Beiträge von Sudhana im Thema „Am Anfang war das Wort“

    Ich wollte mit dem biblischen Zitat auf Gemeinsamkeiten zwischen allen Religionen aufmerksam machen,

    Wo siehst Du bei diesem Zitat konkret eine Gemeinsamkeit mit dem Buddhismus, auf die Du aufmerksam machen willst?

    vielleicht wird es Zeit Gemeinsamkeiten egal ob religiös oder kulturell etc. zu betonen anstatt Unterschiede zu und Trennungen zu bilden.

    Gemeinsamkeiten zu betonen ist genau so wenig angebracht wie Unterschiede zu betonen. Die Alternative zu "Gemeinsamkeiten betonen" ist nicht "Unterschiede bilden", sondern die Dinge so wahrzunehmen, wie sie sind. Da gibt es beides, Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Unterschiede zu ignorieren ist auch nicht besser als Gemeinsamkeiten zu übersehen.

    Deswegen auch Unterscheide nicht.

    Du machst es Dir zu einfach. Unterscheide nicht, wo es nichts zu unterscheiden gibt. Ansonsten übe Dich in prajñā, in weiser Unterscheidung zwischen Heilsamem und Unheilsamem. Nur so kannst Du den achtfachen Pfad gehen - indem Du übend lernst, das Rechte vom Falschen zu unterscheiden.


    Eine Empfehlung "unterscheide nicht" ist Unsinn. Wo es um die Objekte der sechs Arten von Bewusstsein (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Denken) geht, ist das Bewusstsein notwendig ein unterscheidendes. Das den Objekten der sechs Bewusstseine zugrunde Liegende ist das Objekt nichtunterscheidenden Bewusstseins. Zu diesem nichtunterscheidenden Bewusstsein führt der mit weiser Unterscheidung gegangene Pfad - keine Empfehlung oder frommer Ratschlag und schon gar nicht das Betonen von Gemeinsamkeiten. Was im Übrigen nicht heisst, dass der Pfad da, bei diesem nichtunterscheidenden Bewusstsein, schon zu Ende wäre ...


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    Hast du nen guten Vorschlag, ausser: anderen Browser benutzen?

    In meinem Firefox mit ScriptSafe wurde das auch nicht abgespielt, obwohl ich alle Scripts zugelassen hatte. Nach vorübergehendem Deaktivieren von ScriptSafe (kann man z.B. auf 5 Minuten einstellen) ging's.


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    "Am Anfang war das Wort" ist eine Wendung aus der Genesis.

    Nein, es ist der Beginn des Johannesevangeliums ("Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.") Wobei "Wort" nur eine sehr verschwommene Vorstellung davon gibt, was mit dem im griechischen Original stehenden λόγος gemeint ist. Solche stark vom Hellenismus beeinflussten spekulativen Ideen waren den Autoren der etwa ein halbes Jahrtausend älteren Bereschit ("Genesis" oder 1. Buch Mose in christlicher Diktion) fremd. Die Stelle war übrigens (zusammen mit Joh 1, 14) Ausgangspunkt für die Formulierung der Trinitätsdoktrin (Lehre von der "heiligen Dreifaltigkeit").

    Das muss aber nicht heissen, dass damit nichts Wahres (auch in einem "buddhistischen Sinn") gemeint sein kann.

    Mal von dem "im buddhistischen Sinn" abgesehen - nein, muss es nicht. Das ist bei spekulativen / metaphysischen Thesen nun einmal so - sie können wahr sein oder falsch. Da die Möglichkeit einer empirischen Verifizierung nicht existiert, ist das objektiv unentscheidbar. So etwas muss man schon glauben - oder eben nicht.


    "Im buddhistischen Sinn" ist die Idee eines solchen Uranfangs, eines "ersten unbewegten Bewegenden" (πρῶτον κινοῦν ἀκίνητον), wie es Aristoteles ausgedrückt hat (von dem der Autor sich möglicherweise inspirieren ließ), eher nicht. Da wird stattdessen die Idee der Anfangslosigkeit (Skrt. anavarāgra, Pali anamatagga, Chin./Jap. congwushilai / jūmushirai [從無始來], Tib. thog-ma dañ tha-ma med-pa) vertreten.


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    PS und etwas OT: meine Lieblingspredigt über diese Bibelstelle ...