Beiträge von fotost im Thema „Die meisten Menschen werden als Tier, Hungergeist oder Höllenwesen wiedergeboren!“

    Frieden-und-Freude:

    ...
    Von all diesen moralischen Fragen abgesehen:
    Funktioniert dieses Angstmachen überhaupt als Motivationshilfe?
    Ich glaube, es führt nicht zu menschlichem Wachstum, Einsicht und liebende Güte, Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen.


    Ganz ehrlich - ich weiß es nicht. Was ich aber denke zu wissen, einige sind durch Einsicht nicht, oder wenigstens nicht immer zu motivieren, auf anti-soziale Aktivitäten zu verzichten.


    Der Ausgangsgedanke der Lehre ist doch, daß in einem 'Urzustand' Hass, Gier und Dummheit uns im Griff haben und viele erleben dies über lange Zeit nicht als leidvoll. Es ist empirisch fast nicht festzustellen, ob religiös motivierte Angstmacherei funktioniert. Menschen haben immer Gewalttaten verübt. Der Ansatz der Aufklärer - "Seht ihr, die Angstmacherei funktioniert nicht!" Der Ansatz der Religiösen - "Seht ihr wie nötig wir sind, ohne die Angstmacherei wäre alles noch viel schlimmer!"


    Buddhismus, wie ich ihn verstehe ist keine moralinsaure Veranstaltung, sondern eine sehr praktische Anleitung für ein gutes eigenes Leben, die in größerem Umfang umgesetzt auch zu einem angenehmen Zusammenleben führen kann.


    Frieden-und-Freude:

    Deshalb glaube ich weiterhin, dass diese Aspekte erst im Laufe der frühbuddhistischen Missionierung und Propaganda betont wurden. (Ähnlich wie der beginnende Personenkult um den Buddha, den er selbst völlig abgelehnt hat.)


    Nun, das sollen Indologen und Buddhismusforscher klären.
    Bei den Höllenbeschreibungen im PK, die an passiv-aggressivem Sadismus alle katholischen Fegefeuertexte weit überschreiten, kann ich mir allerdings tatsächlich nicht vorstellen, daß ein Buddha dies in dieser Form geäußert hat, nicht einmal als 'geschicktes Mittel' mit symbolischen Unterton.

    Monikadie4.:

    ...
    Ich weiß, ein Thema, das hier schon gefühlte 10000 x durchdiskutiert wurde. Aber mir wird dabei immer klarer, dass es sich um Symbolsprache handelt. Entweder ICH muss mich davor fürchten und ordentlich anstrengen oder ICH handel einfach aus Überzeugung betreffend dieses jetzige Leben nach den Regeln, aber fürchte mich vor keiner Zukunft die schlimmer sein soll als das Leben hier auf Erden.
    _()_


    Zitat

    Mit einem derart von Haß und Übelwollen freien, also unbeschwerten, also geläuterten Geiste ist dem edlen Jünger noch bei Lebzeiten vierfacher Trost gewiß:
    'Gibt es eine andere Welt und gibt es eine Frucht, ein Ergebnis guter und schlechter Taten, so ist es möglich, daß ich beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, auf glücklicher Daseinsfährte erscheine, in himmlischer Welt' - dieses ersten Trostes ist er gewiß.
    'Gibt es aber keine andere Welt und keine Frucht, kein Ergebnis guter oder schlechter Taten, so lebe ich eben hier in dieser Welt ein leidloses, glückliches Leben, frei von Haß und Übelwollen' - dieses zweiten Trostes ist er gewiß.
    'Wenn nun einem Übeltäter Übles widerfährt, ich aber gegen niemanden Übles im Sinne habe wie kann da wohl mir, der ich nichts Übles tue, Unheil widerfahren?' - dieses dritten Trostes ist er gewiß.
    'Wenn aber einem Übeltäter nichts Übles widerfährt, so weiß ich mich hier eben beiderseits rein' - dieses vierten Trostes ist er gewiß.


    Mit einem derart von Haß und Übelwollen freien, also unbeschwerten, also geläuterten Geiste ist dem edlen Jünger noch bei Lebzeiten dieser vierfache Trost gewiß.«


    http://www.palikanon.com/angutt/a03_062-066.html A.III. 66 Die Rede an die Kālāmer


    Auf den unbeschwerten Geist _()_
    :rainbow:

    Ellviral:
    kal:

    Immer diese Wiedergeburten.. ich glaube nicht an die Wiedergeburt in ein nächstes Leben als X (für X steht ein beliebig einzusetzender Begriff).
    Sowas hat Buddha nie gelehrt!

    Vielleicht hat Buddha ja einfach mit Wiedergeburten gemeint das er seine unterschiedlichen Leben erkannt hat. Vom Beginn seiner Geburt an. Ich habe auch schon viele Leben gelebt und mir reichen die in diesem lebend Sein vollkommen aus. Da brauch ich nicht auch noch die von meinem Gehirn durch mein Glauben wollen erzeugten.
    ...


    Sigmund Freud hat das Hauptziel der Psychoanalyse so beschrieben

    Zitat

    Ihre Absicht ist ja, das Ich zu stärken, es vom Über-Ich unabhängiger zu machen, sein Wahrnehmungsfeld zu erweitern und seine Organisation auszubauen, so daß es sich neue Stücke des Es aneignen kann. Wo Es war, soll Ich werden.


    1933 GW 15


    Natürlich ist die Benutzung des Begriffs Ich (auch, wenn der hier genau wie bei Buddha vom Alltagsbegriff entfernt ist) unter buddhistischem Ansatz etwas unglücklich, aber ich denke es geht beides in eine ähnliche Richtung; genau in die von Helmut beschriebene. Ich habe meine Übereinstimmung damit schon früher deutlich gemacht.


    Ein Leben erkennen, ein Dutzend, Tausende. Am Ende die Chance in jedem Aufwachen, in jedem Atemzug.

    void:
    fotost:

    2.600 Jahre sind eine lange Zeit. Kulturelle Hintergründe und Sprache ändern sich.
    Ist das nicht eine der zentralen Aussagen der Lehre? Alle Dinge, alle Gebilde sind anicca. Veränderlich, nicht verharrend - werdend und damit vergänglich.


    Auch wenn man kein buchstäbliches Verständnis von Wiedergeburt hat, ist in dem von Buddha gesagten, eine tiefe Wahrheit vorhanden. Nämlich, dass der "menschliche Standpunkt" nur eine Ausnahme ist und nicht-menschliches Leben die Regel.


    Ich vermute, gerade, wenn man nicht eine buchstäblichen Übernahme von Ideen verfolgt, ist man eher stärker gezwungen, sich mit den nicht-buchstäblichen Inhalten zu beschäftigen.


    Mit ist klar, daß rein aus pragmatischen Gründen viele säkulare Buddhisten Begriffe wie Wiedergeburt gern vermeiden. Das beendet aber keine Fragen.


    Auch die Anleitung Buddhas, daß es Fragen gibt, die zu erwägen unweise ist hat wenig geholfen :grinsen:

    Monikadie4.:
    fotost:

    Dabei könnte man darüber nachdenken, daß Buddha und die Mönche, die diese Texte aufgeschrieben haben, von der Existenz von 99,9999% aller Tiere noch nicht mal eine Ahnung haben konnten :grinsen:


    Da Buddha die Texte nicht aufgeschrieben hat, glaube ich auch nicht, dass er all diesen Unsinn wortwörtlich gemeint hat. Das ist Angstmache - genau wie die Ablassbriefe im Mittelalter, um Menschen zu "bekehren".


    Liebe Monika,


    2.600 Jahre sind eine lange Zeit. Kulturelle Hintergründe und Sprache ändern sich.
    Ist das nicht eine der zentralen Aussagen der Lehre? Alle Dinge, alle Gebilde sind anicca. Veränderlich, nicht verharrend - werdend und damit vergänglich.