Beiträge von Karnataka im Thema „Tod und Wiedergeburt aus tibetischer Sicht, Quellen und Dialog“

    Anmerkung: Bewusstseinskontinuum meint keine bloß statische Qualität der Wirklichkeit, wie sie ein subtiles 5-Farben-Licht darstellen könnte.


    Dies ist in Hinsicht auf Karma bedeutsam. So schreibt der DL:


    Zusätzlich zum vorangehenden Bewusstseinskontinuum, das die substantielle Ursache für das spätere Bewusstsein ist, können sich auch latente Neigungen in Bewusstsein verwandeln; es gibt also zwei Arten substantieller Ursachen für die Entstehung des Bewusstseins.

    Zu beachten ist auch, dass das klare, unsterbliche Licht als ein Bewusstseinskontinuum argumentiert wurde, weil ein Übergang von Materie zu Bewusstsein eben nicht möglich sei. Nun wird jedoch von sehr subtiler Energie gesprochen, die sich in Materie umwandeln kann.

    Das klärt sich ja auf der Grundlage, dass letztlich die Natur von sehr subtiler, subtiler und grober Energie / Bewusstsein usw. gleich ist bzw. als gleich angenommen wird. Es wird also nicht "Energie zu Materie" in einem dualistischen Sinn, weil diese Unterscheidung in der Form gar nicht erst getroffen wird. Es ist nur eine Umwandlung von Zuständen wie man es sich - als Analogie - bei dem Übergang von Luftfeuchtigkeit zu Wolken zu Regen vorstellen kann.


    Sehen wir die Argumentation genau an!


    Im Beitrag 6 geht es um Ursache und Wirkung. Welche Kriterien müssen für Ursache und Wirkung gelten? Dies wird nicht zufällig erörtert, sondern es wird sodann argumentiert, dass körperliche und geistige Phänomene zu unterschiedlich sind, um auseinander hervorzugehen.


    Beitrag 7: Daher besagt das philosophische Argument, dass es ein Bewusstseinskontinuum geben muss, damit Bewusstsein im Neugeborenen neu entstehen kann. Es heißt:


    Die Sutrayana-Sicht geht allgemein davon aus, dass es ein Kontinuum des Bewusstseins geben muss: Bewusstsein erzeugt Bewusstsein. Es muss eine Übereinstimmung zwischen Ursache und Wirkung geben, wenn sich eins ins andere umwandeln soll, und aus diesem Grund muss es ein vorangehendes Bewusstseinskontinuum geben, das der Anstoß für den ersten Bewusstseinsmoment nach der Empfängnis ist.


    Damit zu Beitrag 2, wo es heißt, dass die Verbindung zwischen dem Sehr Subtilen Geist (= Bewusstseinskontinuum) und dem Körper durch etwas gewährleistet wird: Das sehr subtile energieerhaltende fünf-farbige Licht. Dieses Licht bringe letztlich die 5 Elemente hervor.


    Hier findet sich der mögliche Widerspruch in der Argumentation, auf den ich hingewiesen habe. Denn nun zählt das Argument einer Übereinstimmung von Ursache und Wirkung nicht mehr. Es gibt eine Form von Energie, die diese Übereinstimmung von Bewusstsein und Körper eben doch bewerkstelligt. Ja, diese sehr subtile Energie bringe letztlich die Körper hervor, heißt es.


    Warum sollte dann aber diese sehr subtile Energie nicht ebenso das neue Bewusstsein des Neugeborenen hervorbringen? Damit fällt doch das Argument, dass ein Bewusstseinskontinuum überhaupt notwendig wäre.


    Hoffe, ich konnte mich verständlich machen.

    Du meinst zweideutig, weil er nicht ausdrücklich sagt: "Sie sind wörtlich zu nehmen"?

    Ja. Müsste man wohl überprüfen, was er da im Originalton gesagt hat und mit anderen Aussagen vergleichen.


    (Anm.: hab die weiteren Beiträge nach # 23 noch nicht gelesen)

    ich glaube auch, dass sich der DL mitunter in einer nicht ganz einfachen Situation befindet, da er sehr authentisch ist und dennoch manchmal diplomatisch sein muss. Da zeigt dann die genaue Wortwahl, ob er eine Position mit Überzeugung vertritt oder aber eher referiert, könnte ich mir vorstellen.


    Dazu ein Beispiel. Er schreibt: An dieser Stelle sprechen wir von dem "sehr subtilen energieerhaltenden fünf-farbigen Licht". Damit wird nahegelegt, daß diese sehr subtile Energie ausgestattet ist mit dem Potential, letztlich die fünf Elemente hervorzubringen: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum.


    Wird von „5 Elementen“ gesprochen, dann handelt es sich um eine traditionelle Lehre, die als solche referiert werden kann. „Damit wird nahegelegt“ ist aus meiner Sicht insofern eine schöne Formulierung, die einer forschenden Haltung gerecht wird.


    Zu beachten ist auch, dass das klare, unsterbliche Licht als ein Bewusstseinskontinuum argumentiert wurde, weil ein Übergang von Materie zu Bewusstsein eben nicht möglich sei. Nun wird jedoch von sehr subtiler Energie gesprochen, die sich in Materie umwandeln kann.


    Selbstverständlich ist ein solcher Zusammenhang denkbar. Es ist aus meiner Sicht eine Überlegung, die nahegelegt wird.