Als naiver Praktiker denke ich immer, dass die Silas, Liebende Güte und der achtfache Pfad einem echten Nihilismus eher entgegenstehen. Aber da bineich nicht tiefer eingetaucht, da lerne ich gerne hinzu.
Genau das ist der Punkt, wie auch Vedana schreibt:
Wenn es eine Wahrheit gibt, einen höchsten Sinn, und eine schöne Lehre und Herzensruhe, innere Einigkeit - wie kann man dann von einer nihilistischen Lehre sprechen?
Alleine schon der achtfache Pfad, also ein festgelegter Pfad hin zu einer Zielerreichung wäre für den Nihilisten schon zu viel des Guten.
Im Grunde genommen ist der Nihilist (wenn er es Ernst meint und nicht nur so dahersagt, weil er eigentlich ein Hedonist ohne Moral ist) eine Weiterentwicklung/Zurückentwicklung der Skeptiker aus der Antike. Das Hauptmantra lautet daher: "Wozu und Warum?"
Das ist natürlich eine sehr gute Ausgangsfrage, gerade für das Philosophieren. Dann geht es halt in verschiedene Richtungen - und wir kommen dann notgedrungen zum Glauben. Denn aus skeptizistischer Sicht wissen wir einfach nicht, was Buddha erlebt hat, ob er es genau so erlebt hat wie wir es erfahren und ob es Nirvana, Samsara usw. überhaupt gibt. Daran ist nicht zu Rütteln, hier muss Glauben und Vertrauen einspringen.
Auch wenn ich das nicht von mir selbst sagen kann, so fühle ich, dass es einen sicheren Glauben gibt, einen ganz sicheren, völlig überzeugten, so überzeugt wie ich weiß, dass ich sterben muss.
Das finde ich super, so ganz überzeugt bin ich selbst leider nicht.
Ich denke, dass in der Realität diese Art von Glauben durch die vielen Märtyrer belegt wird. Ich meine diejenigen, die, um ihr Leben zu retten, nur widerrufen mussten. Wie Giordano Bruno, wie viele christliche Märtyrer im alten Rom, ja wie Jesus selbst.
Ja natürlich, Märtyrer sind ein vollendetes Bild für felsenfesten Glauben. Ich finde das Thema auch sehr interessant. Ich habe zu Hause ein Heiligenlexikon, ein dicker Wälzer, wo fast über die Hälfte auch Märtyrer sind. Wahnsinns Geschichten dabei.
Da muss man schon volles und festes Vertrauen haben, dass Entsagung der Weg zum dauerhaften Glück ist, und in halbherziger Weise funktionniert das nicht, zur Entsagung zu kommen.
Ja, vielleicht nicht zur letztendlichen Entsagung, da hast du Recht. Aber alleine schon einmal eine Phase der Entsagung durchgemacht zu haben (freiwillig!) ist heute sehr selten. Damals auf meiner Schule war ich der einzigste, der nichts trank, kein Fleisch aß usw. Heute hat sich das etwas bei mir gelockert, obwohl ich jedem wieder sagen würde: Entsagung ist Klasse. Doch manchmal kommt das Leben dazwischen...wahrscheinlich nur eine blöde Ausrede für fehlende Disziplin. Aber hier sind wir wieder beim Punkt: Ich denke mal, wenn ich 100% von Nirvana überzeugt bin, dann ergibt sich daraus auch die Disziplin, genauso wie wenn ich 5x am Tag bete, wenn ich zu 100% vom Paradies überzeugt bin. Beides sind metaphysische Konzepte ohne die geringste Spur von tatsächlichen Nachweisen. Oder gibt es die vielleicht und ich hab sie bis jetzt übersehen?