Beiträge von void im Thema „Zen und "Mensch werden"“

    Deshalb trennt mein Freund, und ich stehe ihm da bei, nach "Hautfarbe": weiße Buddhisten. Und nicht Zen und Tibeter.

    Auf bald.

    Gibts dann auch schwarze, rote oder grüne Buddhisten? Ich habs gern bunt!:D

    "Weiß" bedeutet wohl nicht einfach blässlich, weil es ja etliche Japaner gibt, die etlich blässlicher sind als etliche hier .


    Das besondere an der Hautfarbe "weiß" ist ja, das man sich nicht für irgendwie "farbig" hält sondern eben eine Nichtfarbe besitzt. Quasi Eine Barhäutigkeit, die es einem scheinbar erlaubt Hüte aufzusetzten und abzusetzten . Das ist sehr gefährlich, weil es so eine Freiheit vorgaukelt, sich Identitäten aussuchen zu können.

    Was Mensch sein bedeutet und was Menschlichkeit ist, stellt sich vor allem als philosophisches Thema dar.

    Um das zu erörtern braucht es die entsprechenden Fähigkeiten sonst wird es immer wieder als Quatsch tituliert.

    Im Buddaland schreiben ist noch keine besondere Fähigkeit, es ist genau so wie in allen online Foren.

    Der Dalai Lama meint ja sogar, dass Ethik wichtiger ist als Religion. Also wir mal eben zu allerst versuchen sollten, gute Menschen zu sein, respektvoll miteinander umzugehen und die Welt zu bewahren. "Mensch sein" ist also eher die Pflicht und darüber hinausgehende spirituelle Sachen eher so die Kür:


    Nach meiner Überzeugung können Menschen zwar ohne Religion auskommen, aber nicht ohne innere Werte, nicht ohne Ethik. Der Unterschied zwischen Ethik und Religion ähnelt dem Unterschied zwischen Wasser und Tee. Ethik und innere Werte, die sich auf einen religiösen Kontext stützen, sind eher wie Tee. Der Tee, den wir trinken, besteht zum größten Teil aus Wasser, aber er enthält noch weitere Zutaten – Teeblätter, Gewürze, vielleicht ein wenig Zucker und – in Tibet jedenfalls – auch eine Prise Salz, und das macht ihn gehaltvoller, nachhaltiger und zu etwas, das wir jeden Tag haben möchten. Aber unabhängig davon, wie der Tee zubereitet wird: Sein Hauptbestandteil ist immer Wasser. Wir können ohne Tee leben, aber nicht ohne Wasser. Und genau so werden wir zwar ohne Religion geboren, aber nicht ohne das Grundbedürfnis nach Mitgefühl – und auch nicht ohne Wasser.

    Ich sehe immer deutlicher, dass unser spirituelles Wohl nicht von der Religion abhängig ist, sondern der uns angeborenen menschlichen Natur, unserer natürlichen Veranlagung zu Güte, Mitgefühl und Fürsorge für andere entspringt. Unabhängig davon, ob wir einer Religion angehören oder nicht, haben wir alle eine elementare und menschliche ethische Urquelle in uns. Dieses gemeinsame ethische Fundament müssen wir hegen und pflegen. Ethik, nicht Religion, ist in der menschlichen Natur verankert. Und so können wir auch daran arbeiten, die Schöpfung zu bewahren.

    Wenn man sich mit der "Kür" beschäftigt, ohne die Pflicht gemeistert zu haben, ist man wie jemand der bei der WM sämtliche Spieler kennt, aber kein zehn Meter laufen kann ohne zu schnaufen.

    Ich muss da gerade an Kôdô Sawaki "An Dich" denken, weil da viel drinsteckt, , was die Beziehung zwischen Mensch und Buddhaweg betrifft.
    Also das der "Normalmensch" einerseits eine tragische Witzfigur ist, die sich ganz wichtig nimmt:



    Und von daher sieht er dann Zazen eben nicht als "Erziehung zum Menschensein":



    Die Leute sagen: "Ich will durch Zazen zu einem besseren Menschen werden!"
    Zazen ist keine Erziehung zum Menschsein. Zazen bedeutet, mit dem Menschsein Schluss zu machen

    Zazen ist unzufriedenstellend. Unzufriedenstellend für wen? Für den Normalbürger - der Mensch wird nicht zufriedengestellt. Versteht es sich nicht von selbst, dass das, was maßlos und unbegrenzt ist, die Begierden des Menschen nicht zufriedenstellt?
    ....
    Dass stets überhaupt nichts los ist, was auch immer passiert, ist der natürliche Zustand. Irre bedeutet, diesen natürlichen Zustand zu verlieren. Gewöhnlich erkennen wir den natürlichen Zustand nicht. Gewöhnlich stülpen wir noch etwas über ihn darüber, deshalb ist er nicht mehr natürlich. Buddhadharma bedeutet den natürlichen Zustand. Doch in der Welt ist alles unnatürlich. Sich durchsetzen, unterliegen, alles ausdiskutieren müssen - das ist nicht natürlich. Jeder Ort füllt Himmel und Erde aus, jeder Augenblick ist ewig. Die Praxis des Buddhaweges besteht darin, den einen wunderbaren Augenblick, den unser Leben darstellt, stets hier und jetzt zum Leben zu bringen. Du darfst den Buddhaweg in keinen Rahmen zwängen.


    Ich versteh das so, dass man nicht ersuchen sollte von eine Witzfigur zu einer noch besseren Witzfigur zu werden, sondern so Freheit und Offenheit reinzubringen, so dass man nicht mehr ganz an der Witzfigur klebt, sondern über sie schmunzeln kann.


    Zitat

    Wenn ein Kind trotzig ist, schimpfen die Eltern: "Du verstehst aber auch überhaupt nichts!" Doch wie ist es eigentlich mit den Eltern? Verstehen die denn überhaupt etwas? Alles steckt tief in der Finsternis.

    In unser heutigen Welt sind die meisten Menschen die ich kenne klar weit weg von dem Leben wie es ist. Sie alle, leider auch noch allzuoft ich selbst, suchen nach etwas das ihrem Tun und ihrer Existenz allgemein einen Grund, ein Sinn und vor allem ein Ziel gibt. Wir - die Menschen denen ich begegne und mir selbst - haben uns doch alle ziemlich von dem Moment und dem Hier-und-Jetzt, vollkommen entfremdet.

    Es ist so, dass man heute die Diskrepanz zwischen der Welt und den eigenen Sehnsüchten als eine "Enfremdung" auffasst, während man früher genauso gelitten hat und eben ganz andere Begriffe hatte. Da lebte man dann eben in ständiger Sorge, dass man irgendein Ritual vergessen hatte und deswegen das Kind stirbt und der Weizen verfault. Aber das hätte man dann vielleicht "Verhängnis" genannt oder "nicht im Zustand der Gnade stehen" und nicht Entfremdung. Aber es läuft auf das gleich raus: dass die Welt nicht so ist, wie man will.


    Das einzige was wirklich hilft, ist das man seine Wünsche an die Realität anpasst. Also nur an der Stelle mit dem Kopf durch die Wand geht, wo eine Tür ist. Und anderen Wünsche sein lässt.


    Das mit dem "im Hier und Jetzt bleiben" klingt gut, aber im Endeffekt läuft es auf den buddhitischen Klassiker "Entsagung" raus. Wenn man meditiert, und da ist Schmerzen und man will aufstehen, dann kann man entweder "dem Wunsch nach Aufstehen" fallen lassen oder das als "Verweilen im Hier und Jetzt" sehen. Und letzteres klingt nur irgendwie angenehmer, hauptsächlich weil "Verweilen" so ein schönes Wort ist und "Hier und Jetzt" so was fast Mystisches hat. Während das Wort "Entsagung" einen an schmallippige Klosterschwestern denken lässt. In der Schweiz gibt es ein veganes Restaurant das "Hier und Jetzt" heisst. Während niemand sein Restaurant "Entsagung" nennen würde. Und Gäste würden so ein Restaurant auch meiden, würde ich mal vemuten.


    Naja, egal wie man es nennt, aber man kann darin Geschick entwickeln und wendiger werden. Wie so ein Torrero - der wenn der Stier kommt - immer mehr Freiheitsgrade hat, wohin er hüpfen kann. Und damit mehr Freheit gewinnen. Mir geht es aber so, dass indem ich mich mehr kennenlerne, auch die Einsicht in das Ausmass der eigenen Defizite wächst.

    Kann "Mensch sein" nicht einfach auch bedeuten, dass man ein authentisches Leben führt?

    Was aber weiter bedeuten würde, dass ein Leben in "Un-Menschlichkeit" ein Leben fern von der Buddhanatur bedeutet, oder?


    Bedeutet es dann aber auch, dass das Ego als solches gar nicht "Mensch sein" sein kann?

    "Mensch sein" kann man auf zwei Arten verstehen:

    1. Als reine Tasachenfesttelunng wie der Mensch halt so ist - was Positives wie Negatives umfasst. (Oder wie Festus sagt: "Sobald du lebst, lebst du als Mensch. Du bist deine Menschlichkeit")
    2. Als ein Ideabild, wie der Mensch sein sollte. Also als ein humanistische Idee wie in Konfuzianismus und Aufklärung. In der Mitgefühl als "menschlicher" ( dem Ideal mehr genügend) gilt als Hass.

    Im Buddhismus wird "Mensch" meistens im ersteren Sinne verstanden. Und die menschliche Seinesweise wird mit ihren Beschräkungen eher als etwas zu Überwindendes gesehen. Und auch Buddhanatur ist dann nicht was, was das menschliche Mass erfüllt, sondern es sprengt.


    Du verstehst "Mensch" dagegen eher auf die zweite Art. Dir schwebt ein buddhitischer Humanismus vor, wo Buddhanatur eng mit dem verbunden ist, wie der Mensch sein sollte.


    Gerade im moderneren Buddhismus gibt es einige humanistische Lesarten des Buddismus. Mir fällt da der (nicht unumstrittene) Daisaku Ikeda von der Sōka Gakkai International ein. Oder vielleicht auch D.T. Suzuki. Auch der Dalai Lama und Thich Nath Hanh gehen in eine Richtung, in der Brücken zwischen Buddhismus und Humanismus gebaut werden und auf dem buddhitischen Pfad voranschreiten bedeutet, ein besserer Mensch zu werden.


    Aber so ganz allgemein gesprochen ist der Buddhismus kein Humanismus.

    Das mit der "Kultivierung des Menschen" ist in der chinesischen Geschichte so ein Hauptthema. Die Konfuzianer betonten stets, dass der Menschen erstmal unkultiviert ist, und eben zur Menschlichkeiti kultiviert werden muss. Während der Daosimus gerade im ungeschliffenen urpsrünglchen das Gute sieht und der Mensch durch Kultur eher versaut wird, weil das Intuitive druch gekünsteltes und Vorschriften ersetzt wird:


    Und alle anderen sind irgendwie dazwischen. So eben auch der Zen. Oben klingt Rinzai mit seinem "wahren Menschen" eher wie ein Daoist, der so dass Rohe und Unkultivierte betont. Auch wenn man sich die Darstellungen von Bodhidharma anschaut, ist der ja so ein wüster, haarigerTyp, bei dem man eher die Strassenseite wechselt.


    Auf der anderen Seite wird ja bei den zehn Ochsenbilder der Ochse gezähmt also kultiviert. Und auch Bodhidharma war nicht wild, sondern soll jahrelang diszipliniert vor seiner Wand gesessen haben . Wie geht das zusammen?

    "Menschlichkeit" ist kein so buddhitischer Ausdruck sondern eine Lehnübersetzung des lateinischen Begriffs Humanitas.
    Dieser Begriff bedeutet für die alten Römer, nicht einfach so der Gattung Homo Sapiens anzugehören, sondern ein menschliches Ideal zu efüllen - also Tugenden wie Gerechtigkeit, Diziplin und Wagemut zu kultivieren. Später wurde das dann mit den gerade aktuellen Vorstellungen, wie ein Mensch ideal zu sein hätte, ersetzt.


    Auch im fernen Osten gibt es eine ähnliche Idee von Menschlichkeit nämlich im Konfuzianismus im Begriff Ren( 仁) Der einzelne kultiviert sich zum vollendeten "Gentleman", der allen gegenüber seine Pflicht tut und tugendsam ist.


    Wenn Meister Linchi (Rinazi) on einem "wahren Mensch ohne Rang und Namen" spricht, daa klingt es erstmal als propagiert auch er da eine Idee von "Menschlichkeit". Aber das wäre ein Missverständnis. Es ist ein Affront gegenüber der Konfuzianistischen Ideal sich zum idealen Menschen zu kultivieren. Der wahre Mensch ist eher ein "roher" als ein fein kultivierter:


    In diesem Körper, dieser Masse rötlichen Fleisches, existiert etwas, der wahre Mensch ohne Rang und Namen, das wahre Ich mit absoluter Freiheit, das nirgendwo haftet. Wer das noch nicht bemerkt hat, mache die Augen auf!

    Wenn du das Heilige liebst und das Gewöhnliche verachtest, dümpelst du immer noch auf dem Meer der Verblendung.

    Der wahrhaft religiöse Mensch hat nichts anderes zu tun, als mit seinem Leben weiterzumachen wie es sich in den wechselnden Umständen des weltlichen Daseins gerade bietet.

    Jedem ersthaften Konfuzianer sträuben sich da die Nackenhaare: Für ihn das Ideal je der Edle (Gentleman), derjenige der sich in jeder Situation unter Kontrolle hat und sich von einem "bloss Mensch" zu einem kultivierten Edlen gemässigt und geschliffen hat. Mit seinem Leben je nach Umständen weiterzumachen klingt demgegenüber wie die Aufforderung zum unkultivierten Durchwursteln.


    Und das war ja kein kleiner Konflikt sondern es herrschte gerade Krieg: Zu Rinzais Zeit gab es eine extreme Buddhistenvefolgung bei der über zweitausend Klöster zerstört und hundertausende Ordinierte in den Laienstand zurückversetzt wurde und von der sich viele buddhitische Sekten nicht erholten. Das Ganze wurde konfuzinaistisch begründet: Ordinierte galten als Faulenzer die auf Kosten anderen leben und die moralische Ordnung untergruben:


    Buddhist monasteries daily grew higher. Men’s strength was used up in work with plaster and wood. Men’s gain was taken up in ornaments of gold and precious stones. Imperial and family relationships were forsaken for obedience to the fees of the priests. The marital relationship was opposed by the ascetic restraints. Destructive of law, injurious to mankind, nothing is worse than this way. Moreover, if one man does not plough, others feel hunger, if one woman does not tend the silk worms, others go cold. Now in the Empire there are monks and nuns innumerable. All depend on others to plough that they may eat, on others to raise silk that they may be clad. Monasteries and Refuges (Homes of ascetics, in Sanskrit) are beyond compute.

    Statt für die Einhaltung der konfuzinaistischen Ordnung zu sorgen und brav Steuern zu zahlen, sich moralisch zu kultivieren und nach Ämtern zu streben, ermutigen die Buddhisten - so die Denkweise zum Rumgammeln. Rinzais Idee des "Wahren Menschen ohne Rang und Namen" ist also keine Verkündigung des Humanismus sondern kam bei den Konfizianisten seiner Zeit - die ein Kloster nach dem anderen zerstörten liesen - als Absage an ihr Ideal der Menschlichkeit an.


    ( Wobei man sagen musste das die Zenmönche im Gegensatz zu fast allen anderen buddhistischen Gruppen ihrer Zeit - hart arbeiteten)