Beiträge von Niemand im Thema „Konflikte und Meinungsverschiedenheiten im Buddhismus“

    accinca ich versteh langsam wie "ihr" die Sache seht. Ich glaub das auch, dass es diese Befreiung gibt, aber ich weiß auch, dass ich es nicht machen kann und dass sich alles, was einmal Befreiung wollte davon abwendet wenn klar wird, dass es dem Wollenden nichts bringt. Da bleibt nichts als der Schritt, den man gerade tut und manchmal ist es tröstlicher dass man irgendwann stirbt anstatt sich vorzeitige Befreiung auszumalen (sorry, bin gerade etwas fatalistisch drauf).

    Und natürlich ist es auch für mich kein Glücksspiel. Irgendjemand sagte mal sinngemäß "wir müssen handeln, als würde alles von uns abhängen und können am Ende doch nichts tun". Ich finde, wenn man mal Momente hatte, in denen klar wird, dass es Befreiung gibt, dann geht die Show erst richtig los. Alles wird durcheinander gewürfelt und kein Stein bleibt auf dem Anderen. Man kann nicht mehr mit weniger zufrieden sein, weil es irgendwann wirklich um alles geht, aber das muss nicht unbedingt schön sein. Da gibt es keinen Besitz, sondern die Verheißung muss ins eigene Leben integriert werden, weil es keine Befreiung außerhalb der ganz konkreten Lebensumstände gibt. Kein Plan geht mehr auf und kein Ziel kann mehr erreicht werden. Alles schrumpft zu einem Punkt zusammen und man weiß nicht mehr was man von seiner Biografie halten soll, die doch mal im Mittelpunkt stand. Bevor man Berfreiung findet muss man alles verlieren und da sind bei jedem Dinge dabei die man behalten oder sogar mehren wollte indem man diesen Übungsweg auf sich genommen hat.

    In gewisser Weise sind spirituelle Wege die größten Mogelpackungen aller Zeiten.

    Es lockt Befreiung, aber Du wirst dabei untergehen und wenn Du gewusst hättest, was mit Befreiung gemeint ist, dann hättest Du ganz am Anfang vielleicht lieber die Finger davon gelassen.

    "Mit geringerem zufrieden sein" bedeutet, Ruhe und Zufriedenheit auf einem mehr oder weniger instabilen Niveau etablieren zu wollen und Vielen gelingt das ja auch, aber es ist immer noch das Ich, das zu einer relativen Ruhe kommt. Die muss aber permanent verteidigt und aufrecht erhalten werden. Die tatsächliche Befreiung löscht denjenigen aus, der seine Ruhe haben und zufrieden sein wollte. Vielleicht nur für Augenblicke, oder auch für Stunden oder Monate. Vielleicht geht das auch endgültig, aber solange das nicht so ist muss man die ganze Zeit von vorne anfangen, weil man das nicht besitzen kann. Sobald man's versucht in Besitz zu nehmen ist es weg und man hat keine Ahnung mehr davon.

    void und accinca ich will mir irgendwie keine Hoffnung machen, dass sowas wie "Wut" eines schönen Tages nichtmal mehr ansatzweise auftaucht, weil ich für meine Praxis dann gefühlt wieder eine Erwartungshaltung etablieren würde. Das muss man aber sicher nicht so sehen wie ich.

    Ich konzentriere mich halt auf den Augenblick und versuche bedingungslos da zu sein, ohne eine Art von "um zu", also eben nicht "ich muss alles nehmen wie es ist, damit irgendwann alles gut ist und so bleibt". Damit bin ich nämlich mal so richtig auf die Schnauze geflogen.

    Ich finde es darf nicht ausschlaggebend sein, ob man es tatsächlich vor seinem Tod schafft solche Regungen komplett los geworden zu sein und selbst wenn es so wäre, wäre es einem wahrscheinlich in diesem Stadium gleichgültig, wenn man im nächsten Moment wütend werden würde :)

    Das einzige was ich mir vorstellen könnte, wäre einige Köperliche Phänomene. Ein erhöhter Erregungslevel, eine erhöhrte Durchblutung. Aber all dies kann man ja nicht mehr Wut nennen, oder? Und fällt nicht schon ein erhöhrter Erregungslevel unter Geistestrübung?

    ich würde das schon Wut nennen, aber eben die reale Wut ohne manipulative Eingriffe.

    Wenn ich "Trübung" lese, dann verbinde ich damit einen Vorhang, der sich vor den Augenblick legt. Kann natürlich sein, dass das nicht der Interpretation entspricht, die Andere damit assoziieren.

    Wenn man sich mit Wut identifiziert, dann ist es eine Trübung in meinem Sinn, aber wenn man sie nur stehen lässt, dann gehört sie einfach gerade dazu und wo ist dann die Trübung?

    Fragt sich, was die größere Trübung ist, Wut oder das Leugnen von Wut.

    Wut, denn ohne Wut könnte man sie doch schlecht leugnen oder?

    Wenn man Wut durch eine Art selbstsediererische Technik unterdrückt, was durchaus möglich ist, dann entsteht dadurch eine viel schwieriger zu durchschauende Trübung des Geistes. Erkennen kann man diese Trübung höchstens, wenn man der Meinung ist, man hätte die Wut besiegt. Das ist ein gutes Indiz dafür, dass man Wut nicht durchdrungen hat, sondern versucht um sie herum zu kommen und dabei auch noch meint das könne erfolgreich sein.

    Wenn ich meine Wut an meinen dicken Sofakissen auslasse, ist das für mich nicht negativ, tut mir sogar gut :) Es wird erst negativ, wenn ich andere mit meiner eigenen Wut runtermache oder schädige.

    Nein, das ist es schon wenn Wut überhaupt da ist.

    Wut ist eine Trübung des Geistes der die klare Sicht verhindert

    und auch gefühlsmäßig kein Vergnügen ist.

    Fragt sich, was die größere Trübung ist, Wut oder das Leugnen von Wut. Trübung entsteht immer erst wenn wir etwas damit machen wollen, egal ob ausleben oder unterdrücken. Wut kann genausogut ein Lehrer sein, wenn wir ihr ins Auge blicken.

    An Wut ist niemand schuld - sie taucht auf als tatsächlich erfahrbare Wut und vergeht wieder. Da ist keine Trübung, wenn man diesem Vorgag nichts hinzufügt oder wegzunehmen versucht. Dann ist sie auch weder positiv noch negativ.

    Die einzigen Menschen, die vor Wut gefeit sind liegen auf dem Friedhof.