Beiträge von Doris im Thema „Kamma / Karma“

    Ellviral:
    Doris Rasevic-Benz:


    Also mal so richtig die Sau rauslassen, einem eins drüberhauen, weil man richtig sauer auf den ist, so ganz bewusst, und dann ist es wieder gut? :grinsen:

    Wenn es bewusst ausgelöst wird ja sogar gezielt gewollt ist kann dieses gewollte Gewitter sehr reinigend sein. Im Gegensatz das zu ein sich scheinbar zufällig entladendes Gewitter meist Spuren hinterlässt die ein neues erzeugen können.


    Das kann es, aber die Gefahr ist groß, dass es mehr Schaden anrichtet. Es ist reine Glückssache, wenn das Gegenüber das "Gewitter" positiv nützt. Der rumbrüllende Partner lässt nicht seine angestauten Emotionen heraus, sondern zerstört das Vertrauensverhältnis. Außerdem führt das zu einem Gewöhnungsfaktor: Man lernt nicht sich zu beherrschen, sondern wird von den Emotionen beherrscht.


    Manchmal wir das Rauslassen in einer Therapie als Fortschritt begrüsst. Aber nicht, weil es ums Ausleben geht, sondern weil es wichtig ist, an verborgene Anteile zu kommen, um diese anzuschauen.


    Niemand behauptet, dass Emotionen unterdrückt werden sollen. Die Frage ist, wie teile ich sie mit. Es ist manchmal notwendig, dass wir sie äußern. Es ist nicht notwendig sie der Umwelt aufzudrücken.
    Ich weiß, in den Köpfen herrscht das Bild des Ventils und den Überdrucks, aber das funktioniert nicht so. Mir ist übrigens keine Aussage von einem Meister bekannt, der das "Rauslassen" propagiert.

    Zitat

    Doris: Was ist, wenn die Katharsis nicht blind, sondern bewusst und gezielt ausgeübt wird?


    Also mal so richtig die Sau rauslassen, einem eins drüberhauen, weil man richtig sauer auf den ist, so ganz bewusst, und dann ist es wieder gut? :grinsen:

    Zitat

    Darum geht es doch vornehmlich im Buddhismus.


    Nein. Es geht nicht um das "eigene" Leid, sondern um das Leid schlechthin. Es wird kein anderes Wesen ausgeschlossen.


    Zitat

    Nehmen wir an ich bin in Gesellschaft von Menschen, die mir nichts gutes wollen. Ist es da immernoch eher angebracht "gut" zu diesen mir feindlich eingestellten Menschen zu sein? Das wäre für mich sehr analog zu dieser christlichen Version von Nächstenliebe, die eine totale Selbstaufgabe beinhaltet und einen völlig unterwürfigen, irrationalen Pazifismus.


    Ja, ist angebracht. Es gibt keinen Grund die Feindseligkeit anderer aufzunehmen und fortzuführen. Was aber nicht bedeutet, sich nicht schützen zu dürfen. Das ist aber etwas völlig anderes ob Du sagst: "Du bist böse zu mir, und deshalb bin ich jetzt böse zu dir." als "Du verhältst dich schädigend, ich wehre das ab." Außerdem wird bei ersterer Haltung ignoriert, dass schädliches Verhalten aus Unwissenheit geschieht und Mitgefühl wäre da angebrachter. Und wenn wir was ändern wollen, dann dürfen wir uns nicht derselben Mittel bedienen.


    Wie Du die Gesellschaft erlebst, erlebe ich ganz anders. Nicht dass es das nicht alles gäbe, aber die meisten Menschen erfahre ich als mitfühlend und solidarisch. Außerdem kann ich um Hilfe bitten. Bisher gab es immer jemanden, der mir geholfen hat. Gegen Einsamkeit hilft am besten aktiv werden. Und wenn man gerade nicht einsam ist, dann kann man die Augen auf machen und nach Leuten Ausschau halten, die einen benötigen können. Dann ist schon mal mindestens einer weniger einsam.


    Die Katharsis in der Emotionen blind ausgelebt werden, fruchtet nicht. Wichtig ist die Bewusstwerdung der Emotionen und sie auszuhalten lernen. Dann kann man eine Menge Techniken anwenden, um diese abzubauen und zu ersetzen und nützlich anzuwenden. Im Laufe der Zeit werden viele Emotionen nicht mehr getriggert, man wird gelassener und freundlicher. Rachegedanken z.B. können im besten Fall dann gänzlich verschwinden und Mitgefühl Platz machen oder man kann es aushalten bis sie wieder vergehen, ohne zum Messer zu greifen.

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    Sagen wir ich verschaffe mir durch Täuschung, Manipulation und Lügen Vorteile. Inwiefern ist das hinderlich für meine sprituelle Entwicklung? Solange ich dabei keine Reue empfinde. Diese und andere Fragen beschäftigen mich, wenn es ethische Aussagen Buddha's betrifft. Es klingt natürlich immer schön, wenn eine Religion "predigt" man sollte möglichst nett und lieb zu seinen Mitmenschen sein. Aber für mich verlangt das nach einer rationalen Basis WARUM es bitte dem spirituellen Weg hinderlich sein sollte, wenn man kein guter Mensch ist.


    Das ist ganz einfach:
    Der spirituelle Weg ist immer ein Weg, der das Wohl der Wesen im Sinne hat. Da geht es nicht nur um die eigene "Erleuchtung". Es ist geradezu ein Bestandteil, dass erkannt wird, dass alles miteinander verwoben ist.
    Darüberhinaus hat es einen praktischen Sinn: Wenn man alles nur für sich macht, dann verharrt man in der Illusion, dass es ein unabhängiges Ich gibt. Die Dinge, die Du oben erwähnst, werden aus dieser Illusion heraus getan. Simpel erklärt: Ich kann nicht zum Ziel haben, mit dem Rauchen aufzuhören und weiter rauchen um mit dem Rauchen aufzuhören und das als Raucherentwöhnung deklarieren.
    Der "spirituelle Weg" und Ethik gehören untrennbar zusammen. Das sind nur künstlich zwei verschiedenen Dinge.


    Manchmal kommt man in Versuchung zu denken, dass ethisches Verhalten banal ist – wer von uns meint schon von sich ein Mörder, Betrüger, Vergewaltiger, Schläger, Bankräuber, Hochstapler usw. zu sein. Du schreibst ja selber von "predigen". Die Neigung dies als "sauertöpfisch, simpel, moralinsauer, banal" usw. abzutun ist groß – "immer diese Spielverderber". Aber halte Dich mal dran. So richtig und konsequent. Wenn Du das schaffst, dann brauchst Du keinen weiteren "spirituellen Weg" mehr.