Beiträge von Doris im Thema „Kultur des Unperfekten“

    Von Alan Watts gibt es das Buch "Weisheit des ungesicherten Lebens" in dem Watts betont, wie sehr unsere Kultur eine Kultur der Ängstlichkeit geordfen ist, die nach totaler Kontrolle alle Lbensbereiche strebt. Und wie sehr dem gegenüber Religionen wie Taoismus und Buddhismus eine Weisheit des ungesicherten Lebens lehren, die nicht versucht alles zwanghaft zu kontrolieren.

    Tu das nicht auch das Christentum?
    Perfekt ist nur das Göttliche.

    Der Mensch ist Sünder, also per se unperfekt. Die Welt ist sündig.

    Aus diesem Unperfekten kann man nicht alleine raus.

    Wenn einem die Verzweiflung über diese unperfekte Welt überkommt, kann man sich Gott überlassen und ein Vertrauen in den Sinn der mangelnden Perfektion alles Irdischen gewinnen.

    Ich denke, der Zwang zur Kontrolle ist eine relativ neue Erscheinung. Vielleicht sogar ein Nebenprodukt des Humanismus und der Aufklärung. Mit Sicherheit der Industrialisierung und des Kapitalismus.

    Meiner Beobachtung nach geht es weniger um das "Perfekte", sondern um das Wohlgefühl.
    Perfektion ist nur ein Aspekt von Wohlgefühl. Im Grunde genommen: Mara.
    Daher auch Suche nach dem absoluten Meister. Er soll halt für Wohlgefühl sorgen. Das geht nicht, wenn er Ecken und Kanten hat oder offensichtliche Fehler (was auch immer das für den Einzelnen sein mag). Er soll einen bestätigen. Auch das Devote gehört zum Wohlgefühl. Ebenso die Weigerung sich auf einen Lehrer einzulassen. In beiden Fällen geht es um das Wohlgefühl, das mit Autonomie verbunden ist, nur einmal so und einmal so. Beide Male ist es die Weigerung was aufzugeben, weil das als bedrohlich empfunden wird.


    Solange der ganze Klimbim für das Wohlgefühl gemacht wird, rennt man Mara hinterher. Ab dem Punkt, an dem es nur noch um Selbsterkenntnis geht und dem Dienen, hat Mara seine Macht verloren.
    Ich denke, ein geeigneter Meister begleitet einem auf dem Weg auf das Streben nach Wohlgefühl zu verzichten.

    Doch was ist, wenn wir erkennen, dass wir es nicht schaffen? Was ist, wenn wir wirklich realitätsnah sind und bleiben und dann sehen, dass wir es wahrscheinlich nicht schaffen werden?

    Geht auch gar nicht. Weil jedes "Schaffen" ein Ding von Vorstellungen ist. Das widerspricht sich einfach.

    Da ist eine Vorstellung darüber, dass es so was wie "Geschafft" gibt. Da werden an dieser Vorstellung bestimmte Vorstellung angeknüpft, was das bedeutet. Und immer sind es nur Begriffe und Vorstellungen.

    Ich denke, man kann da nicht einmal von Schaffen und Nicht-Schaffen sprechen. Man kann gar nicht darüber sprechen, denken, sich austauschen usw. Es geht immer darüber hinaus.

    Es bleibt einem also nur übrig, all das hinter sich zu lassen.