Beiträge von Niemand im Thema „gelebter Zen“

    Alles schöpft aus dem einen Geist. In der Mystik/Bibel ist ja z.B. auch vom 'heiligen Geist' die Rede, was ich eigentlich garnicht schlecht finde. Es ist praktisch das, was erfahrbar wird, wenn alles Eigene beiseite gelassen wird, kann aber nicht unverarbeitet in die Welt treten. Jedes Individuum bezieht seine Geisteskraft erstmal aus dieser gemeinsamen Geist-Quelle und bringt dann seine eigene, unverwechselbare Interpretation in die Welt. Egal wie die Interpretation ausschaut, 'verblendet' oder 'vollendet' - es speist sich aus dem einen Geist.

    Wenn man das tatsächlich als Möglichkeit in Betrachtung ziehen möchte, sollte man es allerdings sorgfältig vermeiden, Dōgen zu lesen oder gar ensthaft zu studieren. Insbesondere das von Leonie erwähnte Uji und Shōji.

    ah, Danke für den netten Hinweis. Dann hab ich also Dogen-Leseverbot, cool.

    sati-zen

    ich hab nachgefragt, weil ich aus der Kontemplation auch den 'mystischen Tod' als Begrifflichkeit kenne. Dogen hätte ja auch meinen können, dass man die ersten Lebensjahre einfach das Leben genießen und sich erst später um den Tod des Ich zu Lebzeiten kümmern soll.

    sati-zen

    Ich hatte den Ozean als Metapher für die offene Weite verstanden. Mit dem Üben sollte man sicher immer weiter machen, aber es sollte irgendwann nicht mehr um Lebensqualität und nicht mal mehr ums persönliche Überleben gehen. Zen ist ja nicht die Rettung vor irgendwas, sondern das Verschmelzen mit allem.

    "Ozean der freudigen Anstrengung"

    das find ich gut :)

    Paddeln mit einem Lächeln im Gesicht, bis man merkt, dass man aufhören kann, weil man ja nur Angst hatte zu ertrinken, wenn man in den Ozean sinkt.

    eigentlich dürfte man gelebtes Zen gar nicht mehr Zen nennen müssen. Nicht, dass es bei mir schon so weit wäre, aber wenn es wirklich eines Tages ganz im Leben ankommt und tatsächlich keine Spur eines Konzepts mehr dahinter steckt, dann wäre es einfach nur 'Sein'. Man praktiziert nicht mehr eine Sache aus einer bestimmten Tradition, sondern geht vollkommen im Sein auf.

    Zen schafft sich also selber ab, wenn es gelebt wird.

    Tai ich meinte eher Vorschriften für den inneren Erkenntnis-prozess. Mit der Stille wird man "sitzen gelassen", wohingegen es in anderen Richtungen strukturierter angegangen wird. Koans sind auch eine Art Struktur, aber nicht jeder Zen-Schüler beschäftigt sich mit Koans.

    Da man im Zen außer der Sitzhaltung nicht viel vorgeschrieben bekommt muss man selber raus finden, was Zen alles nicht ist (weil man ja automatisch für sich definieren will was es ist und dabei kommen allerhand Ideen zutage und werden wieder verworfen um neueren Ideen Platz zu machen). Man hat im Zen halt nichts Konkretes, das man vorzeigen könnte, aber dieses in der Luft hängen ist ja gewollt und fruchtet auch bei Vielen.