Beiträge von Benkei im Thema „Glaube im Buddhismus“

    Namaste!


    Ja, mit dem Begriff "Glauben" haben wirklich viele Buddhisten ihr Problem!


    Im japanischen Amida-Buddhismus, insbesondere in der Jôdo Shinshû, gibt es ja den Begriff "Shinjin" [信心], welcher in englischen Texten meist vereinfacht mit "faith" übersetzt wird, woraus im Deutschen dann "Glaube" oder bestenfalls "Vertrauen" werden kann. Übersetzungs-technisch ist das Wort ohnehin "vorbelastet", denn der Titel von Chan-Meister Sengcan's Gedicht Xinxinming [jap. "Shinjinmei"] wird oft mit "Gedicht vom Glauben an den Geist" oder "Meiselschrift des Glaubensgeistes" übersetzt.


    Persönlich mag ich die Übersetzung "Herzensgeist des Vertrauens" für Shinjin lieber, meinetwegen auch den "vertrauensvollen Geist" oder das "vertrauensvolle Herz".


    Aber machen wir uns nichts vor - wir haben es hier mit "Glaube" und "Vertrauen" mit Begriffen zu tun, die anders als beispielsweise "Tisch" oder "Buch" nur sehr schwammig definiert werden können. Die fallen schon fast in dieselbe Kategorie wie die subjektiv-definierten Wörter "Gott", "Seele" und "Liebe" :lol:


    Wenn ich jemandem sage, dass ich "an Amida glaube", dann macht er sich ein Bild von mir anhand seiner eigenen Vorstellungen und Erfahrungen mit "glauben". Ist er Christ, wird er vielleicht Amida gedanklich durch Jesus oder Gottvater ersetzen und kann mich dann so *zack* in eine Schublade stecken. Viele Menschen funktionieren so, und das ist auch ganz praktisch, weil lebensnah. Damit habe ich dann auch erstmal kein Problem, aber natürlich kann es zu Überraschungen führen, wenn sich der "gläubige Buddhist" dann nicht so verhält, wie es "auf der betreffenden Schublade steht".


    Man sollte folglich nicht zu sehr an Begriffen haften - schon gar nicht an solchen wie "Glaube", "Vertrauen", "Gott" oder "Seele" - sondern stets im Blick haben, dass man diese Begriffe zu einem erheblichen Teil selbst "mit Leben füllt".


    Der Zen-Lehrer Claude Anshin Thomas hat mal auf die Frage eines Fremden, was denn Liebe sei, geantwortet: "Nicht das, was du dafür hältst!" Er wollte damit treffend sagen, dass unser Bild - unsere Konzeption von etwas - nicht die Wirklichkeit davon ist, sondern allenfalls unsere Sichtweise davon.


    Zu wissen, dass es eben nur Begriffe sind ist entscheidend!


    Wem das Wort "Glaube" nicht passt, der nimmt dann eben "Vertrauen", oder vielleicht sogar besser das ursprünglichere Shinjin oder das "Original-Wort" Citta-prasâda aus dem Sanskrit.


    Zu einem gewissen Grad ist das aber in allen Traditionen erforderlich:

    Solange wir noch nicht "erfahren" / "erlebt" haben, müssen wir glauben oder vertrauen. Aber es ist keine blinde, dogmatische Form davon. Denn, wie bereits meine Vorschreiber andeuteten, der Buddha hat ja gesagt: "Komm und sieh' selbst!":buddha:


    < gasshô >


    Benkei