Beiträge von Alephant im Thema „Sexualität und Befreiung: Ist die kritische Sicht des Buddha auf Sexualität für heutige Praktizierende relevant?“

    OK, danke void .

    Grundsätzlich ist es aber im Buddhismus ein altes Wissen, dass beim GeschlechtsAkt unheilsame Geistfaktoren immer anwesend sind.

    Da widerspreche ich eben - ich gehe soweit, zu sagen: das ist kein unangreifares Wissen, das ist ein Aspekt in der Überlieferung, der durch eine gewisse kulturelle Prägung bedingt ist. Des öfteren ist es m.E. ein ideologischer, kein faktischer Standpunkt, was in so absolut vertretenen Positionen erkennbar wird.


    Genauso sind Essen, und selbst das Besitzen geringster Dinge, und Status (guter Buddhist / Mönch sein...), und so weiter, Dinge, die die Gefahr einer Anhaftung beinhalten. Aber bei all diesen Dingen wird eingeräumt, dass man sie auf relativ aufgeklärte / erleuchtete Weise praktizieren und handhaben kann. Nur beim Sex wird, ums in abendländischer Terminologie zu sagen, verteufelt.


    Ich werde den GeschlechtsVerkehr nicht mit dem Besitzen von persönlichen Dingen gleichsetzen. Es ist etwas viel viel grösseres. Und ich verteufele auch den Sex nicht. Wie kann ich das tun, in der Welt lebend. Ich sage nur klar, dass da Anwesenheit von Gier ist.


    Erkläre doch bitte, wie du ohne jemanden zu begehren "beschlafen" willst. Es ist ein unmögliches Ding, was man sich da versucht, vorzustellen. Und die wenigsten wollen das übrigens, mit jemanden Sex haben, der einen nicht auch begehrt. Weil das nämlich dann etwas anderes ist. Ein Beispiel wäre eine Vergewaltigung zB. Wenn auf der einen Seite ein ganz anderes Begehren ist: nämlich dass da kein Geschlechtsverkehr ist.


    dieses Beharren auf einer vollständigen Ablehnung, ohne dass man auch nur die schiere Möglichkeit, dass es andere Erfahrungen und Herangehensweisen gibt, anerkennt riecht selber sehr verdächtig nach einer ganz klassisch dogmatischen Anhaftung.


    Es gibt sicher viele Möglichkeiten, ein Leben achtsamer und "richtiger" zu gestalten. Die Frage ist halt, ob es bei diesen Techniken darum geht, am Ende erkennen zu können, dass die Lust auf Sex nur in Anwesenheit des GeistFaktors Gier möglich ist. Ob es schließlich möglich ist, dieses spezifische Begehren als leidhaft zu durchdringen.


    Grosse Frage: Geht es in der buddhistischen Praxis um eine LebensFührung? Oder geht es um LeidVernichtung und damit um die restlose Beseitigung der Gier nach SinnesGenüssen?




    :earth:

    Mir geht es nicht darum, den Geschlechtsverkehr zwischen Menschen, die sich lieben zu verteufeln. Oder allgemein SinnesGenüsse zu verteufeln. Wir leben tagtäglich die unterschiedlichsten Momente in An- oder Abwesenheit der Geistfaktoren.


    Man kann das alles achtsamer und weniger achtsam tun. Und "gesunde Beziehungen", die von gegenseitiger Aufrichtigkeit geprägt sind, sind sicher etwas anderes, als wenn diese gegenseitige Aufrichtigkeit nicht vorhanden ist.


    Ich wollte zu bedenken geben, dass hier womöglich weniger ein Regelungsbedarf oder -Problem besteht, und mehr die Frage nach der Anerkennung einer der stärksten Begehrungen des weltlichen Lebens, als eine, die an so ein Leben "mitkettet". Gerade am Beispiel Sex ist der grundsätzliche, karmische Zusammenhang zwischen Begehren und Hass und Verblendung so gut erkennbar ja.


    So ist die Idee Sexualität als Mittel zur Befreiung zu nutzten auch sehr verwegen. Man versucht den Tiger zu reiten statt ihn mühsam zu besänftigen.


    Ich würde wirklich sagen, es handelt sich gerade bei dieser Begehrung grundsätzlich um einen Tiger. Und auch wenn man Regeln zum Umgang mit dem Tiger setzt, wird es sich nie vermeiden lassen, dass man einmal vom Tiger stärker oder weniger stark gebissen wird.


    Wiederaufkommende Zustände in Form der Anwesenheit der GeistFaktoren Verblendung, Gier oder Hass, sind grundsätzlich mit in der Kiste dabei.




    :earth: