Hallo mk00,
dieser These stimme ich nicht zu. Als sich der Buddhismus von Indien nach Tibet ausbreitete, traf er dort natürlich auf die Bön-Religion, einer stark schamanistisch geprägten Religion. Der Buddhismus in Tibet hat sich aber nicht mit Bön vermischt. Er hat sicherlich bestimmte Elemente von Bön aus mehr taktischen Gründen, uminterpretierend, übernommen, aber er ist nicht im Bön aufgegangen. Es ist vielmehr so gewesen, dass sich Bön unter dem Einfluss des Buddhismus weiter entwickelt hat. Beide Traditionen bestehen nebeneinander und beeinflussen sich auch, aber sie sind trotzdem eigenständige Traditionen.
Die Grundlage des tibetischen Buddhismus ist der indische Buddhismus und die Tibeter verstehen den Buddhismus in ihrem Land als Fortsetzung der indischen Tradition. Bei der Übertragung des Buddhismus von Indien nach Tibet hat die Pali-Tradition allerdings keine Rolle gespielt. Die Übertragung des indischen Buddhismus nach Tibet erfolgte durch die Übersetzung der Sanskrit-Tradition. Zwischen diesen beiden Überlieferungstraditionen gibt es allerdings Unterschiede.
Grundlage des tibetischen Buddhismus sind unter anderem die Vier Edlen Wahrheiten, die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens, die zwei Wahrheiten und die 37 für die Erleuchtung förderlichen Faktoren, die auch den achtfachen Pfad beinhalten. Dies findet man auch in der Pali-Tradition.
Gruß Helmut