Beiträge von Doris im Thema „SelbstLiebe & SelbstAnnahme im Buddhismus“

    Gestern habe ich in einem Kommentar geschrieben, dass ich gerade neidisch bin (es ging um eine herausragende Leistung). Das war eigentlich nicht ganz ernst gemeint. Aber sofort hat sich jemand drangehängt und mich als neidischen Menschen bezeichnet und ich solle das abschaffen. :grinsen:

    Das war nur ein Anflug einer Emotion, aber dieser Mensch hat mich sofort zu einem "neidischen Menschen" gemacht.

    So läuft das, wenn man nicht liebt.


    Man kann sein Gegenüber lieben, auch wenn es manchmal narrisch ist. Dasselbe gilt für einen selbst. Allerlei Emotionen entstehen im Laufe des Tages. Manche gewohnheitsmäßig oft und bei jeder Kleinigkeit (nenn ich Karma). Aber das ist ja nicht der ganze Mensch. Das bin ja nicht ich, wenn ich mal neidisch bin. Da ist noch unendlich viel mehr. Darum geht es doch: den Blick auf sich (andere) nicht zu verstellen und das Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.

    Mir hat es geholfen zu erkennen: "Es gibt keine Fehler, nur noch nicht gelungene Versuche."
    Sich selbst nicht zu mögen, entsteht aus dem Gewese, das man aus sich macht. Jedenfalls ist das meine Beobachtung. Woher das kommt, ist eine andere Frage. Mir hilft es jedenfalls, wenn ich mich nicht allzu wichtig nehme. Das klingt paradox, weil es ja so symptomatisch für Selbsthasser ist, dass sie sich nicht wichtig nehmen. Aber für mich ist das eine andere Qualität von "Sich-nicht-wichtig-nehmen". Diesen Unterschied drückt das Wörtchen "so" aus: "Sich-nicht-so-wichtig-nehmen". Wer sich selbst hasst, ist ständig auf sich selbst fokussiert. Das befeuert den Selbsthass. In den Zeiten meiner Depressionen war das so. Meine Gedankenwelt war eingeschränkt und auf mich selbst konzentriert. Ich habe alles auf mich bezogen, alles diente zur Bestätigung meines Selbsthasses.

    Bei diesem Mich-nicht-wichtig-nehmen habe ich nicht auf meine Bedürfnisse gehört und immer neben der Spur gelebt. Darum habe ich alles allzu wichtig genommen. Weil ich mir halt nie das gegeben hatte, was ich eigentlich benötigte: Nachsicht, Geduld, Zuneigung, Akzeptanz. Das ist wie ein ständiger Durst, der nicht gestillt wird, weil man immer Salzwasser zu sich nimmt. Schlecht wird es einem auch dabei. Die Anderen konnten das nur zum Teil kompensieren. Natürlich waren sie eine große Hilfe für mich. Aber den wichtigsten Teil der Arbeit musste ich selber tun.

    Das ist nicht ganz vorbei, das ist eine Lebensaufgabe. Liebe scheint eine Lebensaufgabe zu sein.