Also: Die alten Chan-Chinesen haben, nicht im Widerspruch zu ihrer Diskussion, genau gewusst, dass es Koan gibt, wo man in ewige Iteration gerät, nur ein Beispiel wieder von oben
...
Cui-wei und Lin-ji wollten verhindern, aber der unbedarfte Long-ya tritt den paradoxen Kreis 1) ... 2) ... 1) ... .. . los:
Lobgesang von Xue-dou: (Long-ya hat) Stützbrett und Sitzkissen nicht zu gebrauchen gewusst!
Das ist genial!
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Aber geht es denn da, wirklich drum, ein Paradoxon zu verhindern, um nicht in eine Iterationeschleifen zu geraten?
In der westlchen Philopshiegeht es ja häufig um Wahtheit - d.h. darum möglichst allegemeingültige Aussagen über die Wirklichkeit zu finden. Solche Aussagen sind natürlich immer sehr abstrakt und dadurch wird natürlich etwas wegabstrahiert. In einer Koan-Situation geht es nahezu um das Gegenteil geht, nämlich darum, in einen direkten, unvermittelten Kontakt zur Wirklichkeit zu kommen und dann aus diesem direkten Kontakt heraus heraus zu sprechen - also nicht "partikular" zu werden und sich an Einseitigkeiten und Abstraktionen zu hängen sondern in direktem Kontakt mit dem zu treten, auf was sich die Begriffe beziehen.
Weil Long-ya da noch nicht angelangt ist, kommen Cui-wei und Lin-ji mit sehr konkretem Zeug wie Stützbrett, Sitzkissen und Schläge an. Aber es hilft nichts. Die Iteration - also das Drängende an der Situation - ergibt sich daraus, dass Cui-wei , Lin-ji Long-ya von der Ebene der Begriff auf das hinführen wollen, worauf sich die Begriffe beziehen. Es sind keine Philosophen sondern eher so ein Schlägertrupp von Philophoben, die einen daran hindern, die Wirklichkeit zu Wahrheiten zu reduzieren.
Im Daosimus gibt es ja die Sage von Hundun:
Der Herrscher Hun Dun bekam regelmäßig Besuch von den Herren des Südmeeres, Shu, und des Nordmeeres, Hu. Da er diesen immer große Gastfreundschaft gewährte, beschlossen diese beiden eines Tages, ihm seine Güte zu vergelten. Lange überlegten sie, was sie ihm Gutes tun konnten, und hatten endlich folgende Lösung:
Alle Menschen verfügen über sieben Körperöffnungen - zum Sehen, Hören, Essen und Atmen. Doch der große Hun Dun verfügt über keine einzige Öffnung, deshalb wollen wir ihm welche zufügen.
Sie traten vor Hun Duns Thron und schlugen ihm dies vor, Hun Dun nahm den Vorschlag begeistert an. So bohrten sie ihm Tag für Tag eine Öffnung in den Körper. Am siebten Tag aber, als sie die siebte Körperöffnung zu Ende gebohrt hatten, verstarb Hun Dun.
Die Herren des Südmeeres und des Nordmeeres denken, sie tun dem amorphen Gesellen Hundun etwas Gutes, indem sie den Kontakt zu Wirklichkeit von etwas Amorphen, Unvermittelten zu etwas Definiertem und Vermittelten machen - zu klaren Input- Ouput-Kanälen sortiert nach Inhalt - aber genau dadurch töten sie ihn.
Insofern es auch in der Koanpraxis um den unmedierten, unmittelbaren Kontakt geht,wird da Hundun beschützt: Long-ya muss dran gehindert werden in der Tradition der beiden Meeresherren einen Zugang zu legen, der das Indrekte durch das Direkte und das Amorphe durch das Konkrete ersetzt. Und nur insofern, seine Versuche nicht zugelassen werde, ergibt sich das iterative Kreisen.