Lieber fotost,
so sehe ich das exakt auch. Das Problem ist nur eine Frage der Sprache. "Glaube" ist ein Wort, bei dem eigentlich jedes Mal definiert werden müsste, in welchem Kontext man es gerade verwendet. Das "glaube" in "Ich glaube, ich habe Hunger" ist ein ganz anderes als in "Ich glaube an Gott". Mal bedeutet es so viel wie "denken", mal wie "anvertrauen", mal "akzeptieren" usw.
Ich gehe auch keineswegs an dem Thema "Wiedergeburt" vorbei. Im Gegenteil, Karma und Wiedergeburt sind die Themen, in die ich mich neben der Anatta-Frage am meisten beschäftigt habe. Aber meine bisherigen Überlegungen sind, dass ich diese Lehre als reales Wiedergeburtsgeschehen nicht annehmen und akzeptieren kann und auch nicht muss, um den Weg des Buddha zu gehen. Dass mein Handeln Folgen hat, und ich diese Folgen in Zukunft irgendwann zu tragen habe, ist für mich Fakt. Und für mich ist auch Fakt, dass das, was ich heute bin und tu und denke Folge dessen ist, was ich in meiner Vergangenheit einmal getan, gesagt, gedacht habe. Aber dieses "in der Vergangenheit" geht nicht vor meine Geburt zurück und das "in Zukunft" geht nicht über meinen Tod hinaus. Das kann ich nicht "annehmen" (wenn Dir dieses Wort lieber als "glaube" ist...).
Wenn man aber das Ganze so sieht, dass ich heute, als Mann von bald 66 Jahren ein GANZ anderer bin und auch ein GANZ anderes Leben führe als der Mann von 30, der ich einmal war, dann KÖNNTE man meinen jetzigen "Zustand" durchaus als eine "Wiedergeburt" dessen sehen, der ich mal war. Und der 80jährige, der ich hoffentlich irgendwann einmal sein werde, könnte eine Wiedergeburt dessen sein, der ich heute bin. Das hiesse, dass jeder Entwicklungsschritt (vor oder zurück!) eine Art Wiedergeburt für denjenigen ist, der diesen Schritt tut. Aber ich denke, DAS meinen die (meisten) Buddhisten nicht, wenn sie von "Wiedergeburt" reden, oder? Meinte es der Buddha???
LG
DW