Danke Lirum Larum , diese Sichtweise ist für mich nachvollziehbar. Als Außenstehender (hinsichtlich tibetischer Buddhismus im allgemeinen und Gelugpa im besonderen) nehme ich gerade in der Kontroverse um diesen Yidam einen etwas tieferen Konflikt wahr. Wobei ich (als, wie gesagt, Außenstehender) nicht so recht beurteilen kann, ob Shugden da nur als zentrales Symbol dieses Konfliktes gesehen wird oder als real agierend. Ich vermute, auf beiden Seiten des Konfliktes gibt es beide Sichtweisen und wüsste nun nicht, welche davon die "gesündere" wäre.
Der Konflikt jedenfalls, um den es geht, ist der alte zwischen Fundamentalisten und Reformern. Nach meiner Wahrnehmung steht der Dalai Lama für eine Öffnung der Gelugpa und den Dialog mit den anderen tibetischen Schulen, um so den Herausforderungen nach dem Verlust der Herrschaft über Tibet gemeinsam zu begegnen. Wobei sich Vertreter der anderen Schulen (beispielsweise die Karma Kagyue in der Karmapa-Frage) zum Teil schon die Frage stellen, ob das nicht nur der alte Suprematieanspruch der Gelug in neuem Gewand ist - nun in spiritueller Form statt in politischer.
Die Gruppierung um Shugden (von der die NKT Geshe Kelsangs nur eine ist) nehme ich hingegen als Gelug-Fundamentalisten wahr, die durch die angesprochene Öffnung (und synkretistische Strömungen wie Rime) das Erbe ihrer Tradition bedroht sehen. Shugden als schützender Yidam dieser Gelug-Tradition gibt daher auch den Sammelpunkt dieser Opposition. Die Art des Umganges mit dieser innerschulischen Opposition ist mit dem Verbot der Shugden-Praxis sehr deutlich geworden. Dass solche Disziplinierungsversuche eine scharfe Kritik dieser Opposition auch unmittelbar am Dalai Lama geradezu herausfordern, sollte nicht überraschen.