Beiträge von void im Thema „Gedankenspiel: Arahant statt Bodhisattva“

    Stawrogin:

    Das ist mal eine sehr interessante Information bzw. Überlegung. Danke Void. Nur würde mich immer noch interessieren, was sich in der Praxis aber auch in Riten ändern würde, wenn es ein Ideal wäre ein Arahant zu werden und nicht ein Bodhisattva.


    Also das Ziel ist es vollständige Befreiung vom Leid zu erreichen. Jemand der vollständige Befreiung vom Leid erlangt hat, wird im Theravada ein Arhat genannt.


    Die Frage ob man Befreiung zum "Wohle aller Wesen" erlangt oder nicht, ist vermutlich nicht primär wichtig. Denn jeder Arhat würde ja sofort Befreiung zum Wohle aller Wesen erlangen, wenn das nötig wäre. Weil ein Arhat ja ohne Ego ist, würde er da keinen Moment zögern. Der einzige Grund warum im Thevada nicht jeder Arhat ein Buddha wird, ist, dass es ja im allegmeinen überhaupt nicht notwenig ist, die Lehre zu verkünden , da sie ja bereits verkündet wurde. Man geht nicht davon aus, dass freien Stellen als Buddha - also als Lehvrerkünder - die besetzt werden müssten, weswegen niemand egoistisch handelt, der sie nicht antritt. So wie ja auch nicht jeder Katholik Papst werden muss, weil es da nicht so viele braucht.


    Dasss ein Arhat Buddha werden müsste, wird nur durch die Vorstellung grechtfertigt, dass es unendlich viele Welten gibt und auf irgendeiner schon irgendein Buddha gebraucht wird, der da gerade mal wieder die Lehre verkünden müsste. Das Bodhisattvaideal basiert also darauf, dass weit entfernte Galaxien oder Pralleluniversen gibt, wo bei den Evoks und Wooukies alle tausend Jahre mal jemand gebraucht wird, der das Rad der Lehre neu anstösst. Was ja für sich betrachtet schon ein sehr abenteurlich abgeschweifter Gedanke ist.


    Aber auch wenn diese Begründung weit hergeholt ist, ist die daraus abgeleitete alles druchdringende Idee, dass man nie für sich selber übt, sehr positiv und sehr wichtig und sehr praxisrelevant. Weil die Idee man könne für sich selber üben und für sich selber Befreiung erlangen, sehr falsch ist, ist es wichtig, das Gegenteil zu betonen.


    Aber neimand, der einem Arhat nur nahekommt, kann so etwas ernsthaft annehmen. Den "egoistischen Arhat" gibt es gar nicht- er ist eine Fiktion. Und das Bodhisattvaideal, wo man dann bei den Wookies und Evoks Räder anstösst, kommt mir auch wie eine (mehr doer weniger heilsame) Fiktion vor. Letzendich gibt nur vollständige Befreiung jenseits von Kategorisierungen.

    Stawrogin:

    Nur rein als Gedankenspiel: Wie hätte sich Zen über die Jahrhunderte entwickelt wenn das "erstrebenswerte" Ziel die Arahantschaft wäre und nicht das Bodhisattva Ideal. Was würde sich ändern, was nicht?


    Als der Buddhismus nach China kam, hatte er zunächst große Probleme, weil das ganze Ideal der Entsagung in China nicht als etwas Positives aufgefasst wurde sondern als etwas, was Menschen davon abhielt ihre Pflicht gegenüber Ahnen, Gesellschaft, Staat und Familie zu tun. In China wird Weltflucht nicht geachtet und der Weise ist derjenige, der in einem harmonische Gleichgewicht mit der Welt steht. Ich kann mir vorstellen, dass diejenigen Schulen, die größere Betonung des Ziel der Arahantschaft gesetzt haben, sich in China nicht druchsetzen konnten.