Im 16 Jahrhundert konkurrierten (mal wieder) mehrere Tibetisch-buddhistische Schulen um die geistliche Vorherrschaft. Das blieb auch dem mongolischen Fürst Altan Khan * 1507 † 1582 nicht verborgen. Er verschaffte sich einen Überblick, entsandte einen Boten mit einer Einladung in ein tib.-buddh. Kloster, denn auf Anraten seines Großneffen Khutugtai Secen hatte er beschlossen, den tibetischen Buddhismus in der Mongolei zu fördern, und somit sein Einflussgebiet gen Tibet auszudehnen.
Ganz brachial ausgedrückt: Die Mongolen wollten sich Tibet untertan machen. In einem weltlichen Szenario hätte das geheißen, dass die tibetische Herrscherdynastie zu Vasallen geworden wären, die dem Khan den Treueeid geschworen hätten.
Weil in Tibet aber Klöster herrschten, mussten diese ein Analogon zu einer Herrscherdynastie zur Verfügung stellen. Und da war die nächste Entsprechung die, dass die Klöster eine Abfolge spiritueller Lehrer lieferten.
Dies war ein zweischneidiges Schwert, weil es einerseits dem tibetischen Buddhismus Schutz und Förderung der Khans ( und die Ausbreitung in die Mongolei) bot. Andererseits wurden dadurch Religion und politische Machtstrukturen in Tibet eng miteinander verzahnte.
Ohne den Khan und die durch ihn hervorgegrufene, politische Situation hätte es die Position vielleicht nicht gebraucht.
Ich mag den derzeitigen Dalai Lama und schätze seine Weisheit, seinen Humor und seine Offenheit.