Beiträge von Waldler im Thema „Fragen zum (japanischen) Shin-Buddhismus“

    Lieber Bankei,


    da hast Du Recht. Ich habe tatsächlich nicht zwischen Shin-Buddhismus und Jingtu-Zong gleichgesetzt. Danke für die Korrektur.


    EVENTUELL könnte man als Lektüre das Buch "Die Lehre Buddhas" vom Bukkyo Dendo Kyokai empfehlen. Eine deutsche Übersetzung ist im Eko-Tempel in Düsseldorf zu bekommen und dort auch schriftlich zu bestellen. Kostet 10 Euro.


    Lieben Gruss


    DW

    Ich glaube, das geht vielen noch so. Obwohl ich mich keiner buddh. Lehrtradition zugehörig fühle, und seit Mitte der 80er Jahre versuche, den/einen/meinen buddhistischen Weg zu gehen, habe ich diese Brille hin und wieder auch noch vor meinen Augen. Wir wurden nun einmal christlich-abendländisch sozialisiert, das lässt sich nicht so leicht abschütteln (falls es überhaupt mal völlig gelingt...).


    Alles Gute auf Deinem Weg.


    DW

    Athos:


    Wenn ich das richtig verstehe, könnte man also sagen, dass der Shin-Buddhismus eher eine eigene Religion ist (da er ja auf eine ganz andere Person als Buddha Gautama Bezug nimmt)?


    Wenn man nur als "Buddhismus" die Lehren des Buddha Gautama akzeptiert, könnte man das so sehen (aber ich bin kein Spezialist für Amitabha-Buddhismus!!!)


    Zitat

    Da würde sich für mich naturgemäß die Frage stellen, ob Buddha Gautama in seinen Lehrreden auf Amithaba-Buddha Bezug genommen hat, bzw. ob er von dessen Wirken Kenntnis hatte.


    Das glaube ich nicht. Der Amitabha-Buddhismus entstand ca. im 5. Jahrhundert n.d.Z. (erste Ideen eines Reinen Landes bereits im 1.Jahrhundert), und ich persönlich glaube eher, dass Amitabha damals auch erst in die Geistesgeschichte eintrat ("erfunden" oder erfahren oder erkannt wurde). Er ist ein transzendenter Buddha, dessen Existenz oder Nichtexistenz letztendlich nicht wichtig war und ist.


    Zitat

    Anderenfalls würde es sich ja, und ich bitte, das nicht abwertend zu verstehen, bei dem Shin-Buddhismus um eine Art Abspaltung oder Sekte handeln (wie ja auch der Protestantismus erst viel später nach dem katholisch / orthodoxen "Original" entstanden ist, um mal bei Vergleichen mit dem Christentum zu bleiben). Oder aber es wäre eine völlig eigenständige Religion, die dem (klassischen) Buddhismus nur in Vielem ähnelt.


    "Sekten" sind letztendlich alle "Buddhismen" und die japanischen Buddhisten haben z.B. kein Problem damit, dieses Wort auch zu verwenden. Der Begriff "Sekte" ist ja nur im christlichen bzw. im monotheistisch-abrahamitischen Kontext eine Art "Schimpfwort", ansonsten bedeutet es Abspaltung, Veränderung, Modifikation einer Religion. Insofern ist Shin nicht mehr oder weniger "Sekte" als die tibetischen Schulen des Buddhismus, die japanischen usw.


    Zitat

    Ich bin (vermutlich fälschlicherweise) davon ausgegangen, dass Amithaba-Buddha zeitlich später zu verorten ist als Buddha Gautama, denn der Shin-Buddhismus wurde doch erst 1173 begründet. Das verwirrt mich jetzt etwas...


    Die Lehre vom Reinen Land entstand bereits im 5. Jahrhundert nach der Zeitenwende in China. Sie war dann viele Jahrhunderte in China präsent und kam dann nach Japan, wo 1198 "Jodo Shu" gegründet wurde, welche sich dann später zur Jodoshin shu weiterentwickelte (was man heute "Shin-Buddhismus" nennt). 1173 ist das Geburtsjahr von Shonin, dem Begründer der Jodoshin shu.


    Gruss

    Der Shin-Buddhismus ist schon "sehr anders" als Theravada- und Mahayana-Traditionen.


    Ganz grob:


    Das was Du aufzählst, ist für Shin- und Jingtu-Buddhisten (letztere gehören dem chinesischen Zweig des Shin-Buddhismus an, die beide als "Buddhismus des Reinen Landes" bezeichnet werden) eher unwichtig. Man respektiert den Buddha Gautama zwar als respektablen Lehrer und bemüht sich auch, ein Leben zu führen, das anderen nicht schadet und ihnen wohlgesinnt ist, aber für Shin- und Jingtu-Buddhisten ist Amitabha-Buddha (japanisch: Amida-Buddha) viel wichtiger, der dem Glauben des Shins/Jingtus nach lange vor dem Gautama gewirkt hat.


    Die "Erlösung" der Amitabha-Buddhisten basiert auf einem Gelübde, das Amitabha vor seiner Buddhaschaft gegeben hat, nämlich nicht eher zum Buddha zu werden, bis sicher sei, dass alle lebenden und leidenden Wesen erlöst würden. Und da er ja die Buddhaschaft erreicht HAT (sonst wäre er ja kein Buddha), glauben die Amitabha-Buddhisten, dass es vor allem der tiefüberzeugten Rezitation des Nembutsu (chin.:Nianfo) bedarf, um dank der "Anderen Kraft" nach dem Sterben ins "Reine Land" überzugehen, von wo es aus es nur noch eine Wiedergeburt (die Amitabhas sagen "Hingeburt") geben wird, die ins Nirvana. Das Nembutsu/Nianfo ist eine Anrufung, eine Rezitation, die " Namo Amida Butsu" (japanisch) bzw. "Amituofo" (chinesisch) lautet. Diesen Spruch sollte man regelmässig üben, aber nicht einfach nur daher rattern, sondern auch seine Wahrheit tiefinniglich empfinden. Besonders im Sterben sollte man das Nianfo sprechen, um eben die Hingeburt ins Reine Land "sicher" zu erreichen.


    Das war's es nun sehr grob.


    Falls Dich das Thema interessiert, empfehle ich Dir gern das Buch "Geburt aus dem Lotus - Jingtu-Der Weg des Lauteren Landes" von Roland Berthold aus dem Buddhistischen Studienverlag (kostet 18,90 Euro).


    Der Buddhismus des Reinen Landes ist wohl von allen Traditionen und Schulen der ungewöhnlichste. Die meisten Theravada-Buddhisten sehen in ihm auch keinen Buddhismus, und manche Buddhisten sprechen davon, dass diese Form eher dem protestantischen Christentum ähnelt als einer buddhistischen Schule. Ich selbst finde die Shins sehr sympathisch. Hätte ich irgendwelche "transzendenten" Ambitionen, würde ich sicherlich diesen Weg wählen.