Beiträge von Doris im Thema „Gelassener Umgang mit Handwerkern“

    void:

    Das Spiegelbild des unzuverlässigen Handwerkers ist der unzuverlässige Kunde.


    Und da hat sich ja in den letzen Jahrzehnten sehr viel verändert. Gerade durch das Internet wurde ja die Vergleichbarkeit immer größer, und wenn man eine grösseren Auftrag hat, kann man Handwerker gegeneinander ausspielen und mit Dumpingpreisen abspeisen. Auch gibt ja ganze Portale für Schwarzarbeiter und Hobbyhandwerker. All dieses Denken in Kurzfristigkeit und Dumping setzt Handwerker unter Druck und nimmt ihnen den Puffer um etwas abzufedern. Wo man früher mittelfristig planen konnte, gibt es heute das Prinzip "Friss oder Stirb". Entweder du bist heute spotan um 8 da, oder wer anders kriegt den Auftrag. In so einer Situation muss man sich dann entscheiden, ob man anständig-blöd ist, und brav zu dem geht, mit dem man heute eigentlich einen Termin hat, oder ob man Druck und Rücksichtlosigkeit an denjenigen der nur mit einem Kleinauftrag winkt weitergibt.


    Allerdings ist ein Handwerker in der Regel auch darauf angewiesen, einen guten Ruf zu haben. Jedenfalls betrifft das kleine Betriebe. Wer einen guten Handwerker gefunden hat, der wird ihn sicher weiterempfehlen. Wie gut einer ist, das zeigt sich u.a. darin, dass er den kleinen Kunden nicht vernachlässigt, sondern ihm mit derselben Sorgfalt zu Diensten ist.
    Die Aufgabe des Kunden besteht dann meine Meinung nach darin, mit dem Handwerker schon im Vorfeld gut zu kommunizieren, sich beraten zu lassen, seine Arbeit zu unterstützen, sich für die geleistete Arbeit zu bedanken und die Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen. Ganz toll sind dann eine gute Bewertung und eine Empfehlung.


    Mit den Preisen habe ich so Probleme. Nicht weil ich nicht zahlen wollen würde, im Gegenteil. Ich bin ja selbst darauf angewiesen. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass sich manche Leute die Kosten schlicht nicht leisten können. Wenn da ein Rohr kaputt ist und das kostet einen Tausender, haben viele Leute einfach nicht das Geld für einen anständigen Fachbetrieb. Ich rede jetzt nicht von denen, die lieber in den Urlaub fahren als anderen Leuten einen angemessenen Lohn zu bezahlen, sondern von denen, die wirklich kein Geld haben. Heutzutage gibt es, zumindest in den Städten, immer weniger "Bekannte", die dann so was fachgerecht für einen Kasten Bier oder gegen eine vergleichbare Dienstleistung reparieren können ("Dafür helfe ich dir im Oktober beim Holzmachen." …).

    Es geht doch nicht darum, dass eine eine Stunde zu spät kommt, oder dass das Essen kalt auf den Tisch kommt. Hier hat sich jemand einen Tag frei genommen, und ein Handwerker, von dessen Fähigkeiten man abhängig ist und er Geld verdienen möchte, hat sich nicht an seine Zusage gehalten.
    Natürlich ist das keine Weltuntergang, die Erde dreht sich munter weiter.
    Sich aber einen Tag freizumachen, ist nicht immer leicht. Nicht immer kann man dann sagen: "Ach, ich mach dann halt was anderes." Zuverlässigkeit ist schon eine nicht zu vernachlässigende Tugend.


    In der Regel ist es kein Versehen, wenn einen der Handwerker sitzen lässt.
    Wenn er sich gar nicht meldet, dann könnte es natürlich auch sein, dass er im Krankenhaus liegt oder gar tot ist. Dann hat man als Auftraggeber zwar Pech gehabt, aber der Betroffene ungleich mehr und das werden die meisten einsehen.
    Hat er lediglich den Termin vergessen, dann ist er zumindest nachlässig und sein Geschäftsgebaren lässt zu wünschen übrig. Normalerweise ist man dann zumindest telefonisch erreichbar, in Deutschland gibt es nicht so viele Funklöcher …
    Hat er sich mit seiner Arbeitszeit verkalkuliert und meldet sich nicht, ist das ebenfalls mieses Geschäftsgebaren.


    Ich habe mal einen Maler für meine Wohnung bestellt. Dafür habe ich mir eine Woche Urlaub genommen und die Wohnung ausgeräumt, die Katzen an einem anderen Platz untergebracht. Und dann habe ich gewartet. Als er am vereinbarten Termin nach ein paar Stunden noch nicht da war, habe ich mal angerufen. Seine Frau war am Telefon und sie hat gesagt, er würde sofort anrufen, wenn er wieder da wäre. Ich bin ein geduldiger Mensch und habe für vieles Verständnis. Ein, zwei Tage später, das wäre zwar blöd für mich gewesen, weil ich dann nicht bis Urlaubsende fertig geworden wäre, aber Verzögerungen können vorkommen, das kenne ich selber. Nur, der Mann hat sich überhaupt nicht gemeldet und durch seine Frau jedesmal ausrichten lassen, er käme am nächsten Tag. Das Spielchen ging die ganze Woche so. Ich saß eine Woche in der Wohnung, konnte nichts tun, nicht einmal einkaufen, weil er ja ausrichten ließ, er käme. Kein Rückruf, keine Entschuldigung … nada.
    Ich musste letztendlich meinen Urlaub verlängern und einen Malerbetrieb suchen, der sofort kommen konnte, und hatte Glück, weil das nicht selbstverständlich ist. Den anderen Maler habe ich bei der Innung, bei der IHK und bei seinem größten Auftraggeber, der Eigentümerin der Wohnanlage angezeigt.
    Danach habe ich nie wieder daran gedacht, bis zu diesem Thread heute.


    Besonders geärgert habe ich mich damals nicht. Das hätte mir schließlich nicht weitergeholfen. Ich habe einfach nur getan, was ich in der Situation tun konnte, und dazu gehörte auch, das Verhalten nicht einfach durchgehen zu lassen. :D