscheidende sein, denn sie ist nur ein Hilfsmittel, um den Schüler auf das aufmerksam zu machen, was es eigentlich zu verwirklichen gilt. Das ist aber letztlich wohl unaussprechlich.