Ich denke nicht, dass es allen hier klar ist. Über was diskutieren wir?
Wir diskutieren hier über 2 Ansichten, welche auf jeden Fall in buddhistischen Kreisen kursieren und auch dementsprechend gelebt werden. Denn mal ganz plump runtergebrochen: Was ist denn das "Streben nach Erleuchtung"? Doch wohl ein Weg, zur perfekten Situation, nämlich zur Vollkommenen Auslöschung des Leidens. Das ist die klassische Sicht.
Was innerhalb von Zen passiert ist wieder eine andere Geschichte, aber auch dort kann man klar einen Hang zur Perfektion erkennen, wenn auch oft nicht offensichtlich. Man sagt zwar oft, dass es sich im asiatischen Raum anders verhält, aber was ist z.B. eine Teezeremonie anderers, als einen vorgelegten Ablauf perfekt auszuführen? Alles andere wird dann nachher nachträglich dazugedichtet, die "spirituelle Atmosphäre im Raum" usw.
Der Kern ist für mich folgender:
Der Buddha hat uns angehalten, unser menschliches Potential voll auszuschöpfen und unentwegt Richtung Nirvana zu streben.
Doch was ist, wenn wir erkennen, dass wir es nicht schaffen? Was ist, wenn wir wirklich realitätsnah sind und bleiben und dann sehen, dass wir es wahrscheinlich nicht schaffen werden?
Oder anders herum: Was ist, wenn wir den Fokus nie verlieren und ständig den Weg weiter gehen? Jagen wir dann nicht einem Ideal hinterher, welches eben Perfektion von uns verlangt? Ist dies erreichbar? So wurde es überliefert. Wieviele Buddhisten auf der Welt werden dieses perfekte Ideal umsetzen können? Wie viele "Befreite" gab es nach Siddharta Gautama? In über 2500 vergangenen Jahren? Gab es mehr als 100?