Nun, ich meine, so lange Du niemanden schlägst, absichtlich beleidigst, unnötig belagerst und belästigst, oder ähnliches, brauchst Du Dich darum nicht so zu kümmern.
Ich erzähl Dir mal was aus meinem Leben:
Meine Mutter war eine sehr impulsive Frau. Impulsiv im Sinne von herzlich und überschwänglich. Sie liebte alle und zeigte das ungeniert. Auch fasste sie Menschen einfach an, um ihnen ihre Zuneigung zu zeigen. Dass mir das unangenehm war, konnte sie überhaupt nicht verstehen. Natürlich gab es manchmal auch Leute, die von ihrer Art ganz perplex waren. Aber das waren sehr wenige, sie war ungeheuer beliebt. Ich dachte aber, dass alle so empfinden müssten wie ich. Daher war ich immer zurückhaltend, fasste Menschen nicht an, war recht unspontan. Und genierte mich immer fürchterlich für meine Mutter. Aber eines Tages muss irgendein Türchen in meinem Herzen offen geblieben sein. Wir waren zusammen beim Einkaufen und es begegneten uns einige Bekannte und meine Mutter hat wieder ihre ganze Zuneigung verschenkt, wie immer. Und da sah ich mit einem mal, wie sehr die Menschen die Zuneigung meiner Mutter erwiderten und wie sie sich über ihre Herzlichkeit freuten. Es war ihnen beileibe nicht unangenehm. Von da an betrachtete ich ihre Art mit anderen Augen. Und es geschah etwas mit mir: Ich fing unwillkürlich an mich zu öffnen. Seitdem spreche ich unbekannte Leute an z.B. beim Einkaufen, plaudere mit fremden Kindern, umarme jeden, von dem ich denke, es könnte ihm gefallen … Ich habe keine Angst mehr vor Menschen und davor, ihnen meine Gefühle (in gewissen Grenzen) zu zeigen. Da ist ein Knoten geplatzt.
Es sind die Vorstellungen, die uns oftmals daran hindern, zu leben und frei miteinander umzugehen. Manchmal werden wir verletzt, wenn wir unsere Gefühle zeigen, manchmal verletzen wir. Aber wir sind von Natur aus dafür geschaffen, das überleben zu können.