Beiträge von Doris im Thema „Virtuelles töten und Karmische Resultate.“

    Es überrascht mich schon, so etwas von dir zu hören. Ich mein, klar leben wir in einer Gesellschaft, die von ungesundem Leistungs- und Performancedruck geprägt ist. Aber du wirst doch nicht behaupten, dass die unnatürlich hohe Geschwindigkeit von Kraftfahrzeugen das verursacht hat?

    Behaupte ich. Die Steigerung der Geschwindigkeit bewirkt eine Rückkoppelung. Zum einen wissen wir, dass sich auf der physiologischen Ebene die Wahrnehmungen verändern. Auch wir merken das. Die Kameraführung hat sich seit der Jahrtausendwende verschnellert, weshalb viele ältere Menschen Probleme beim Betrachten von Filmen bekommen.

    Je schneller alles geht, alle Prozesse, die Fortbewegung, desto mehr wird nach noch höherer Geschwindigkeit verlangt. Das wird schon lange nicht mehr hinterfragt, die Opfer, die das fordert, werden übersehen, obwohl jeder von uns zum Opfer geworden ist. Wenn früher ein Brief ein paar Tage dauerte, soll er heute in Echtzeit kommen und wir drehen durch, wenn was verzögert. Wenn der Zug von München nach Berlin eine halbe Stunde Verspätung hat, dann geht für einige Leute die Welt unter. Und wenn es heute vier Stunden dauert und morgen zwei, dann wird gezetert, weil es zwei Stunden und fünf Minuten gedauert hat.

    Das ist alles ein Ding, geht Hand in Hand: Geschwindigkeit in der Fortbewegung und Geschwindigkeit des Lebens. Das eine ist nur möglich wegen des anderen.

    Wenn das nicht Wahnsinn ist.

    Hier sprichst du davon, dass die Spiele eine Ursache waren.

    Ein Beitrag ist eine Ursache. Nur nicht die Einzige.

    Hier wird mit Extremfällen um sich geworfen und dann auf die Allgemeinheit geschlossen. …

    Da wird pauschalisiert ohne Ende.

    Überhaupt nicht. Das phantasierst Du.

    Ich kenne ein paar spielsüchtige Kids. Damit behaupte ich weder, dass alle Kids, die ich kenne spielsüchtig seien noch dass alle Spieler süchtig seien.


    Spiele sind der Stoff. Manche Spiele sind härtere Drogen. Den meisten Menschen tut das nichts, weil sie sich nicht in Spiele flüchten und weil sie diese nicht exzessiv konsumieren. Aber manche haben Probleme und flüchten sich da rein. Das verstärkt die Probleme. Manche haben keine Probleme, geraten aber leicht in Abhängigkeit. Das wiederum schafft Probleme, die vorher nicht da waren. Das betrifft alle Spiele, egal welcher Bildwelten sie sich bedienen.


    Dann gibt es noch die Bildwelten. Ein übliches Motiv ist die Vernichtung von definierten Feinden. Diese Bildwelten erlaube ich mir zu hinterfragen. Und ich erlaube mir diese, weil wir uns in einem buddhistischen Rahmen befinden, sie auf den buddhistischen Kontext hin zu hinterfragen. Dazu gehören für mich der ethische Standpunkt und die Auswirkungen auf das Gehirn, die Gewohnheiten, die Vorstellungen.

    Zur Frühzeit der Industrialisierung wurde angenommen, dass die hohe Geschwindigkeit der Züge unnatürlich ist und Menschen in den Wahnsinn treibt.

    Das stimmt ja auch. Nur wird dieser Wahnsinn als normal deklariert, weil da so gut wie jeder mitmacht.

    In der Arbeitswelt heißt es schneller, schneller. Kinder müssen sich beeilen, damit sie rechtzeitig in den Kindergarten kommen und die Eltern dürfen sich beim Abholen nicht verspäten. Geburten müssen eingeleitet werden, weil am Wochenende niemand da ist. Der Fahrradkurier muss sich durch den Verkehr schlängeln. Es wird geschimpft und gezetert, wenn der Zug ein paar Minuten Verspätung hat oder die Verkäuferin nicht schnell genug bedient und mehr als zwei Leute an der Kasse vor einem stehen. Das neue Smartphone kommt mit einer Woche Verzögerung auf den Markt. Die Post erst am nächsten Tag. Der Fussgänger vor einen kann mit seinem verdammten Rollator nicht schneller und man kommt nicht an ihm vorbei.

    Die Erde wird von Straßen durchschnitten, die Tiere an ihren Wanderungen hindern, die Landschaften zerstören, auf denen dem Gott der Geschwindigkeit täglich Menschen- und Tieropfer dargebracht werden. Der Himmel wird von Kerosin verpestet, Containerschiffe verteilen gelbe Plastikenten in den Weltmeeren … Der ganz normale Wahnsinn.
    Ach ja, und wehe jemand fordert ein bisschen mehr Langsamkeit.

    Ich habe nicht behauptet, dass diese Spiele die Ursache seien. Sie sind Verstärker.


    Auch Kids ohne größere Probleme können in den Sog der Sucht geraten, weil es hier um Kick-Erlebnisse geht. Abgesehen davon, verhindert das exzessive Spielen, dass sich die Kids bewegen.


    Das andere ist immer noch nicht beantwortet: Was macht der permanente Kick mit dem Gehirn? Sagt der Buddha was zu so einem Thema?

    Und was ist mit Respekt vor den Opfern von Kriegen mit deren realem Leid sich die Gamer amüsieren?

    Es tut mir leid (oder auch nicht), ich krieg das nicht gebacken, wie man das vor sich selbst rechtfertigen kann, auch wenn es nur virtuell ist. Weil ich mich dann frage, ob man dann nicht auch virtuell noch ein paar andere Dinge tun dürfte und das nur konsequent wäre. Warum nicht virtuell eine Alien-Angreiferin vergewaltigen? Warum soll das schlechter sein, als sie zu zerfetzen? Kriegerehre (die in der Realität nur eine gedachte ist)?


    Was ist mit den generierten Feindbildern? Da gibt es nur Gut und Böse. Gibt es eine andere Möglichkeit die Invasion der Aliens oder die bösen Waffenhändler zu stoppen als sie mit ihren eigenen Waffen zu erschießen?

    Kann die Spannung, wenn das denn sein muss, nicht auch ohne Gewaltdarstellung erzeugt werden? Falls nicht, falls die Gewalt zum Kick gehört, ist das nicht echt schräg?

    Eigenartig finde ich auch, dass gerne argumentiert wird, dass das ja nur virtuell und abstrakt sei, aber ständig wird eine noch realistischer Darstellung gefordert und jeder Fortschritt in dieser Weise bejubelt. Jetzt am besten mit Brille und demnächst im Holodeck.

    Ich bezog die Moral auf die Gesellschaft.

    Dass sie einen Teil dazu beitragen ist unbestritten, nur ist der Teil nicht so gross, wie oft dargestellt. Größer ist der Effekt vielleicht auf die Art, wie die Tat dann inszeniert wird.

    Wenn die Spiele dazu beitragen, dass die Kids das Abfeueren üben, dass sie sich mehr und mehr isolieren, dass sie mehr und mehr Kicks in ihrem Hirn brauchen, dass sie mehr und mehr abstrahieren, dass sie mehr und mehr Größenphantasien entwickeln, denn sie machen die Erfahrung des Siegens, dann ist der Beitrag ein erheblicher. Und natürlich geht es um Inszenierung. Es geht bei solchen Taten immer darum.

    Aber ganz simpel betrachtet:

    Wie kann man sich damit vergnügen, wenn man virtuell tötet? Wieso gestattet man sich diesen zweifelhaften Spaß? Was wäre, wenn die Gesichter der Figuren, die Gesichter der Liebsten wären und man wüsste Hinz und Kunz auf der ganzen Welt zerfetzten sie virtuell und erfreuen sich daran? Was sagt man einem Opfer einer Landmine oder eines Geschützes, dass es Spaß macht mit dem Spieleknüppel Leute zu zerfetzen und sie in den Zustand zu versetzen, in dem sie selbst gerade sind? Das ist der ethische Aspekt.

    Dann gibt es noch den Aspekt, was das Ballern mit einem selbst macht, mit dem ständigen Produzieren von Kicks.

    Ich habe nichts gegen Spielen. Spielen ist zutiefst menschlich und wichtig. Dabei wird unendlich viel gelernt. Das ist das Tolle daran, aber auch das Verheerende. In allen Gesellschaften werden den Kindern spielerisch das Kämpfen und Töten beigebracht. Das virtuelle Töten ist den neuen Waffensystemen angepasst.

    Doch Massenmorde. Die meisten jugendlichen Amokläufer haben exzessiv gespielt. Die Spiele waren bestimmt nicht die einzige Ursache, aber sie haben mit Sicherheit dazu beigetragen.

    Welche "geistige Krankheit" soll denn da diagnostiziert worden sein?


    Ich kenne ein paar spielsüchtige Jugendliche. Das ist ein Desaster. Diese Kids sind nicht krank. Aber sie flüchten sich in die Spiele und diese tragen zur Verschlimmerung bei. Denn beim Spielen werden Hormone ausgeschüttet, die süchtig machen. Das ist wie mit dem Alkohol. In Maßen genossen schadet er nicht. Aber bei Menschen mit Problemen führt er zur Sucht und dann sind die Probleme nicht mehr das größte Problem, sondern der Alkohol ist es. Das exzessive Spielen hindert die Kids daran sich positive Lebenserfahrungen zu holen und sie steigern sich mehr und mehr in ihre Problemwelt hinein, werden dann geradezu sozial unfähig. Sucht und Realitätsverlust gehen Hand in Hand.


    Doch ich habe den Thread gelesen. Ich wollte nur meine Meinung zu dem Thema äußern. Und die schräge Moral erwähnen.

    Es geht nicht nur um Splatter. Es geht um die normalen Kriegsspiel. Da wird getötet. Als Spiel. Das ist nicht lustig. Natürlich geht es dabei auch ganz bewusst und absichtlich um ein Training. Spielsüchtig kann man auch davon werden. Das geht leichter als man sich vorstellt. Ganz viele Kinder und Jugendliche sind es bereits.

    Niemand kann mir erzählen, dass die Freigabe ab 18 Jahren funktioniert. Hat sie noch nie.


    Bei den Pornos wiederum geht es um eine Frauenbild, oder ein Bild von Sexualität, das nichts mehr mit "natürlichen Freuden" zu tun hat. Aber auch da muss man wieder differenzieren. Es gibt z.B. auch zunehmend Pornos von Frauen für Frauen... Und auch nicht alle anderen Pornos sind zwingend schlecht. Aber die allermeisten.

    Auch "feministische" Pornos sind für Kinder verboten. Ich beklage nicht die Existenz von Pornos, sondern die Scheinheiligkeit der Moral, in der der Anblick von Nippeln zu Millionenentschädigungen führt und angeführt wird, dass Pornos den Kindern schaden würde, virtuelles Töten in Dauerschleife jedoch harmlos sei und die Kinder schlau genug.

    Noch haben wir keine Massentötungen durch Jugendliche mittels Dauerficken, aber unzählige Massenmorde durch Jugendliche, die computerspielsüchtig waren.

    Wenn ich eine Tätigkeit ständig wiederhole, wenn ich dabei emotional involviert werden, wenn dazu noch die Sinne in besonderem Maße aktiviere, dann verändert sich was in der Birne. Das kann man auch "Lernen" nennen.

    Natürlich bleibt da was hängen.

    Das heißt nicht, dass jeder Spieler irgendwann mal rumballern wird. Da muss noch was dazukommen.


    Genügen die Bilder denn nicht? Wenn das Blut herumspritzt, die Gedärme rausfallen, der Kopf explodiert, die Gliedmaßen zermanscht werden?

    Es gibt Spiele, da werden Frauen misshandelt und vergewaltigt.

    Wenn das für OK gilt, warum dürfen dann Kinder keine Pornos anschauen? In diesen geht es um natürliche Freuden und die Schaffung von Leben. In den vielen Computerspielen geht es um grausames Zerstören und Töten.

    Die Leute echauffieren sich darüber, dass Pornographie die Sexualitiät der Kinder beeinträchtigen würde. Virtuelles Abschlachten soll gleichzeitig keine Wirkung tun.


    Die Spieleindustrie verdient Milliarden. Die Entwickler verdienen ein Vermögen und gelten als coole Nerds. Die Gesetze machen die Spiele nahezu allen Altersgruppen zugänglich. Die Käuferschicht ist also wesentlich größer. Das ist der Grund, warum sich dieser Schrott derart verbreitet hat.


    Funktionieren tut dies, weil das Suchtpotential der Menschen getriggert wird. Das sind Dealer. Nicht besser als die Dealer von Drogen.

    Die Spiel- und Computersucht unter Kindern und Jugendlichen ist weiter verbreitet als man sich vorstellen kann.