Beiträge von Alephant im Thema „Warum waren Buddhas Lehrreden so "langatmig"?“

    Wahrscheinlich wären wir - die ja aus einer sehr schriftbasierten Kultur kommen - einerseits erstaunt wie selten das Schreiben damals war - das feuchte Klima ist ja vergänglichen Materialien nicht förderlich - und andererseits erstaunt wie viel die Menschen damals auswendig wussten.


    Auch in Europa kann man hier und da in der Geschichte den Wert des Auswendiglernens und vor allem auch einen Wert der freien Rede (frei im Sinn von: Sprechen ohne unterstützendes Textdokument) erkennen.


    Dass man dem Wert beigemessen hat liegt nicht nur an teuren Schreibutensilien und mangelnder Lese- & Schreibfähigkeit. Dass der Buddha selbst nicht geschrieben hat, finde ich vollkommen natürlich. Man sagt ja auch heutzutage, dass im Gespräch die meiste Information nicht über das Wort kommt.


    Das geschriebene Wort kann dem gesprochenen Wort auf die eine Weise betrachtet weit unterlegen sein. Mit dieser Aussage mag ich nicht einen Unwert des geschriebenen Worts herausstreichen. Nur mal zu bedenken geben, dass wir gemeinhin der Schrift zu viel Wert beimessen könnten. Die Art, wie die mündliche Übertragung der Lehrreden über 300? Jahre gelaufen ist, erscheint mir sogar sicherer als eine möglich gewesene Entscheidung, sofort alles niederzuschreiben und irgendwo in einer (vermeintlich) sicheren Höhle aufzubewahren.


    Ich glaube, der 'eifrige Niederschreiber den Lehre" und der "eifrige Leser der Lehre" wären hier ebenso gepriesen worden und der Grund das sie hier fehlen, liegt wirklich darin, dass es sie vielleicht nicht gab. Kann das sein?


    Kann sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand, der die Lehre bewahrt, von dem Buddha gelobt wurde. Aber wirklich Wissen sozusagen auch bewahren, das tut man eher durch Ausübung. Kann ja gut sein, dass Menschen sorgfältig über niedergeschriebene Worte (für eine vorgestellte "Nachwelt") wachen, und die auch sorgfältig weiterkopieren. Ob die aber auch den Sinn der Worte verstehen, ist damit nicht klar.


    Die Idee, dass Wissen etwas zum Niederschreiben wäre, und dass man Wissen auch vorrangig im Niederschreibbaren begreift, das ist europäische Kultur- & "Wissenschaftsgeschichte". Also "europäische Werte/Erziehung/Blick auf die Welt und das Indiviuum".


    Gerade Deutschland ist, was das Lesen und Schreiben (auch durch seine Geschichte begründbar) angeht, also was die "gesellschaftlich-kulturelle" und ökonomische Bedeutung angeht, nocheinmal besonders.

    Ich nehme an, dass es nicht wenige waren, die zu Buddhas Zeit lesen und schreiben konnten. Das ist auch durch die Lehrreden erfahrbar.


    Dass er mit einem Stock "Lehren in den Sand" malte, ist für mich aus keinem Text entnehmbar. Und Gleichnisse sind auch heute ein wichtiges didaktisches Mittel und dazu auch im jeweiligen Rahmen zutreffende (oder auch weniger zutreffende) Implikation von Gleichförmigkeit, oder gleichförmiger Entwicklung.


    Dass die Worte durch den Buddha nicht niedergeschrieben wurden und auch die erste Zeit nicht durch andere niedergeschrieben wurde, hat andere Gründe.

    Soll heißen: Ich bin über den Nutzen von Auswendiglernen / Rezitieren unsicher... Spielt das überhaupt eine Rolle, in dem Sinne, dass es den Einzelnen "weiterbringt"?


    mukti kennt die Lehrrede, in der der Sinn des Auswendiglernens erklärt wird. Zumindest hat er sie hier im Forum schon mehrmals (meine Erinnerung ist so) gepostet. Damit man sich zu späterer Zeit daran erinnert, dass einem die Worte wieder aufsteigen. Dazu gehören aber auch Sinnsprüche, Gedichte, Wiedergeburtsgeschichten undsoweiter. Ich selbst habe bisher nur wenige ernsthafte Versuche unternommen, mir wichtig erscheinende Passagen wortwörtlich einzuprägen. Damit bin ich nicht zufrieden, mein Kommentar dazu noch.


    mukti


    Ich habe hier mal das gefunden:


    Zitat

    Zwei, ihr Mönche, machen falsche Aussagen über den Vollendeten. Welche zwei?

    • Derjenige, der eine Lehrrede mit einem der Deutung bedürfenden Sinne für eine Lehrrede mit ausgemachtem Sinne erklärt; (*1) und
    • derjenige, der eine Lehrrede mit ausgemachtem Sinne für eine Lehrrede mit der Deutung bedürfenden Sinne erklärt (*2).

    Diese beiden machen falsche Aussagen über den Vollendeten.

    Zwei, ihr Mönche, machen keine falschen Aussagen über den Vollendeten. Welche zwei?

    • Derjenige, der eine Lehrrede mit einem der Deutung bedürfenden Sinne für eine ebensolche erklärt; und
    • derjenige, der eine Lehrrede mit ausgemachtem Sinne für eine ebensolche erklärt.

    Diese beiden machen keine falschen Aussagen.

    Anguttara Nikaya 2 (22-42)


    Meinst du das?

    Schmu


    Zitat

    Wenn man eine Sutta von Buddha liest, muss man ein ordentliches Maß an Konzentration mitbringen. So geht es mir jedenfalls.


    Warum ist das so?


    Vielleicht ja auch, weil es eine gute Sache ist, Konzentration also vertieftere Hinwendung zu auszuüben.


    Bisher hatte ich öfter geschrieben, dass eine Absicht erkennbar ist: Die gesprochenen Worte dauerhafter zu machen, sie in einem gewissen Masse gegen Vergänglichkeit abzusichern. Indem eben auch eindeutig formuliert wird. Was sich dann so äussert, dass das eine selbe immer wieder so gleich und damit auf die selbe Art verschieden von anderem (was sich verschieden untereinander äussern kann, hier 16 fach beschrieben) aufgeführt wird.


    In Majjhima Nikāya 4


    Ja, es ist von anderen aufgeschrieben worden. Das ist vermutlich nicht genauso, wie Buddha gesprochen hat. Aber selbst dann sind das nicht gerade künstlerisch sehr begabte Schriftgelehrte gewesen... :? Eher so Auswendiglerner... :grinsen:


    Je weniger Kunst also Verkünstelung und damit Entstellung also Uneindeutigmachung, desto besser, finde ich. Das Auswendiglernen wurde übrigens durch den Buddha empfohlen.