Beiträge von Sudhana im Thema „Zen-Meister Dōgen und das Üben der Zeit.“

    Festus:

    Ich werde mir mal verschiedene Text zum Ū-Ji ansehen.

    Ich finde da Masao Abes Hinweis, dass (die Shōbōgenzō-Kapitel) Uji, Busshō und Gyōji einander ergänzen bzw. sich wechselseitig erläutern, hilfreich:

    Zitat

    Dōgen's view of time and space cannot be understood apart from his standpoint of Buddha-nature. It also cannot be grasped aside from his standpoint of continuous practice. Unless we speak from within the standpoints of Buddha-nature and continuous practice, any discussion of Dōgen's view of time and space, however finely detailed, must remain casual and uncertain. The standpoint of Buddha-nature is really the standpoint of "whole-being Buddha-nature" (shitsuu-busshō), or, if we investigate it further, the standpoint of "impermanence-Buddha-nature" (mujō-busshō). Apart from this standpoint, Dōgen's doctrines of "being-time" (uji) and "nothing concealed in the entire universe" (henkaifusōzō) probably cannot be understood correctly. The standpoint of continuous practice is the standpoint of the "unceasing circulation of continuous practice" (gyōji-dōkan) or the "spontaneous manifestation of continuous practice" (gyōji-genjō). Apart from this standpoint, Dōgen's doctrines of the "absolute now" (nikon) and the "true person revealed in and through the whole universe throughout the ten directions" (jinjippōkai shinjitsu jintai) cannot be grasped correctly.

    Konsequenterweise behandelt Abe in seiner "Study of Dōgen" (State University of New York Press 1991; findet man auch im Netz als PDF) zunächst shushō-ittō (die Einheit von Übung und Erlangen), dann busshō (Buddhanatur) und erst dann - darauf aufbauend - uji (Sein-Zeit).


    Eine sehr knappe aber dennoch lesenswerte Einführung in den Begriff 'uji' des Ehrw. Seijun Ishii auf Deutsch kann man hier finden. Ansonsten wäre im deutschen Sprachraum natürlich Rolf Elberfeld zu nennen, der ja gemeinsam mit Ryōsuke Ōhashi das Uji-Kapitel zusammen mit einigen anderen übersetzt und erläutert hat (Dogen: Shobogenzo – Ausgewählte Schriften. Anders Philosophieren aus dem Zen. Zweisprachige Ausgabe. Übersetzt, erläutert und herausgegeben von Rolf Elberfeld und Ryōsuke Ōhashi. Verlag Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstadt 2006). Die Elberfeld / Ōhashi - Übersetzung benutzt ja auch Gerhardt Staufenbiel - warum er freilich Elberfeld verschweigt und nur Ōhashi nennt, verstehe ich nicht so recht. Ansonsten hat Rolf Elberfeld bereits mit einer Schrift über die Phänomenologie der Zeit im Buddhismus habilitiert, die u.a. eine Satz-für-Satz-Interpretation von Uji enthält (Rolf Elberfeld, Phänomenologie der Zeit im Buddhismus. Methoden interkulturellen Philosophierens. Verlag Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstadt 2004). Sie liegt mir selbst nicht vor, aber hier eine Rezension dazu.


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    Lucy:

    Ist das Bild vom Grund des Ozeans im Zen tatsächlich eins für Verzweiflung und Unklarheit?

    Es ist für Herrn Staufenbiehl ein solches Bild. Das ist ein Unterschied.


    Der zitierte "alte Buddha" ist Yueshan Weiyan: "Wir sollten auf dem Gipfel des höchsten Berges stehen, den Boden des tiefsten Ozeans beschreiten". Das sind zwei Arten von Sein und Dogen sagt, indem er diese Aussage abwandelt, dass jede Art von Sein (vom Extrem "Stehen auf dem Gipfel des höchsten Berges" zum Extrem "Gehen auf dem Grund des tiefsten Ozeans") unauflöslich mit der ihr eigenen Zeit verbunden ist. Sicher gibt es auch eine Sein-Zeit von "Verzweiflung und Unklarheit". Um die geht es nun Herrn Staufenbiehl und da wendet er die Metapher auf seine Weise an.


    Man interessiert sich gerne für Extreme. Wichtiger - weil von konkreter Bedeutung für unser eigenes Leben - ist jedoch das, was zwischen ihnen liegt.


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