Beiträge von catflap08 im Thema „Fragen: Chanten, SGI, Nichiren, Theorie, Praxis“

    Hallo NeuChanten,

    Nun werde ich auch versuchen Deine Fragen zu beantworten bzw. meine Meinung dazu abgeben:


    1. Du bist nicht Mitglied der SGI-D e.V.. Sollte sich kein dramatischer Wandel vollzogen haben, dann hat die SGI-D e.V. ziemlich genau sieben Mitglieder. Siehe hierzu auch §56 BGB. Gegen ein Entgelt kannst du über das Amtsgericht Darmstadt Einblick nehmen wer diese offiziellen Vereinsmitglieder aktuell sind. In UK firmiert die SGI als Charity in den USA meines Wissens als Corporation … allen Konstrukten ist gemein, dass die sog. Mitglieder keine Mitglieder sind. Im deutschen Vereinsrecht entstehen für Vereinsmitglieder (so wie in jedem Sport-, Taubenzüchter-, Kultur- oder Schützenverein) Rechte und Pflichten. Auch wenn manche es gerne (in gewisser Unwissenheit) es als Vereinsmeierei bezeichnen, so hat ein Verien dem Grunde nach recht demokratische Strukturen was die Mitbestimmung sowie Informations-und Offenlegungspflichten angeht – man muss eben Mitglied sein. Mir wurde einmal gesagt, dass sei ein „Schutz“ für die sog. „Mitglieder“ … die ja eigentlich gar keine Mitglieder sind. Meines Erachtens ist das eher ein Schutz der SGI vor ihren Anhängern, denn durch derlei Konstrukte bleibt die Kontrolle dort wo sie, in den Augen der SG, sein sollte – in Tokio.


    2. Sowohl die Nichiren Shu als auch die Nichiren Shoshu sind keine Organisationen sondern buddhistische Schulen. Das Gongyo bzw. die Liturgie wird in anderen Lehrrichtungen ausführlicher praktiziert – in der Nichiren Shu auch Otsutome oder auch Shōdaigyō genannt (Nichiren Shu in der Wikipedia). In der Nichiren Shu gibt es hierzu lediglich generelle Hinweise jedoch keine Regeln die in Stein gemeißelt sind, auch gibt es Ausübende die über einen gewissen Zeitraum das gesamte Lotos Sutra rezitieren.

    Besonders nach dem Ausschluss durch die Nichiren Shoshu wurde das Gongyo in der SGI kontinuierlich zusammengekürzt – ganz Kapitel als entbehrlich betrachtet. In meinen Augen auffällig ist die Tatsache in welchem Umfang den Worten Buddhas sowie den Lehren Nichirens weniger Aufmerksamkeit zuteilwurde, während im gleichen Zeitraum die „Lehren“ Ikedas bzw. der SG ein Mehr an Gewichtung erfuhren.


    3. Die Gosho heißen in der Nichiren Shu auch mitunter Goibun. Manche Schriften, die sowohl in der SGI als auch in der Nichiren Shoshu gelehrt werden, werden von der Nichiren Shu als nicht authentisch angesehen d.h. die Autorenschaft Nichirens wird angezweifelt. Diese Schriften werden in der Nichiren Shu nicht unbedingt vollkommen abgelehnt gelten jedoch als Apokryphen. Im Gegensatz zur SGI und ihren „Universitäten“ gibt es an der Risshō-Universität (Ehemals ein Priesterseminar der Nichiren Shu an dem bis in in die 1970er Jahre auch Priester der Nichiren Shoshu Buddhismuskunde studierten) einen Lehrstuhl zur Buddhismuskunde die sich derlei Themen widmet – meines Wissens in Zusammenarbeit mit anderen Universitäten in Japan als auch der University of Hawaii. Gerade in englischer Sprache gibt es eine Vielzahl an Schriften die sich Nichiren widmen. Die Autorin Dr. Jacqueline Stone (Princeton University) sei hierbei besonders genannt oder auch Daniel B. Montgomery Autor von „Fire in the Lotus“, welches leider leider nicht mehr verlegt wird. Die Schriften nach Lesart der Nichiren Shu werden in englischer Sprache von der University of Hawaii Press veröffentlicht.


    4. Ob Ikeda noch lebt kann eigentlich niemand bzw. wenige Menschen mit Sicherheit sagen. Ich vermute jedoch – auch weil die Gerüchte in diese Richtung gehen – dass er unter Demenz leidet. Einige Anhänger der SGI sagen er hätte sich zurückgezogen andere sagen er werde abgeschirmt. Für sicher halte ich jedoch, dass an der Legendenbildung, die Ikeda ja selbst schon initiiert hat, weiterhin fleißig gearbeitet wird. Die Autorenschaft einiger seiner Bücher und „Werke“ wird zudem schon lange angezweifelt – sprich Ghost Writer.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass der Zerfall der SG in Japan nach Ikedas Ableben bevorsteht – Anzeichen hierfür gibt es ja jetzt schon – insofern würde man seinen Tod wohl schon erst mal nicht gleich öffentlich machen wollen. Sollte die Zersplitterung in Japan jedoch wirklich noch offensichtlicher werden, dann fällt das internationale Konstrukt durch seine zentralistische und restriktive Politik (hier wären wir wieder beim Verein in Deutschland) wohl erst einmal zusammen.