Beiträge von xxx im Thema „Eine Regel aus dem Pali-Kanon/Vinaya?“

    Wer also die 7. Frage bejaht, erklärt damit, nicht intersexuell und nicht homosexuell zu sein (kein ubhatobyanjanaka und auch kein pandaka). Verneint er diese Frage, darf er nach Vinaya nicht ordiniert werden.


    _()_

    Diese strube Schlussfolgerung erscheint mir sehr stark an den Haaren herbeigezogen. Als ob ein homosexueller Mann, kein Mann sei und eine homosexuelle Frau keine Frau. Die sexuelle Orientierung hat doch nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun.

    Intersexualität ist eine körperliche Behinderung, welche ebenso wenig mit der sexuellen Orientierung zu tun hat.


    Aus der Frage 7 des Ordinationsritus (bist du ein Mann ?) solche Schlüsse zu ziehen, erscheint mir schon sehr homophob.

    Einerseits ist die Orientierung des Mönches ja egal, da er sowieso keinen Geschlechtsverkehr hat, trotzdem wird er aber kategorisch abgelehnt und darf kein Mönch werden

    Das stimmt nicht. Es gibt nur 13 definierte behindernde Zustände, auf die der Orden keinen Einfluss hat, die eine Ordination als Mönch ausschliessen. Die sexuelle Orientierung gehört nicht dazu:


    Zitat

    Ā: Dieses ist für dich die Zeit für die Wahrheit,

    die Zeit für die Wirklichkeit. Während man dich in

    der Mitte des Ordens über etwas Vorliegendes befragt,

    sollst du auf Vorhandenes: 'Ich habe!' antworten, auf nicht

    Vorhandenes: 'Ich habe nicht!' antworten. Sei nicht in Verlegenheit,

    schaue nicht finster drein.

    Sie werden dich folgendermaßen befragen:


    Hast du eine von diesen Erkrankungen?


    1) Aussatz?

    SĀ: "Ich habe keinen, Ehrwürdiger Herr!"


    2) Ekzeme, (Geschwüre)?

    SĀ: "Ich habe keinen, Ehrwürdiger Herr!"


    3) Weißflecklepra?

    SĀ: "Ich habe keinen, Ehrwürdiger Herr!"


    4) Tuberkulose, (Schwindsucht)?

    SĀ: "Ich habe keinen, Ehrwürdiger Herr!"

    5) Epilepsie?

    SĀ: "Ich habe keinen, Ehrwürdiger Herr!"

    6) Bist du ein Mensch?

    SĀ: "Ich bin, Ehrwürdiger Herr!"

    7) Bist du ein Mann?

    SĀ: "Ich bin, Ehrwürdiger Herr!"


    8) Bist du ein freier Mann?

    SĀ: "Ich bin, Ehrwürdiger Herr!"

    9) Bist du schuldenfrei?

    SĀ: "Ich bin, Ehrwürdiger Herr!"

    10) Bist du nicht im Staatsdienst?􀂹17

    SĀ: "Ich bin nicht, Ehrwürdiger Herr!"

    11) Hast du die Erlaubnis deiner Eltern?

    SĀ: "Ich habe, Ehrwürdiger Herr!"


    12) Hast du das zwanzigste Lebensjahr vollendet?

    SĀ: "Ich habe, Ehrwürdiger Herr!"

    13) Sind deine Schale & Gewänder vollständig?

    SĀ: "Sie sind, Ehrwürdiger Herr!"


    Wie heißt du?

    SĀ: "Ehrwürdiger Herr, Ich heiße XY"

    Wie heißt dein Unterweiser?"

    SĀ: "Ehrwürdiger Herr, mein Unterweiser heißt XY"


    Wenn SĀ rein von den 13 'Behindernden Zuständen' ist, wird nun der Wortlaut der Handlung verlesen, und damit wird SĀ hochordiniert, bzw. ein Bhikkhu, falls keiner im Orden dagegen ist.

    Aus patimokkha

    Dann gibt es noch weniger streng geahndete sexuelle Verstösse, die von Mönchen begangen werden können:


    1. Willkürlich [herbeigeführter] Samenerguß, außer während

    eines Traumes, {ist ein Vergehen, welches das} anfängliche

    und folgende Zusammentreten des Ordens erforderlich

    macht.


    2. Welcher Mönch auch immer, befallen {von Begierde}

    und mit {von Begierde} verführten Gedanken, mit einer

    Frau in körperlichen Kontakt kommt, die Hände oder den

    (Haar-) Zopf hält, oder den einen oder anderen Körperteil

    anfasst, begeht ein Vergehen, welches das anfängliche und

    folgende Zusammentreten des Ordens erforderlich macht.

    3. Welcher Mönch auch immer, befallen von Begierde und

    mit von Begierde verführten Gedanken, eine Frau mit unanständigen

    Worten umwirbt, so wie ein junger Mann eine

    junge Frau mit Worten umwirbt, die mit Geschlechtsverkehr

    zusammenhängen, begeht ein Vergehen, welches das anfängliche

    und folgende Zusammentreten des Ordens erforderlich

    macht.


    4. Welcher Bettelmönch auch immer, befallen von Begierde

    und mit von Begierde verführten Gedanken, in Gegenwart

    einer Frau den Vorteil der Bedienung seines eigenen Wunsches

    durch mit Geschlechtsverkehr zusammenhängender

    Rede preist: "Schwester, wenn eine Frau einem sittlichen,

    gutmütigen, den Reinheitswandel führenden Mann, wie ich

    es bin, mit diesem Geschlechtsakt dient, so ist unter allen

    Diensten dies der Beste!", begeht ein Vergehen, welches das

    anfängliche und folgende Zusammentreten des Ordens erforderlich

    macht.


    5. Welcher Mönch auch immer als Vermittler auftritt und

    die Absicht eines Mannes einer Frau meldet, oder die Absicht

    einer Frau einem Mann, entweder zu Ehestand oder zu

    außerehelichem Verhältnis, wenn auch nur für einen Augenblick,

    begeht ein Vergehen, welches das anfängliche und

    folgende Zusammentreten des Ordens erforderlich macht.

    Meine Lieben


    Bitte vermischt nicht dauernd die beiden Wege, die man als Buddhist einschlagen kann:


    1. Hauslosigkeit -> Ordinierte Nonne/Mönch


    2. Haushälter -> "Bürgerliches Leben" als Buddhist


    Die beiden Kategorien benötigen sich gegenseitig, Buddhismus funktioniert nur so.


    Wenn wir hier Gender-Fragen oder Fragen zur sexuellen Orientierung besprechen, dann solltet ihr bitte diese beiden Wege unterscheiden.


    Die sexuelle Orientierung ist auf beiden Wegen vollkommen unerheblich.


    Der achtfache Pfad gibt für Haushälter (Laien) keine "rechte" oder "falsche" Sexualität vor. Die Sila fordern lediglich, dass sexuelle Handlungen im Einklang mit allgemein akzeptierten Sitten ausgeübt wird: Nicht in der Oeffentlichkeit, nicht gegen den Willen eines/einer beteiligten etc.


    Die sexuelle Orientierung für Mönche erst recht nicht relevant, da jede Art von Geschlechtsverkehr sowieso zum sofortigen Ausschluss aus der Mönchsgemeinschaft führt. Jede Art von Geschlechtsverkehr ist eine der 4 Handlungen die eine Nonne/Mönch zu Fall führen (= Ausschluss aus der Mönchsgemeinschaft):


    Zitat

    Welcher Mönch auch immer die Schulungs- und

    Lebensregeln der Mönche auf sich genommen hat und ohne

    sich von den Schulungsregeln losgesagt zu haben, ohne

    seine Schwäche offenbart zu haben, Geschlechtsverkehr

    ausübt, wenn auch nur mit einem weiblichen Tier, der ist zu

    Fall gekommen und von der Gemeinschaft ausgeschlossen.


    Yo pana bhikkhu, bhikkhūnaŋ sikkhāsājīvasamāpanno,



    sikkhaŋ apaccakkhāya,

    dubbalyaŋ anāvīkatvā, methunaŋ dhammaŋ

    patiseveyya, antamaso tiracchānagatāya’pi,

    pārājiko hoti asaŋvāso.


    Aus "Patimokkha" übersetzt von Bikkhu Nanadassana