Beiträge von Aravind im Thema „Karmische Beziehungen“

    Ok, Du meinst auch dysfunktionale Symbiosen... Man kann sich im Rahmen dieses Threads schon überlegen, ob man alle Phänomene psychologisch erklären kann und keine Rückgriff mehr auf historische buddhistische Erklärungen braucht. Für den Buddhismus wäre dann zusätzlich relevant, ob man daraus die gleichen Handlungsempfehlungen für eine Entwicklung in Richtung Erleuchtung ableiten kann.

    Das ergibt sich sicher auch aus der buddhistischen Grundhaltung. Ich benutze zur "Analyse", im Sinne Gewinnung von Klarsicht, lieber die pyschologische Sicht. Und die buddhistische Praxis, um erwachsen zu werden und als unheilsam Erkanntes zu überwinden.


    Für jemanden, der an karmische Verstrickungen zwischen konkreten Personen glaubt, ist diese Sicht wahrscheinlich völlig nutzlos, aber IMHO nicht schädlich (s.u.).


    Das schließt eine buddhistisch geprägte Analyse ja nicht aus, ist nur nicht so meins. Ich gucke eher auf die buddhistische Praxis als Veränderungskraft, als als Kraft der Beschreibung. Nur meine Vorliebe.

    Sicher auch, weil buddhistische Analyse auch so ein wenig esoterisch angehaucht klingen kann (man beachte die vorsichtige Formlierung! :) ), was nicht so mein Ding ist.


    Für den Buddhismus wäre dann zusätzlich relevant, ob man daraus die gleichen Handlungsempfehlungen für eine Entwicklung in Richtung Erleuchtung ableiten kann.

    Das ist für mich 100% so. Als Pragmatiker heißt der Weg des Buddhas für mich: Werd erwachsen! Das ist für mich persönlich in meinem Leben tatsächlich der identische Auftrag zu dem der humanistischen Psychologie, der Auftrag zur Autonomie.


    Sieh die Welt so, wie sie ist (leer, vergänglich, potentiell leidhaft, kein Wunschkonzert; Überwindung der Unwissenheit), und hör auf, Dich an Deine alten Muster und eingetrichterten Geschichten zu klammern, Du bist jetzt kein Kind mehr (Gier, dass will ich jetzt! Hass, das will ich nicht! Gier und Hass überwinden), um frei zu sein.


    Um zum Thema zurück zu kommen: Mal angenommen, ich denke, ich bin in einer karmischen Beziehung gelandet. Was würde sich an meiner Praxis ändern? Nichts! Mehr als praktizieren kann ich nicht, meinen Partner verändern schon gar nicht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Das ist ja der allgemeine psychologische Erklärungsansatz für Verliebtheit. Erklärt aber viele Situationen nicht, z.B. wenn Menschen sich verlieben, die sich eigentlich hassen und wo dann so retraumatisierende Beziehungen draus werden können usw. usf.

    Nee, ganz im Gegenteil. Da steht absichtlich "Beziehung" und "symbiotisch". Das Symbiotische schafft ja gerade die Grundlage für das potentiell Pathologische: Wenn ich beispielsweise der Überzeugung bin, dass ich selbst keine erwachsenen Entscheidungen treffen kann und ich alleine hilflos und schutzlos bin, und dafür einen Partner benötige, dann gibt das meinem Partner unendlich viel Macht. Und hält mich davon ab, meinen Verstand zu benutzen und beispielsweise die Beziehung zu beenden oder die Polizei zu rufen, wenn mein Partner mich bedroht. Aber das führt hier zu weit, gerne in einem ausgelagerten Pfosten. :)


    Liebe Grüße und schönes Wochenende,

    Aravind.

    Mit karmischer Beziehung laut diesem Text ist eine untrennbare Verbindung im positiven, wie im negativen gemeint. Es besteht eine nicht erklärbare Anziehung.

    Dankeschön! Das würde ich psychologisch als symbiotische Beziehung einordnen: der/die andere hat etwas, von dem ich fälschlicherweise annehme, dass ich es nicht besitze.


    Nach meiner Erfahrung führt buddhistische Praxis zur Auflösung oder Neudefinition solcher Beziehungen.


    Ich kann auch noch keinen Zusammenhang zum Karmabegriff sehen, wie ich ihn verstehe, als etwas individuelles. Alles andere würde ja IMHO bedeuten, dass andere mein Karma bestimmen würden, egal, ob heute oder in früheren Leben.


    Liebe Grüße,

    Aravind.