Beiträge von Niemand im Thema „Sich von Anhaftungen befreien“

    @ Niemand:

    Mit welcher Antwort wärst Du denn im Frieden gewesen?

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe, aber ich glaub nicht, wenn mir jemand erzählt, dass da kein Ich mehr aufzufinden wäre. Die meisten Leute, die meinen, kein Ego mehr zu haben behaupten das aus ihrem spirituellen Ego heraus. Kann aber auch sein, dass ich @Martin1980 da falsch interpretiert habe.

    ... in dem Du weiter denkst: ...

    ich glaub mit denken geht das nicht. Es hat zu tun mit "Haben wollen" und wenn Zen sagt "Zen bringt nichts", dann ist genau das damit gemeint. Die Übung ist aus Sicht des Zen zumindest erst "rein", wenn sie ausschließlich um ihrer selbst Willen praktiziert wird, anstatt auf mögliche Errungenschaften zu schielen. Dann gibt es schonmal keine Anhaftug mehr, die sich fortwährend in die Praxis einschleicht und die alltäglichen Anhaftungen kommen und gehen eben.

    Solange Zen also was bringen soll sitzt man immer mitten in der Anhaftung, während man eigentlich meint los zu lassen.

    Ich wollte eigentlich nur ausdrücken, dass man auch an seinem Frieden und seinen ach so tollen Errungenschaften und Fortschritten anhaften kann und dass das etwas ist, was man u.U. lange nicht als Hindernis und Anhaftung erkennt.

    Wie befreit man sich von etwas, das so super wohltuend ist und sich so spirituell und gerechtfertigt anfühlt?

    Da hörts leider oft auf mit dem Wunsch loszulassen.

    Vor ein paar Tagen hatte ich ein Retreat in Thailand.

    Wir saßen in der Meditation, und plötzlich kam ein sehr giftiges Tier in die Halle. Ich bin aufgestanden und habe es sanft in die Freiheit entlassen.

    Da war keine Aufregung oder Angst. Ich glaube früher hätte ich die Halle schreiend verlassen.

    Danach wurde die Meditation im Sitzen fortgesetzt.

    Das giftigste Tier sitzt zwischen den Ohren :grinsen:

    Und wenn man dann, wenn Gedankenstille geherrscht hat mit Gedankenspielen anfängt kommen einem die besten Lösungen wenn man nicht sofort danach greift und hektisch wird das jetzt zu tun. Dann hat das Hirn endlich Freiraum in dem es spielen kann ohne diese drängende Person.

    bei den Gedankenspielen ist die Person doch da, nur eben nicht so drängend und machtgeil!?

    Ich sehs auch so, dass man sichs dann am besten nur anschaut und als Möglichkeit für morgen gleich wieder ruhen lässt.

    Oft sind die tollen Lösungen am nächsten Tag ja schon nicht mehr so toll und die, die übrig bleiben sind einen Versuch wert.

    Also - nicht an den schnellen Lösungen anhaften, um beim Thema des Threads zu bleiben.

    Niemand : Du meinst den Zustand während der Meditation versuchen nachher weiterzutragen und in diesem gedanklichen Zustand zu bleiben? Sobald ich morgens ins Büro komme schalte ich in einen anderen Modus (ohne es zu merken oder merke es viel zu spät). Sollte ich mal versuchen diesen Zustand bewusst zu halten :-).

    ich mein eher, immer zwischendurch mal 'leer' werden und ein Stück weit neu anfangen. Also zumindest beim Zen lässt man auf dem Kissen ja möglichst alles los, auch die positiven Gedanken und Gefühle. Da kann man ja auch im Alltag kurz innehalten und ein paar bewusste Atemzüge machen. Du machst das ja auch mit dem "Innehalten" (ich glaub Du hattest es auch so formuliert).

    Dann schaue ich auf eine selbst angefertige Collage mit Bildern aus meiner schönen Jugendzeit. Dadurch werde ich gedanklich zurückversetzt, ich habe wieder den geistigen Modus von früher im Kopf ohne die vielen später entwickelten Anhaftungen.

    Vielleicht ist es ja auch so, dass man sich nach jahrelangem Meditieren leichter und öfter an den Zustand auf dem Meditationskissen erinnern kann. So nach dem Motto "Wenn ich jetzt auf dem Kissen säße würde mich das viel weniger aufkratzen was ich im Moment erlebe" und irgendwann wird die Erinnerung dauerhaft und relativiert den aufwühlenden Einfluss des Erlebten während es geschieht. Das wäre dann halt kein gedankliches Zurückversetzen, sondern ein paralleles Zulassen von etwas, das wir abseits des Kissens sonst viel zu leicht komplett verschütten.

    Wo ist hier der Unterschied Akzeptanz ====> Resignation?

    Ich denke, Resignation ist mit einem Gefühl des "Gescheitertseins" und Hoffnungslosigkeit verbunden, also eher ein "es hat ja eh keinen Zweck", wohingegen Akzeptanz den Raum öffnet. Da gibt es weder Scheitern, noch Erfolg. Die Akzeptanz zeigt ins Leben hinein und Resignation stiehlt sich hinaus. Akzeptanz geht durch das Problem hindurch und Resignation blendet es bloß aus.

    Man muss Dinge haben, an denen man echte Freude hat. Das ist enorm wichtig, sonst geht die Psyche auf den Zahnfleisch und findet in der Not als Ausweg nur Anhaftungen

    das seh ich auch so. Die Herausforderung bei spirituellen Menschen ist halt, diese Freude trotz oder sogar wegen der Vergänglichkeit wahr zu nehmen und nicht wieder zu versuchen, etwas Festes daraus zu zimmern.

    Ich dachte und denke auch immer wieder mal "wozu das alles, wo es doch eh nichts gibt, an das man sich halten kann". Da stehen dann Resignation gegen Anhaftung und Beides sind Extreme denen was fehlt. Wahrscheinlich ist Resignation eigentlich auch Anhaftung, aber schwerer als solche zu erkennen

    In der Resignation wird die Psyche lätschig und in der Anhaftung an Schönem wird sie hibbelig. Das kann dann zum Ping-Pong-Spiel werden. Bei der "echten Freude", wie Du schreibst ist es eher so eine "aktive Ruhe".

    da wird halt Zen mit Psychologie gemischt. Als ich es gelesen habe, hatte ich den Eindruck, dass unterstellt wird, dass Zen alleine mit hoher Wahrscheiblichkeit zum "spiritual bypassing" führt und man diese "innere Friedenskonferenz" von Anfang an dazu packen muss, damit das nicht passiert.


    Ich glaube eher, dass es bei manchen Übenden eben fast zwangsläufig erstmal zum Bypassing kommt, egal welche Richtung man praktiziert, aber dass man in der Bypassing-Phase auch Kraft sammelt, um sich irgendwann den Kellerkindern stellen zu können. Viele fangen ja gerade deshalb mit dem Üben an, weil sie sonst an ihren Schattenseiten verzweifeln würden und sich mit dem Verstand lange daran wund gerieben haben. Sogar Verdrängen hat vielleicht manchmal seine Zeit. Zen für sich allein bietet aber ja schon das Handwerkszeug, um zu erkennen, wann es an der Zeit ist, die Verdrängung (vielleicht auch Schrittweise) hinter sich zu lassen.


    Diese Idee mit der "Friedenskonferenz" kann ja selber auch wieder zur Selbstoptimierungsfalle werden. Dann verdrängt man vielleicht nicht, aber meint alles zurecht biegen zu können.


    Gerade deshalb will Zen ja so wenig wie möglich in die Suppe werfen, weil alles scheinbar verstehbare auch misverstanden werden kann.