Beiträge von Nils im Thema „Gibt es "böse Buddhas"?“

    fotost:

    Wäre danach nicht Buddha, der sehr wohl in der Welt gehandelt hat (45 Jahre Lehrtätigkeit, Aufbau eines großen Ordens) kein Buddha in Deinem Sinne?

    Es kommt darauf an wie er gehandelt hat. Es könnte sein, dass er zwar keine neuen Handlungsimpulse gebildet hat, aber alte geistige Reaktionen noch in ihm vorhanden waren. Dann hat er reflexartig reagiert. Das tuen viele Erleuchtete. Möglicherweise ist die Identitätsbildung auch ein Reflex, der irgendwann erlöscht.


    Desweiteren gibt es die Möglichkeit egolos zu handeln. Man kann immer zum Wohle der Mitwesen handeln. So verstehe ich den Bodhisattvaweg. Auf diesem Weg kann man Erleuchtung und äußeres Handeln verbinden. Man bildet die Identität eines Vater oder Mutters aller Wesen. Amritanadamayi hatte bei ihrer Erleuchtung die Wahl zwischen einem ruhenden Buddha und einer aktiven Mutter aller Wesen. Sie konzentriert sich auf das Leid der Welt und kann handeln.


    Ich persönlich glaube, dass es viele Stufen der Erleuchtung gibt. Man kann ewig spirituell wachsen. Je weiter man kommt, desto inaktiver wird man.

    IkkyuSan:

    Hallo, mal eine Frage in die Runde: Gibt es so etwas wie "böse Buddhas"? Oder vielleicht anders: Gibt es Buddhas, die sich dazu entschlossen haben, nicht mehr Buddhas zu sein? Die vielleicht die Götterwelt vorzogen, oder tatsächlich wieder in Samsara eingetaucht sind?


    Aus meiner Sicht gibt es böse Buddhas. Ein Buddha lebt mit seinem Bewusstsein im Nirvana (im Licht, in der Ruhe, Einheit, Glückseligkeit). Er hat kein Ego und keine Identität. Er kann deshalb auch nicht in der Welt handeln. Er hat keinen Antrieb. Wenn er in der Welt handeln möchte, braucht er eine Identität. Als Erleuchteter kann er sich frei eine Identität wählen. Er kann die Identität eines Guten oder eines Bösen annehmen. Wenn sein Geist vor seiner Erleuchtung positiv trainiert worden ist, wird er zu den Guten neigen. Deshalb ist die Schulung positiver Eigenschaften vor der Erleuchtung so wichtig. Es gibt aber auch spontane Erleuchtungen, bei denen ein Mensch seine bisherigen Charaktermerkmale behält. Da er als Erleuchteter viel Macht hat, kann er dazu neigen alle seine negativen Bedürfnisse auszuleben. Er ist sozusagen ein inkarnierter Teufel. Er muss aber nicht vollständig negativ sein. Er kann bestimmte positive und bestimmte negative Eigenschaften haben. So gibt es viele Erleuchtete, die merkwürdige Macht-und Sexspiele veranstalten.


    Man kann natürlich sagen, dass sind keine Buddhas. Sie sind nicht vollständig erleuchtet. Dann definiert man durch einen Trick das Böse weg. Die Wahrheit ist, dass das Spiel des Guten und des Bösen nur auf der Ebene der Dualität existiert. Ein Buddha hat sich aber über diese Ebene erhoben. Er kann sich völlig frei in dieser Ebene bewegen. Warum sollte er die Identität des Bösen annehmen? Warum sollte er ein sogenannter verrückter Heiliger werden? Weil das manchmal hilfreich ist Egostrukturen zu zerschlagen.