Beiträge von Nanu im Thema „Umgang mit Obdachlosen“

    Das ist nur eine Erzählung aus meiner Vergangenheit.

    Wir sind 1986 zum ersten Mal richtig weit weg gereist und haben uns in Mumbay mit deutschen Freunden verabredet, die Indien da schonmehrfach bereist hatten. Nach langem Flug und ca. 1 Stunde langer Taxifahrt durch stinkende Slums mit Lagerfeuern ohne elektrischen Lichts, standen wir am Morgen gegen 6.30 Uhr am vereinbarten Ort. Die Freunde kamen noch nicht. Wir waren wie frisch gepellte Eier, als weisse Backpacker aus Europa mit dem Lonely Planet in der Tasche und den grossen Rupeescheinen für vier Wochen aus dem Automat. Es kamen Kinder auf den Platz, die völlig verstaubt waren weil sie auf den Strassen gewohnt hatten. Sie bettelten um Geld und wir hatten nur neue, grosse Scheine von der Bank. Es wurden mit der Zeit immer mehr. Das war eine der hilflosesten Situation in meinem Leben. Vielleicht waren sie 5-10 Jahre alt und alle verdreckt und voller Hoffnung auf ein bisschen Geld für den Tag. Wir haben hin- und her diskutiert, wem wir jetzt einen Schein geben, den sie sich teilen könnten. Dann kam ein alter Herr der sehr schnell die Situation durchschaut, und mit wenigen Worten und Bewegungen die Kinder verscheucht hat. Danach erzählte er uns, wie toll er Deutschland fand und vor allem Hitler, der ein starker Mann gewesen sei. Am liebsten wäre ich da sofort wieder zurückgeflogen. Seitdem habe ich allen Bettlern in Indien Geld gegeben. Man bekam dort in ganz Indien nie Münzen als Rückgeld, die waren im eigenen Bettlerkreislauf gefangen. Wir haben Kinder in Steinbrüchen arbeiten sehen, und eine Dorfgemeinschaft, die sich ein Zubrot verdient hat indem sie Leitungswasser in Mineralwasserflaschen abgefüllt haben und die Kronenkorken gemeinschaftlich mit dem Hämmerchen wieder geschlossen. Und wir haben uns immer gewundert, warum wir Durchfall bekamen. Seitdem liebe ich Indien. Heute hat sich das Land sehr stark verändert, aber die Armut nicht wirklich.

    Du fährst mit einer Gruppe, Dein Gruppenleiter wird Euch bestimmt genau darüber anweisen, wie man mit Bettelkindern umgehen sollte und Du wirst sicher selber sehen wir Du es dann machst. Alles Gute auf Deiner Reisen und bitte erzähle uns davon.

    Alles Gute, minestrone

    In Frankfurt gibt es ausser den städtischen Einrichtungen unzählige Unterstützungsprojekte für Obdachlose. Übernachtungsstätten, Tagestreffs, Kältebus, Strassenambulanz, Begegnungsstätten und die Möglichkeit für kostenloses Essen. Viele Frankfurter Innenstadtkirchen bieten so etwas an, z.B.: St. Katharinen, Liebfrauenkirche, Weissfrauenkirche. Die meisten Träger sind christlich und Teil der Evangelischen Kirche Hessen Nassau (Diakonie) oder der Katholischen. Die Caritas, die Bahnhofsmission, Heilsarmee, aber auch die muslimische Jugendorganisation der Ahmadiyyah Gemeinde hat ein solches Projekt ins Leben gerufen. Daneben noch Vereine wie Strassenengel, Frankfurter Verein, Internationaler Bund, Lichtblick Aktiv, einige andere, sogar die Frankfurter Rundschau startet jedes Jahr eine entsprechende Aktion. Ich kann das unmöglich alles verlinken.

    Hier kann man fast überall spenden oder auch direkt mithelfen. Ich unterstütze jedes Jahr St. Katharinen. Da ich lange in der Innenstadt gewohnt habe, hab ich einige der Obdachlosen gekannt. In der Presse bekannt wurde vor ein paar Jahren "Eisenbahn Reiner" der lange Zeit mitten in einer Einkaufsstrasse lebte und dort seine Eisenbahn aufgebaut hatte. Bis das Ordnungsamt ihn eines Tages mal wegräumen wollte. Eine Welle der Empörung ging deswegen durch Frankfurt. Ich glaube er sitzt heute noch da.