Beiträge von Rupert Reiger im Thema „Das „nicht“-Paradoxon in den Koan des Chan/Zen Buddhismus oder es ist nicht ein Ding“

    Bi-Yan-Lu 25:

    ... Der Einsiedler hat gesagt: „(zu guter letzt:) Letzten Endes, was denn dann?“ „Sich eine Eschenholzstange mit Weichkastanien über die Schulter legen und (mit Chan aber) ohne Rücksicht auf jemanden hinein in die Welt der tausend und zehntausend Gipfel gehen.“


    „ohne Rücksicht auf jemanden" heißt natürlich nicht ohne Mitleid sein, sondern sich „selbst" entfalten, anstreben auf seinen eigenen zu Beinen stehen. Jetzt sind wir wieder bei Zhuang Zi (z.B. das Koch Kapitel) und Lao-Zi:

    Dao-De-Jing:

    57:

    Darum sagt der Heilige Mensch (Herrscher in China):

    Ich bin ohne tun,

    Und das Volk wird von selbst sich entfalten.

    48:

    (Herrscher) bleib ohne Tun,

    Nichts, das dann (durch uns alle zusammen) ungetan bliebe.

    Empfinde ich genau so, außerdem alles voller Saft und Kraft, eine Wohltat.



    Es ist doch so: Der Kopf ist Teil des Menschen, sträubt sich der Kopf, nimmt es der Mensch nicht auf. Würde da einer verlangen zu glauben, dass 1 mal 1 gleich Null ist, dann geht das nicht. Bei Lin-ji, Dao, Koan sträubt sich nichts, im Gegenteil, das rutscht. Oft benutzt Lin-ji noch die alten Worte als Metaphern, dass er in seiner Zeit verstanden wurde, oft spricht er Klartext voller Kraft. Oft führt er die Leute hinters Licht indem er sie wählen lässt, dann gibts Prügel, wird wohl nicht so schlimm gewesen sein :). Da sträubt sich nichts, das nimmt der Mensch auf.



    Nun ist es so, dass Lin-ji immer die Übenden bzw. Glatzköpfe anspricht, also die Mönche meint. Aber was heißt das für den Menschen wie er rumläuft, ob er nun am Bau arbeitet, Bauer ist, Bücher schreibt, im Supermarkt an der Kasse sitzt, der Kaiser von China ist, Ministerpräsident ist, Arzt ist, irgendein Angestellter ist, verheiratet ist oder nicht?



    Von Lin-ji geht die Rinzai Schule aus und genau diese sieht Koanstudium als wesentlich an. Man kann dazu also Koan befragen, nur Beispiele von vielen:


    Zitat


    Hier alles entweder aus Bi-Yan-Lu oder aus Huang-bo und das Mumonkan (Wu-men-guan), Windpferd Verlag, von Dietrich Roloff:


    Sehr verkürzt:


    Wu-men-guan 35:

    Kommentar von Wu-men:

    Wenn du in diesem Punkt zur Wahrheit erwacht bist, dann weißt du sogleich, dass das Heraustreten aus der Hülle (des Menschen des täglichen Lebens) und das Eintreten in die Hülle (des täglichen Lebens) wie das (wiederholte) Übernachten in einer Herberge (des „Wu“) für Reisende ist.


    Wu-men-guan 46:

    Das Koan zitiert ein Gedicht von Chang-sha:

    „Ein Mensch, der oben auf einer hundert Fuß hohen Stange sitzt

    Obwohl er den Zugang erlang hat, ist das noch nicht das Wahre.

    Oben auf einer hundert Fuß hohen Stange (des „Wu“) musst du vorwärtsschreiten

    In der Welt der Zehn Richtungen deinen vollständigen Leib zeigen.“


    Auch Nan-quans genügsamer Wasserbüffel, der im Leben seine Pflicht tut:

    Zhaozhou fragte Nan-quan: „Ein Mensch, der es weiß (!!!), wo sollte er (dann!!!) hingehen?“

    Nan-quan: „Er sollte am Fuße des Hauses zu einem Wasserbüffel werden.“ Und weiter: „Gestern um Mitternacht schien das Mondlicht (Metapher für die Shunyata) aufs Fenster (erst dann und immer wieder).“


    Bi-Yan-Lu 40:

    ... „Himmel und Erde haben eine gemeinsame Wurzel und die 10000 Dinge sind ein einziger Leib, das ist doch höchst geheimnisvoll.“

    Nan-quan zeigte auf einen Blütenstrauch und sagte: „Die Menschen von heute schauen auf diesen Blütenstrauch, als wäre er ein Traum (es geht Nan-quan nicht nur um den Wasserbüffel, es geht auch um das schöne, nicht nur als Traum sondern real).“


    Bi-Yan-Lu 51:

    In Yuan-wus Ankündigung:

    Auch wenn du auf der Stelle den Ort der einsamen (!!!) Befreiung erreichst, könntest du nicht vermeiden, zehntausend Li nach dem Tor deines heimatlichen Dorfes (der Welt der 10000 Dinge) auszuschauen! Vermagst du denn dorthin zurückzukehren und auch tatsächlich dort anzukommen (weil wir sonst nichts haben)?


    Bi-Yan-Lu 18:

    Im Beispiel kommentiert Xue-dou (wohl vor Hakuin): „Eine Hand allein, nicht ein Laut!“ (eine Hand = Chan, die andere dazu dann die 10000 Dinge, die Welt, erst beide zusammen ergeben einen Laut)


    Bi-Yan-Lu 44:

    He-shan: 4 mal:

    Die Trommel hören

    Die Trommel hören

    Die Trommel hören

    Die Trommel hören

    bumm bumm bumm bumm bumm bumm bumm ...........


    Bi-Yan-Lu 25:

    ... Der Einsiedler hat gesagt: „(zu guter letzt:) Letzten Endes, was denn dann?“ „Sich eine Eschenholzstange mit Weichkastanien über die Schulter legen und (mit Chan aber) ohne Rücksicht auf jemanden hinein in die Welt der tausend und zehntausend Gipfel gehen.“


    Lin-ji vor dem Jahr 866!

    Wir haben an der Stelle schon mal gesagt, dass Chan das Maximum dessen ist, was man "zeigen" kann.

    Alles was darüber hinausgeht ist unbegründete Spekulation, was Meinung sowie Gegenmeinung hervorruft, beides ist möglich.

    Alles was darüber hinausgeht sind nur (verständliche?) menschliche Wünsche.

    Danke euch beiden.


    "Wenn ihr Buddha trefft , tötet Buddha" darf man natürlich nicht falsch verstehen;

    Ich habe kein Problem mit solcher Ausdrucksweise. Im Gegenteil, ich schätze die schonungslose, unmissverständliche, manchmal auch drastische / radikale Art, die im Dao / Chan / Zen keine Seltenheit ist.

    Es bewahrt einen immer wieder davor, sich falsche Vorstellungen zu machen oder in eine Trallala-Geistesträgheit zu verfallen. :)

    Danke, ich sehe das genauso, die alten Dao / Chan / Zen Chinesen waren nun mal keine "Winsler" ... die gibts woanders.


    Und wenn du schon Dao / Chan / Zen schreibst: Ja, man kann wohl überall, wo in der Übersetzung "Weg" steht, "Weg = DAO" stehen lassen.

    Lin-ji ist so 866 gestorben, also Tang Zeit, das Lin-ji Lu ist aber so vor 1120 entstanden, also Song Zeit, der Hochzeit des Chan. Die Sprache der Tang Zeit ist nicht die Sprache der Koan der Song Zeit, wo viel vom Indischen herübergeretteter Ballast abgeworfen ist. Chan ist wohl sehr, sehr chinesisch. Aber wie immer scheint das Chinesische voller Metaphern, nicht alle aber viele meinen was ganz ... ja soll man sagen einfaches.


    Aus dem Buch LINJI - Das Denken ist ein wilder Affe - O.W.BARTH Verlag - Seite 72

    Zitat

    10

    Frage: »Was ist Buddha und was ist Māra

    Der Meister sagte: »Ein Gedanke des Zweifels in eurem

    Geist ist Māra (indisches Relikt = Metapher, mehr nicht!). Wenn ihr erfasst, dass alle zehntausend

    Erscheinungen ohne Geburt sind, dass Geist wie ein Phantom

    ist und es weder ein Staubkorn noch ein Ding gibt und

    überall Reinheit ist – das ist Buddha (mehr nicht!). Deshalb sind Buddha

    und Māra zwei Zustände – der eine rein, der andere befleckt.

    Nach meiner Einsicht gibt es weder Buddha noch Lebewe-

    sen, weder Vergangenheit noch Gegenwart; diejenigen, die

    es erlangen, erlangen es ohne Zeitverstreichen, ohne Übung,

    ohne Beweise, ohne Gewinn und ohne Verlust. Zu allen Zeiten

    gibt es keine andere Lehre. Selbst wenn es zum Beispiel

    eine Lehre gäbe, die dies überschreitet, dann würde ich

    sagen, dass sie wie ein Traum oder ein Phantom ist. Das ist

    alles, was ich lehre.


    Passend dazu auch 23, 25 und 27 in Teil II - Unterweisungen



    "Wenn ihr Buddha trefft , tötet Buddha" darf man natürlich nicht falsch verstehen;

    man könnte es so übersetzen:

    Wenn du mit Chan Shunyata erreichst, dann ist da nichts mehr und wenn da nichts mehr ist, dann ist da auch kein Chan mehr.

    Ja,


    aber das Höhlen-Gleichnis-Bild Platons eignet sich zum "Einordnen der Begriffe" und da Platon es so "gezeichnet" hat, muss man es zitieren wenn man es verwendet. Es verhilft zu einer gewissen Ordnung.


    Ansonsten hab ich mit Platon bloß mal angefangen aber nicht durchgehalten.


    Bei Dao-De-Jing, Bi-Yan-Lu, Cong-Rong-Lu, Wu-Men-Guan ist es anders, man versteht zuerst keines Wegs alles, aber kaum ist man durch, möchte man gleich wieder vorne anfangen ... mit wieder mehr Gewinn ... .. .


    Schopenhauer und Nietzsche sind die zwei "Westler", die dazu zumindest nicht disjunkt sind (so wie Hegel, ach was solls, jeder wie er will), sie kommen zeitlich viel später und man liest sie auch öfter.


    Was einen fesselt sind dann die fa-yu als Lehrreden des Hong-zhi (der vom Cong-rong-lu), da kommen auch wörtlich die "Schattenbilder" als dasjenige vor, das den 6 Sinnen des Subjekts zugänglich ist (analog Höhlengleichnis, in der Übersetzung von Dietrich Roloff, für diejenigen, die wie ich leider, leider nicht Chinesisch können, aber super zu lesen, auch wenn man nicht mit jeder Kritik vollständig übereinstimmen muss), das ist wieder was !!!


    Im Westen geht das wohl Richtung Idealismus – Wikipedia (im Gegensatz zum Realismus) des 18ten Jahrhunderts, während Hong-zhi im 12ten zu finden ist und der Idealismus des Buddhismus wohl auf das 2te Jahrhundert (Mahayana dann Yogacara) mindestens (!!!) zurückgeht. Auch das entspricht dem Höhlengleichnis-Bild so wie oben richtigerweise "missbraucht", aber nicht Platon!


    Aber allmählich gehts in Bereiche, wo andere schreiben sollen, die mehr wissen.

    Das immerwährende Schwert der Koan:

    Mit Zazen durch Duàn zu einer Shunyata des WU.


    Es ergeben sich zwei Fragen:


    Ein „da ist nichts“ kann Menschen ins Bodenlose fallen lassen.


    Die andere Frage ist: Sind Menschen noch gut, ohne Belohnung durch Wiedergeburt oder im Himmel?


    Erst die letzte Frage, dann die darüber:


    Ja, Menschen können auch mit „wu“ noch moralisch sein, erst Schopenhauer dann Laozi:


    Schopenhauer, aus „Die beiden Grundprobleme der Ethik“:


    Kriterium der Handlungen von echt moralischem Wert:

    Legale Handlungen können aus egoistischen Triebfedern hervorgehen, aber nicht echt moralische. Dogmen sind zwar geeignet, Legalität zu erzeugen, aber nicht Moralität. Angenommen, dass der Glaube an Götter, deren Wille und Gebot die sittliche Handlungsweise wäre, und welche diesem Gebot durch Strafen und Belohnungen, entweder in dieser, oder in der anderen Welt, Nachdruck erteilten („belohnen“, siehe Matthäus 6.4: dein Vater im Himmel, der sieht was du Wohltaten im geheimen tust, wird dich belohnen, Lukas 6.35: leiht ohne was zurückzuerwarten, eure Belohnung wird groß sein und ihr werdet Kinder des Höchsten sein), allgemein Wurzel fasste und die beabsichtigte Wirkung hervorbrächte; so würde dadurch zwar Legalität der Handlungen, selbst über die Grenze hinaus, bis zu welcher Justiz und Polizei reichen können, zu Wege gebracht sein; aber Jeder fühlt, dass es keineswegs Dasjenige wäre, was wir eigentlich unter Moralität der Gesinnung verstehen. Denn offenbar würden alle durch Motive solcher Art hervorgerufene Handlungen immer nur im bloßen Egoismus wurzeln. Dagegen ist das Kriterium der Handlungen von echt moralischem Wert die Ausschließung derjenigen Art von Motiven, durch welche sonst alle menschlichen Handlungen hervorgerufen werden, nämlich der eigennützigen im weitesten Sinne des Wortes. Abwesenheit aller egoistischen Motivation ist also das Kriterium einer Handlung von moralischem Wert.


    Die moralische Triebfeder:


    Die moralische Triebfeder muss schlechterdings, wie jedes den Willen bewegende Motiv, eine sich von selbst ankündigende, deshalb positiv wirkende, folglich reale sein; und da für den Menschen nur das Empirische, oder doch als möglicherweise empirisch vorhanden Vorausgesetzte Realität hat; so muss die moralische Triebfeder in der Tat eine empirische sein und als solche ungerufen sich ankündigen (!!!), an uns kommen, ohne auf unser Fragen danach zu warten, von selbst auf uns eindringen, und dies mit solcher Gewalt, dass sie die entgegenstehenden, riesenstarken, egoistischen Motive wenigstens möglicherweise überwinden kann. Dieser Forderung entspricht allein das Mitleid.


    Das heißt, es lässt nicht jenes selbst zu, das im Mitgefühl sich gefiele (Zufügung: Denn das definiert den Gutmenschen).


    Entsprechend im Buddhismus: Mitleid darf nicht im geringsten Gefühl von Selbstzufriedenheit entstehen lassen (weil das ein egoistischer Grund ist).


    Obige „Abwesenheit aller egoistischen Motivation ist also das Kriterium einer Handlung von moralischem Wert“ entlarft auch den Kantschen Imperativ als nicht moralisch: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ hat als Grund, dass ich nur deshalb einem anderen den Schädel nicht einschlage, weil ich nicht will, dass wiederum ein anderer ihn mir einschlägt. Trotzdem, der Sinn von oben: ... „so würde dadurch zwar Legalität der Handlungen, selbst über die Grenze hinaus, bis zu welcher Justiz und Polizei reichen können, zu Wege gebracht sein“, aber es bleibt ein egoistischer Grund und somit kein moralischer.


    Laozi, Dao-De-Jing (In der Übersetzung von Günther Debon):


    KAPITEL 38


    Höchste Tugend weiß von der Tugend nicht;

    Daher: gibt es die Tugend.

    Niedere Tugend läßt von der Tugend nicht;

    Daher mangelt die Tugend.


    Höchste Tugend ist ohne Tun;

    Ist auch ohne Grund (!!!), warum sie täte.

    Niedere Tugend tut,

    Hat auch einen Grund, warum sie tut.


    Höchste Menschlichkeit tut,

    Aber ohne Grund (!!!), warum sie tut.

    Höchste Rechtlichkeit tut,

    Doch mit einem Grund, warum sie tut.



    Nun zu:


    Mit Zazen durch Duàn zu einer Shunyata des WU:


    Ein „da ist nichts“ kann Menschen ins Bodenlose fallen lassen.

    Das ist die Schranke vor dem Tor des Chan.


    Wu-Men-Guan Koan 1:


    Weil ein Mönch ihn fragte: „Hat auch ein Hund das Buddha-Wesen oder nicht?“, sagte Zhao-zhou: „Wu“ ... „da ist nichts“!


    Darauf folgt der Kommentar von Wu-men (in der Übersetzung von Albert Krieter / Mumonkan, gibts als pdf):


    „Um Zen zu verwirklichen, muss man die Hindernisse der Patriarchen überwinden. Erleuchtung kommt immer erst, wenn der Weg des Denkens versperrt ist (!!!). Wenn du die Barriere der Patriarchen nicht überwindest oder wenn dein Denken nicht abschneidest, so ist alles, was du denkst und tust, wie ein verirrtes Gespenst. Du fragst vielleicht: Was ist das, die Barriere eines Patriarchen? Diese eine Wort Mu ist es (!!!). Das ist die Barriere des Chan (!!!). Wenn du durch sie hindurchgehst, so siehst du Joshu (Zhao-zhou) von Angesicht zu Angesicht. Dann kannst du Hand in Hand arbeiten mit der ganzen Reihe der Patriarchen. Ist das nicht höchst erfreulich? Wenn du durch diese Barriere hindurch möchtest, so musst du mit jedem Knochen deines Körpers, mit jeder Pore deiner Haut arbeiten, immer erfüllt von dieser Frage: Was ist Mu? Und sie Tag und Nacht mit dir herumtragen. Glaube nicht, es sei dies das übliche negative Symbol, das einfach "Nichts" bedeutet. Es ist nicht das Nichts, das Gegenteil von Existenz. Wenn du wirklich diese Barriere überwinden willst, so musst du das Gefühl haben, als würdest du eine heiße Eisenkugel verschlucken (!!!!!!!), die du weder verdauen noch ausspucken kannst. Dann verschwindet dein früheres minderwertiges Wissen. Wie eine Frucht im Sommer reift, so werden deine Subjektivität und deine Objektivität auf natürliche Weise eins werden. Es ist so, wie wenn ein Stummer einen Traum hatte. Er weiss es, aber er kann ihn nicht erzählen. Wenn du in diesen Zustand eintrittst, so ist die Schale des Ego zerbrochen, und du kannst den Himmel erschüttern und die Erde bewegen. Du bist wie ein großer Krieger mit einem scharfen Schwert (!!!!!). Wenn ein Buddha in deinem Weg steht, so tötest du ihn; wenn ein Patriarch ein Hindernis aufrichtet, so tötest du ihn; und du bist frei auf deinem Weg des Lebens und des Todes (!!!). Du kannst jede Welt betreten, als sei sie dein eigener Spielplatz (!!!). Ich will dir erzählen, wie man das mit diesem Koan erreicht: Konzentriere deine ganze Energie auf dieses Mu und lasse keine Unterbrechung zu. Wenn du in dieses Mu eintrittst, und es erfolgt keine Unterbrechung, so wird dein Erfolg wie eine brennende Kerze sein, die das ganze Universum erleuchtet.“


    Da ist wieder das Schwert des Abschneidens, aber da ist auch der Absturz in das Bodenlose, nichts Metaphysik, nicht irgendwas wie Gott, aus vorbei ... das ist sie, die heiße Eisenkugel zum verschlucken.


    Wie kommt man nun von der verschluckten heißen Eisenkugel zu „du bist frei auf deinem Weg des Lebens und des Todes (!!!). Du kannst jede Welt betreten, als sei sie dein eigener Spielplatz (!!!)“?


    Darum geht es eben wesentlich in den Bi-Yan-Lu, Cong-Rong-Lu, Wu-Men-Guan.


    Z.B. Wu-Men-Guan Koan 35: Kommentar Wu-men (Übersetzung auch im folgenden immer Dietrich Roloff, entsprechend Bi-Yan-Lu, Cong-Rong-Lu, Wu-Men-Guan):


    Wenn du in diesem Punkt zur Wahrheit erwacht bist, dann weißt du sogleich, dass das Heraustreten aus der Haut (zugleich Eintreten in die Shunyata) und das wieder Eintreten in die Haut (nach der Shunyata) wie das Übernachten in einer Herberge für Reisende ist.


    Es geht also in keinster Weise um die glühende Eisenkugel als Selbstzweck, es geht darum, dass das Universum erleuchtet ist zum Zwecke des „Du kannst jede Welt betreten, als sei sie dein eigener Spielplatz (!!!)“.


    Denken wir nochmal an Nietzsche, aus „Menschliches, Allzumenschliches, 1878“:


    33.

    ...

    die Menschheit hat im Ganzen keine Ziele, folglich kann der Mensch, in Betrachtung des ganzen Verlaufes, nicht darin seinen Trost und Halt finden, sondern seine Verzweifelung (die glühende Eisenkugel). Sieht er bei Allem, was er thut, auf die letzte Ziellosigkeit der Menschen, so bekommt sein eigenes Wirken in seinen Augen den Charakter der Vergeudung (und der Hoffnungslosigkeit des Endlichen).

    ...

    34.

    ...

    ich könnte mir eben so gut, wie jene geschilderte und bei einzelnen Naturen mögliche Nachwirkung, eine andere denken, vermöge deren ein viel einfacheres, von Affecten reineres Leben entstünde, als das jetzige ist: so dass zuerst zwar die alten Motive des heftigeren Begehrens noch Kraft hätten, aus alter vererbter Gewöhnung her, allmählich aber unter dem Einflusse der reinigenden Erkenntniss schwächer würden (hier ist die Shunyata „Wu“ !!!!!!!). Man lebte zuletzt unter den Menschen und mit sich wie in der Natur, ohne Lob, Vorwürfe, Ereiferung, an Vielem sich wie an einem Schauspiel weidend, vor dem man sich bisher nur zu fürchten hatte. Man wäre die Emphasis los und würde die Anstachelung des Gedankens, dass man nicht nur Natur oder mehr als Natur sei, nicht weiter empfinden. Freilich gehörte hierzu, wie gesagt, ein gutes Temperament (oder Übung), eine gefestete, milde und im Grunde frohsinnige Seele, eine Stimmung, welche nicht vor Tücken und plötzlichen Ausbrüchen auf der Hut zu sein brauchte und in ihren Aeusserungen Nichts von dem knurrenden Tone und der Verbissenheit an sich trüge, - jenen bekannten lästigen Eigenschaften alter Hunde und Menschen, die lange an der Kette gelegen haben. Vielmehr muss ein Mensch, von dem in solchem Maasse die gewöhnlichen Fesseln des Lebens abgefallen sind, dass er nur deshalb weiter lebt, um immer besser zu erkennen, auf Vieles, ja fast auf Alles, was bei den anderen (!!!) Menschen Werth hat, ohne Neid und Verdruss verzichten können, ihm muss als der wünschenswertheste Zustand jenes freie, furchtlose Schweben über Menschen, Sitten, Gesetzen und den herkömmlichen Schätzungen der Dinge genügen (ein erfülltes Leben ist nicht ausgeschlossen). Die Freude an diesem Zustande theilt er gerne mit und er hat vielleicht nichts Anderes mitzutheilen, - worin freilich eine Entbehrung, eine Entsagung mehr liegt. Will man aber trotzdem mehr von ihm, so wird er mit wohlwollendem Kopfschütteln auf seinen Bruder hinweisen, den freien Menschen der That, und vielleicht ein Wenig Spott nicht verhehlen: denn mit dessen “Freiheit” hat es eine eigene Bewandtniss (ahja: Nietzsche lehnt die Willensfreiheit ab).


    Das schließt in keinster Weise aus, dass man seinen Aufgaben im Leben nachkommt, ob man nun seine Schale auswäscht (Cong-Rong-Lu Koan 39: Zhao-zhou) oder eine Firma leitet.


    Die Shunyata als das Übernachten in einer Herberge für Reisende in die man immer mal wieder eintritt und austritt hat den Sinn und Zweck: Leben !!! Die Reisenden sind Reisende des Lebens!



    Bloß dazu noch ein paar schöne Beispielchen:


    Wu-Men-Guan (wie oben schon gesagt das folgende nach Roloff) Koan 46:


    Shi-shuang:


    Ein Mensch, der oben auf einer hundert Fuß hohen (Shunyata-) Stange sitzt –

    Obwohl er den Zugang erlangt hat, ist das noch nicht das Wahre.

    Oben auf einer hundert Fuß hohen Stange musst du vorwärts schreiten –

    In die Welt (!!!) der zehn Richtungen deinen vollständigen Leib zeigen!


    Wie so oft unschlagbar der Kommentar von Wu-men:

    ... sag doch mal: „Von der Spitze einer hundert Fuß hohen (Shunyata-) Stange ... warum denn da vorwärtsschreiten? – Ich habe mich heiser geschrien!


    ... auf dass ein erfülltes Leben winkt!


    Bi-Yan-Lu Koan 39:


    Ein Mönch fragte Yun-men: „Was ist mit dem reinen und klaren Wahrheitsleib?“

    Yun-men sagte: „Blüte – Medizin – Umzäunung (!!!)“

    Der Mönch sagte: „Wenn dann einer einfach so davongeht, was denn dann?“

    Yun-men sagte: „Goldhaar-Löwe!“


    Bi-Yan-Lu Koan 44 (mit wichtiger Abweichung von der Roloffschen Übersetzung):


    Im Voraus:

    In China wurde an den Stadttoren die Trommel geschlagen bevor sie geschossen wurden, damit diejenigen noch raus konnten die mussten. Hier meint raus: Rechtzeitig raus aus immerwährender (!!!) Shunyata ins Leben, was die Herberge für den Reisenden nicht ausschließt!


    He-shan ließ einmal die Bemerkung fallen: Sich im Lernen üben heißt Hörer sein; das Lernen abgeschnitten zu haben (Shunyata) heißt Nachbar sein, und diese beiden überschreiten heißt wahres Überschreiten !“

    Ein Mönch fragte: „Was ist dieses wahre Überschreiten?“

    He-shan sagte: „Djiä da gu = den Trommelschlag verstehen!“

    Der Mönch fragte nochmals: „Was ist dieses wahre Überschreiten?“

    He-shan sagte abermals: „Djiä da gu = den Trommelschlag verstehen!“

    Der Mönch fragte: „Ist es Geist, dann ist es Buddha, danach frage ich jetzt nicht! Was aber besagt: Es ist weder Geist noch Buddha?“

    He-shan sagte: „Djiä da gu = den Trommelschlag verstehen!“

    Der Mönch fragte: „Wenn ein Mensch kommt, der nach oben hin strebt, wie begegnet ihr dem?“

    He-shan sagte: „Djiä da gu = den Trommelschlag verstehen!“



    Man kommt an den Chinesen, am Dao-De-Jing und den Bi-Yan-Lu, Cong-Rong-Lu, Wu-Men-Guan nicht vorbei ... Jahrhunderte später noch die zwei verschiedenen Seiten einer Medaille Schopenhauer und Nietzsche (je nach Temperament) ... .. . das ist aber auch hinreichend.

    Was verbleibt?


    Das was uns die Chinesen !!! durch das Dao und im Chan durch die Koan sagen: WU!

    Das heißt, es gibt keine Shunyata irgendeiner Metaphysik.


    Dazu Wu Men Guan = Da ist nichts Sperre vor dem Tor:

    Koan 33:

    Weil ein Mönch ihn fragte: „Was ist mit Buddha?“, sagte Ma-zu: „Er ist nicht Geist, nicht Buddha.“

    Kommentar Wu-men:

    Wenn du es schaffst, hier den Durchblick zu erlangen, dann ist die Angelegenheit deines Bemühens um Versenkung zu ihrem Ende gekommen.

    Die Lösung im Gesang:

    Triffst du auf einen Schwertreisenden, musst du ihm deines überreichen ...


    Das immerwährende Schwert der Koan:

    Was heißt das in der Praxis?

    Mit Zazen durch Duàn zu einer Shunyata des WU.

    Auf Wunsch das vollständige Schopenhauer Zitat von hier Ding an sich - Schopenhauers Kosmos


    Ding an sich.

    1) Die Annahme des Dinges an sich.

    Die Annahme eines Dinges an sich hinter den Erscheinungen, eines realen Kerns unter so vielen Hüllen, ist keineswegs unwahr; da vielmehr die Ableugnung desselben absurd wäre. (P. I, 96.)

    2) Gegensatz zwischen Ding an sich und Erscheinung.

    Ding an sich bedeutet das unabhängig von unserer Wahrnehmung Vorhandene, also das eigentlich Seiende. (P. II, 97.) Erscheinung heißt Vorstellung und weiter nichts; alle Vorstellung, alles Objekt ist Erscheinung. Das Ding an sich ist durchaus nicht Vorstellung, sondern toto generevon ihr verschieden; es ist Das, wovon alle Vorstellung, alles Objekt die Erscheinung, die Sichtbarkeit, die Objektität ist. Es ist das Innerste, der Kern jedes Einzelnen und ebenso des Ganzen. (W. I, 37. 41. 131. 517; II, 8. 216.) Das Ding an sich ist von seiner Erscheinung gänzlich verschieden und völlig frei von allen Formen und Gesetzen derselben, in welche es eben erst eingeht, indem es erscheint, die daher nur seine Objektität betreffen, ihm selbst fremd sind. (W. I, 118. 134. 144. 152; II, 568. P. I, 93.) Das Ding an sich ist die natura naturans, die Erscheinung die natura naturata. (P. II, 98.) Der Unterschied zwischen Ding an sich und Erscheinung lässt sich auch ausdrücken als der zwischen dem innerlichen, subjektiven und dem äußerlichen, objektiven Wesen eines Dinges. (P. II, 100, Anmerkung.) Das An- und Fürsichsein jedes Dinges muss notwendig ein subjektives sein; in der Vorstellung eines Anderen hingegen steht es eben so notwendig als ein objektives da; ein Unterschied, der nie ganz ausgeglichen werden kann. (W. II, 217.)

    3) Auf welchem Wege allein zur Erkenntnis des Dinges an sich zu gelangen ist.

    Da der Satz vom Grunde keine unbedingte Gültigkeit vor, außer und über aller Welt hat, sondern nur eine relative und bedingte, allein in der Erscheinung geltende, so kann das innere Wesen der Welt, das Ding an sich, nimmer an seinem Leitfaden gefunden werden. (W. I, 38 fg.)
    Überhaupt ist das Ding an sich auf dem Wege der rein objektiven Erkenntnis nimmermehr zu erreichen, da diese immer Vorstellung bleibt, als solche aber im Subjekt wurzelt und nie etwas von der Vorstellung wirklich Verschiedenes liefern kann. Sondern nur dadurch kann man zum Dinge an sich gelangen, dass man die unmittelbare Erkenntnis, welche Jeder vom inneren Wesen seiner eigenen leiblichen Erscheinung hat, auf die übrigen, lediglich in der objektiven Anschauung gegebenen Erscheinungen analogisch überträgt und so die Selbsterkenntnis als Schlüssel zur Erkenntnis des inneren Wesens der Dinge, d. h. der Dinge an sich selbst, benutzt. Zu dieser also kann man nur gelangen auf einem von der rein objektiven Erkenntnis ganz verschiedenen Wege, indem man das Selbstbewusstsein zum Ausleger des Bewusstseins anderer Dinge macht. Dies ist der allein rechte Weg, die enge Pforte zur Wahrheit. (P. I, 100 fg. W. II, 14. 218 fg. I, 118 fg. G. 83. P. I, 84. N. 91. W. I, 517.)

    4) In welchem Sinne der Wille als das Ding an sich zu betrachten ist.

    Das Ding an sich, welches als solches nimmermehr Objekt ist, eben weil alles Objekt schon wieder seine bloße Erscheinung, nicht mehr es selbst ist, musste, wenn es dennoch objektiv gedacht werden sollte, Namen und Begriff von einem Objekt borgen, von etwas irgendwie objektiv Gegebenem, folglich von einer seiner Erscheinungen; aber diese durfte, um als Verständigungspunkt zu dienen, keine andere sein, als unter allen seinen Erscheinungen die vollkommenste, d. h. die deutlichste, vom Erkennen unmittelbar beleuchtete. Diese aber ist des Menschen Wille. Die Bezeichnung des Dinges an sich als Wille ist zwar nur eine denominatio a potiori, eine Benennung des Genus nach der vorzüglichsten Spezies, wodurch der Begriff Wille eine größere Ausdehnung erhält, als er bisher hatte; aber diese Ausdehnung ist wegen der Identität des Wesens jeder irgend strebenden und wirkenden Kraft in der Natur mit dem Willen eine berechtigte. (W. I, 131 ff.)
    Die Wahrnehmung, in der wir die Regungen und Akte des eigenen Willens erkennen, ist eine bei Weitem unmittelbarere, als jede andere; sie ist der Punkt, wo das Ding an sich am unmittelbarsten in die Erscheinung tritt und in größter Nähe vom erkennenden Subjekt beleuchtet wird; daher eben der also intim erkannte Vorgang der Ausleger jedes anderen zu werden einzig und allein geeignet ist. Denn bei jedem Hervortreten eines Willensaktes aus der dunkeln Tiefe unseres Innern in das erkennende Bewusstsein geschieht ein unmittelbarer Übergang des außer der Zeit liegenden Dinges an sich in die Erscheinung. Demnach ist zwar der Willensakt nur die nächste und deutlichste Erscheinung des Dinges an sich; doch folgt hieraus, dass wenn alle übrigen Erscheinungen ebenso unmittelbar und innerlich von uns erkannt werden könnten, wir sie für eben das ansprechen müssten, was der Wille in uns ist. In diesem Sinne also ist das innere Wesen eines jeden Dinges als Wille aufzufassen und der Wille das Ding an sich zu nennen. Kants Lehre von der Unerkennbarkeit des Dinges an sich wird hierdurch dahin modifiziert, dass dasselbe nur nicht schlechthin und von Grund aus erkennbar sei, dass jedoch die bei Weitem unmittelbarste seiner Erscheinungen es für uns vertritt, und wir sonach die ganze Welt der Erscheinungen zurückzuführen haben auf diejenige, in welcher das Ding an sich in der allerleichtesten Verhüllung sich darstellt und nur noch in sofern Erscheinung bleibt, als mein Intellekt, der allein das der Erkenntnis Fähige ist, von mir als dem Wollenden noch immer unterschieden bleibt und auch die Erkenntnisform der Zeit, selbst bei der inneren Perzeption, nicht ablegt. (W. II, 221.)

    5) Warum unsere Erkenntnis des Dinges an sich keine erschöpfende, adäquate ist.

    Die innere Wahrnehmung, welche wir von unserm eigenen Wesen haben, ist zwar der einzige Weg, zur Erkenntnis des Wesens an sich der Dinge zu gelangen; aber diese Erkenntnis ist keine erschöpfende, adäquate. Denn, obgleich die Selbsterkenntnis eine unmittelbarere ist, als die der Außendinge, so ist sie doch keine ganz unmittelbare, da auch sie noch an die Form der Vorstellung gebundene Wahrnehmung ist und als solche in Subjekt und Objekt, in ein Erkennendes und Erkanntes zerfällt. Also auch in der inneren Erkenntnis findet noch ein Unterschied Statt zwischen dem Sein an sich ihres Objekts und der Wahrnehmung desselben im erkennenden Subjekt. Jedoch ist die innere Erkenntnis von zwei Formen frei, welche der äußeren anhängen, nämlich von der des Raumes und der Kausalität. Hingegen bleibt noch die Form der Zeit, wie auch die des Erkanntwerdens und Erkennens überhaupt. Demnach hat in dieser inneren Erkenntnis das Ding an sich seine Schleier zwar großen Teils abgeworfen, tritt aber doch noch nicht ganz nackt auf. (W. II, 220. 563 fg.)
    Wenn es auch mittelst der Verknüpfung der nach außen gerichteten, objektiven Erkenntnis mit den Daten des Selbstbewusstseins möglich wird, zu einem gewissen Verständnis der Welt und des Wesens an sich der Dinge zu gelangen; so wird dieses doch nur ein sehr limitiertes, ganz mittelbares und relatives, nämlich eine parabolische Übersetzung in die Formen der Erkenntnis, also ein quadam prodire tenus sein, welches stets noch viele Probleme ungelöst übrig lassen muss. (W. II, 327.)
    Die vollkommenste Erkennbarkeit, d. h. die größte Klarheit, Deutlichkeit und erschöpfende Ergründlichkeit kommt nur Dem zu, was der Erkenntnis als solcher eigen ist, also der apriorischen Form der Erkenntnis, nicht aber Dem, was, an sich nicht Vorstellung, nicht Objekt, erst durch das Eingehen in diese Formen erkennbar, d. h. Vorstellung, Objekt geworden ist. Jeder Inhalt, den die Formen bekommen, enthält schon etwas nicht mehr vollständig seinem ganzen Wesen nach Erkennbares, also etwas Grundloses, wodurch sogleich die Erkenntnis an Evidenz verliert und die vollkommene Durchsichtigkeit einbüßt. Dieses der Ergründung sich Entziehende ist eben das Ding an sich, ist dasjenige, was wesentlich nicht Vorstellung, nicht Objekt der Erkenntnis ist, sondern erst indem es in jene Form einging, erkennbar geworden ist. (W. I, 144.)
    Die Erkenntnis und die Vielheit, oder Individuation, stehen und fallen mit einander, indem sie sich gegenseitig bedingen. Hieraus ist zu schließen, dass jenseits der Erscheinung, im Wesen an sich aller Dinge, welchem Zeit und Raum, und deshalb auch die Vielheit fremd sein muss, auch keine Erkenntnis vorhanden sein kann. Ein Erkennen der Dinge an sich im strengsten Sinne des Worts, wäre demnach schon darum unmöglich, weil, wo das Wesen an sich der Dinge anfängt, das Erkennen wegfällt, und alle Erkenntnis schon grundwesentlich bloß auf Erscheinungen geht. (W. II, 311.)
    Die objektive Ansicht des Intellekts (s. Intellekt), welche eine Genesis desselben enthält, macht begreiflich, dass er, ausschließlich zu praktischen Zwecken bestimmt, das bloße Medium der Motive ist, mithin durch richtige Darstellung dieser seine Bestimmung erfüllt, und dass, wenn wir aus dem Komplex und der Gesetzmäßigkeit der hierbei sich uns objektiv darstellenden Erscheinungen das Wesen der Dinge an sich selbst zu konstruieren unternehmen, dieses auf eigene Gefahr und Verantwortlichkeit geschieht. Unser Intellekt, ursprünglich nur bestimmt einem individuellen Willen seine kleinlichen Zwecke vorzuhalten, fasst demgemäß bloße Relationen der Dinge auf und dringt nicht in ihr Inneres, in ihr eigenes Wesen; er ist demnach eine bloße Flächenkraft, haftet an der Oberfläche der Dinge und fasst bloße species transitivas, nicht das wahre Wesen derselben. Hieraus eben entspringt es, dass wir kein einziges Ding, auch nicht das einfachste und geringste, durch und durch verstehen und begreifen können, sondern an jedem etwas uns völlig Unerklärliches übrig bleibt. (W. II, 324 fg.)

    @ Wo ist das Paradox geblieben?


    Das Paradox ist Teil der Lehre (!!!): Die Lehre ist „da ist nichts“ -> also auch nicht diese Lehre, die besagt „da ist nichts“ -> also kann doch wieder was sein, z.B. die Lehre „da ist nichts“ -> also auch nicht diese Lehre, die besagt ... und ewig so weiter im Kreis.


    Darum auch die Aussage zu Buddha, er habe sein ganzes Leben lang nichts gesagt (und zuletzt nur noch eine Blume hochgehalten) und Bodhidharma hat nur auf das Herz gezeigt ... letztlich bis zum Ein-Finger-Chan des Ju-zhi (Bi-Yan-Lu Koan 19, Cong-Rong-Lu Koan 84, Wu-Men-Guan Koan 3), darum kommt Ju-zhi auch in allen drei Koan-Sammlungen vor und gilt als genial.

    Dass Chan frei von Metaphysik ist, dazu sind schon viele Beispiele einige Seiten oberhalb: Nix Gott ... und auch nix Seele:


    Bi-Yan-Lu Koan 66 (bzw, 82):


    Ein Mönch fragte Da-long: „Unser stofflicher Leib verwelkt und verdirbt; was ist mit dem dauerhaften und beständigen Wahrheitsleib = Seele“?


    Da-long sagte: „Die Bergblumen öffnen sich wie Brokat, die Wasser der Gebirgsbäche sind so klar wie Indigo!“ = Mach dir keine Hoffnung, aber ... reicht das nicht?

    Dao-De-Jing und chinesisches Chan der Song Zeit sind ein stabiles (!!!) Fundament für den Menschen, alles darüber hinaus ist es nicht. Es ist eine Singularität, wogegen man den Rest relativieren muss, bis vielleicht außer Schopenhauer und Nietzsche, die auf Tuchfühlung sind.


    Meinst du nicht, das ist ein bischen übertrieben?

    Nein, das finde ich nicht. Alles was Hume/Kant/Schopenhauer ist, baut nur darauf auf: Sinne/Erscheinungen -> Verstand mit seiner Kausalität (Karma) -> Vernunft mit seiner Abstraktion und Kategorisierung. Hume hat noch geglaubt, der Verstand erlernt seine Fähigkeiten, Schopenhauer sagt, die Kausalitätsdenke des Verstandes ist a priori gegeben. Es geht also von den Sinnen (mit experimental-physikalischen Erweiterungen, was im Prinzip das selbe ist) aus und das ist es.


    Im weiteren postulieren Kant/Schopenhauer des hinter den Erscheinungen stehende „Ding an sich“:


    z.B.: Ding an sich - Schopenhauers Kosmos


    Schopenhauer:


    1) Die Annahme des Dinges an sich.


    Die Annahme eines Dinges an sich hinter den Erscheinungen, eines realen Kerns unter so vielen Hüllen, ist keineswegs unwahr; da vielmehr die Ableugnung desselben absurd wäre. (P. I, 96.)


    2) Gegensatz zwischen Ding an sich und Erscheinung.


    Ding an sich bedeutet das unabhängig von unserer Wahrnehmung Vorhandene, also das eigentlich Seiende. (P. II, 97.) Erscheinung heißt Vorstellung und weiter nichts; alle Vorstellung, alles Objekt ist Erscheinung. Das Ding an sich ist durchaus nicht Vorstellung, sondern toto generevon ihr verschieden; es ist Das, wovon alle Vorstellung, alles Objekt die Erscheinung, die Sichtbarkeit, die Objektität ist. Es ist das Innerste, der Kern jedes Einzelnen und ebenso des Ganzen (Einfügung von mir: Dao-De-Jing, Chan). (W. I, 37. 41. 131. 517; II, 8. 216.) Das Ding an sich ist von seiner Erscheinung gänzlich verschieden und völlig frei von allen Formen und Gesetzen derselben (Einfügung von mir: Dao-De-Jing, Chan), in welche es eben erst eingeht, indem es erscheint (Einfügung von mir: Chan, Dao-De-Jing), die daher nur seine Objektität betreffen, ihm selbst fremd sind. (W. I, 118. 134. 144. 152; II, 568. P. I, 93.) Das Ding an sich ist die natura naturans, die Erscheinung die natura naturata. (P. II, 98.) Der Unterschied zwischen Ding an sich und Erscheinung lässt sich auch ausdrücken als der zwischen dem innerlichen, subjektiven und dem äußerlichen, objektiven Wesen eines Dinges. (P. II, 100, Anmerkung.) Das An- und Fürsichsein jedes Dinges muss notwendig ein subjektives sein; in der Vorstellung eines Anderen hingegen steht es eben so notwendig als ein objektives da; ein Unterschied, der nie ganz ausgeglichen werden kann. (W. II, 217.)


    3) Auf welchem Wege allein zur Erkenntnis des Dinges an sich zu gelangen ist.


    Da der Satz vom Grunde keine unbedingte Gültigkeit vor, außer und über aller Welt hat, sondern nur eine relative und bedingte, allein in der Erscheinung geltende, so kann das innere Wesen der Welt, das Ding an sich, nimmer an seinem Leitfaden gefunden werden (Einfügung von mir: Chan). (W. I, 38 fg.)


    Überhaupt ist das Ding an sich auf dem Wege der rein objektiven Erkenntnis nimmermehr zu erreichen (Einfügung von mir: Chan), da diese immer Vorstellung bleibt (Einfügung von mir: Chan), als solche aber im Subjekt wurzelt und nie etwas von der Vorstellung wirklich Verschiedenes liefern kann (Einfügung von mir: Chan). Sondern nur dadurch kann man zum Dinge an sich gelangen, dass man die unmittelbare Erkenntnis, welche Jeder vom inneren Wesen seiner eigenen leiblichen Erscheinung hat, auf die übrigen, lediglich in der objektiven Anschauung gegebenen Erscheinungen analogisch überträgt und so die Selbsterkenntnis als Schlüssel zur Erkenntnis des inneren Wesens der Dinge, d. h. der Dinge an sich selbst, benutzt (Einfügung von mir: Chan -> Shunyata !!!!!!!!!!!!!!). Zu dieser also kann man nur gelangen auf einem von der rein objektiven Erkenntnis ganz verschiedenen Wege, indem man das Selbstbewusstsein zum Ausleger des Bewusstseins anderer Dinge macht. Dies ist der allein rechte Weg, die enge Pforte zur Wahrheit. (P. I, 100 fg. W. II, 14. 218 fg. I, 118 fg. G. 83. P. I, 84. N. 91. W. I, 517.)



    die enge Pforte zur Wahrheit = Wu-men-guan = die „da ist nichts“ Sperre vor dem Tor !!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    „Da ist nichts“ ist zu verinnerlichen, begreifen reicht nicht und glauben ist hier fehl am Platz ... sonst kommste nicht rein in das Tor!

    In den Übersetzungen sind die Begriffe manchmal überschneidend. Desweiteren werden für das selbe viele Metaphern verwendet, die den Chinesen der Zeit geläufig waren. Es ist also ein Puzzle, welches das Bild des Dao-De-Jing und des Chan der Song Zeit ergibt und diese Puzzle muss konsistent (!!!) gefügt sein. Nur das ist der Bezug.


    Buddhismus ist vielfältig und selbst das japanische Zen dreht das Rad des Chan der Song Zeit wieder zurück. Es geht ausschließlich nur um das Dao-De-Jing und das chinesische Chan der Song Zeit.


    Das Dao-De-Jing und das Chan der Song Zeit erreichen das minimale Konstrukt mit maximaler Klarheit, wogegen nichts gesagt werden kann, es wird keine Beweise dagegen geben. Dieses Fundament steht und sollten die Physik und alle Wissenschaften in der Zukunft ihre Erkenntnisse vertausendfachen, es bleibt Sinnlichkeit, egal ob durch Sinne erfasst, mit den grössten Apparaturen gemessen und durch theoretische Modelle nachvollzogen.


    Alles was desweiteren darüber hinausgeht, alles was Metaphysik ist und alles Mystische, wo zu allem das Gegenstück als Argument möglich ist, sind Entscheidungen nach Umfeld, wo einer aufwächst oder nach persönlichem Geschmack und somit von anderer Qualität.


    Dao-De-Jing und chinesisches Chan der Song Zeit sind ein stabiles (!!!) Fundament für den Menschen, alles darüber hinaus ist es nicht. Es ist eine Singularität, wogegen man den Rest relativieren muss, bis vielleicht außer Schopenhauer und Nietzsche, die auf Tuchfühlung sind.

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Vielleicht hilft der 6. Patriarch Hui-neng:


    Nach der bekannten Geschichte:


    Übersetzung nach Roloff:


    Das „Shen-xiu-Gedicht“ lautet:


    Shen shi pu-ti shu („Der Leib ist der Baum der Bodhi [der höchsten Erkenntnis],“)

    xin ru ming-jing tai („der Geist [ist] wie ein klarer Spiegel mit Gestell,“ (Spiegel alleine: Der die Erscheinungen der 6 Sinne widerspiegelt, also inkl. Verstand))

    shi-shi qin shi-fu („wisch [ihn] jeden Augenblick mit Sorgfalt ab,“)

    mo shi youchen-ai („lass darauf kein Staubkorn zu!“ (im Verstand keine darwinistisch-kausalen Gedanken zulassen)).


    Und das „Hui-neng-Gedicht“ lautet:


    Pu-ti yuan wu shu („Bodhi [höchste Erkenntnis] [ist] ursprünglich ohne Baum,“)

    ming-jing yi fei tai („ein klarer Spiegel [ist] ebenso ohne Gestell,“ (ohne Gestell = keine Unterstützung))

    ben-lai wu yi wu („ursprünglich ist da kein einziges Ding,“(wirklich ursprünglich !!!))

    he-chu ruo chen-ai („welcher Ort [sollte da] Staub auf sich ziehen?“).


    Man liest auch mal:


    „Da ist kein klarer Spiegel auf einem Gestell.“

    Das mach keinen Sinn, denn der Spiegel = 6 Sinne inkl. Verstand ist alles was wir haben, jedoch ohne Grundlage und man kommt damit prinzipiell auch nicht auf den Ursprung der Erscheinungen auch wenn sie existieren und schon gleich nicht auf eine wahre Wirklichkeit weil sie nicht existiert:


    Shen-hsiu sieht das grüne im Bild unten, das Gestell meint das orange, Bodhi das rote.


    Hui-neng bejaht das grüne, Spiegel ist ohne Gestell/Unterstützung ist die Unerreichbarkeit des orangen, höchste Erkenntnis ist ursprünglich ohne Baum verneint das rote.


    Übrigens: Dem Bild unten ist ein „erster Beweger der westlichen Philosophie“ aus untauglichen Gottesbeweisen im Text hinzugefügt, gut symbolisiert durch die 2 Figuren = Beweger im roten Kreis.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Das Bild ist das Höhlengleichnis von Platon, daher stehen da Leute. Die Overlays sind darin die Chan entsprechende Korrektur. Angeregt ist das durch die Schattenbilder und das Strahlen das Hong-zhi, als Analogon.


    So gut das Bild einerseits ist, es erklärt gut, so seh ich andererseits keinen Bedarf für Platons (im Vergleich zum Chan) erweitertes Bild. Platons Wünsche sind menschlich, aber sie zählen nicht: Siehe Wu Men Guan (= „Da ist nichts“ Sperre das Tores), diese Sperre ist durch die Akzeptanz, dass "da nichts ist", zu überwinden. Die Overlays korrigieren das.


    Zu „nichts“:


    Wu Men Guan - Koan 1:


    Weil ein Mönch ihn fragte: „Hat auch ein Hund das Buddha-Wesen oder nicht?“ Sagte Zhao-zhou: „Wu!“


    Wobei „hat auch ein Hund“ natürlich meint „hat neben allem anderen auf der Welt auch ein Hund“, so dass sich „Wu!“ natürlich auf alles auf der Welt bezieht.


    Übersetzt sich das zu:


    Weil ein Mönch ihn fragte: „Hat auch ein Hund das Buddha-Wesen oder nicht?“ Sagte Zhao-zhou: „da ist nichts!“


    Oder übersetzt sich das zu:


    Weil ein Mönch ihn fragte: „Hat auch ein Hund das Buddha-Wesen oder nicht?“ Sagte Zhao-zhou: „da ist das „Nichts““


    Das ist die Frage !!!!!!!!!!


    Platon ist es nicht, DAO/Chan ist es, ja:


    Der Frühling hat hundert Blumen, der Herbst hat den Mond,

    Der Sommer hat den kühlen Wind, der Winter hat den Schnee.