Beiträge von void im Thema „Als Buddha mit Rassisten sprach“

    Buddhismus hat im Laufe seiner Geschichte leider mit vielen Übeln koexistiert. Weil eben vieles, was in der Gesellschaft falsch lief, nicht als änderbar galt, sondern als etwas "was in Samsara so ist". In Samsara beuten die Reichen die Armen aus, die Füchse jagen die Kaninchen, die Krieger führen Kriege, die Männer sind den Frauen untertan usw. Zu Ordnieren wurde als eine Möglichkeit gesehen, aus der Gesellschaft in die Hauslosigkeit zu gehen, aber wenn man nicht die Hauslosigkeit wählt, muss man die Umstände ertragen. "Weil so eben der Lauf der Welt ist!".


    Mit dieser Argumentation konnte man alles mögliche rechtfertigen. Es ist eben Samsara, dass manche als Sklaven geboren werden und andere als Könige. Und dass es die "Zivilsierten" und die "Barbaren" gibt ubd man letztere eben nicht so gut behandelt.


    Es ist interessant, dass Buddha in obigem Sutta eben NICHT so argumentiert, sondern unglaublich modern über den Tellerrand schaut, und sagt, dass es wo anders Völker gibt, bei denen es mit den Schichten ganz anders ist. Das es also kein allgemeines Prinzip ist, sondern etwas kulturell bedingtes ist.


    Ich kann mir vorstellen, dass Buddha auch dadurch geprägt wurde, dass das Gemeinwesen aus dem er selber stammte eben kein Königreich war, sondern so durch eine Versammlung von Adeligen geführt wurden, die einen von ihnen auf Zeit zum Vorsitzenden kührte. Was ja zumindest ein kleines demokratisches Element besitzt.

    Ambedkar - der große Vorkämpfer der Unberührbaren - sah im Buddhismus eine Chance für die Unterprivlegierten.


    Ambedkar wurde in Mhow, einem von den Briten in Madhya Pradesh gegründeten Militärstützpunkt, als vierzehntes und letztes Kind von Ramji Maloji Sakpal und Bhimabai geboren. Seine Familie gehörte zur Kaste der Mahar, die zu den unberührbaren Kasten zählt. Die Familie stammte aus dem Ort Ambavade in Maharashtra. Der Vater verließ die Armee im Range eines Subedars, einem in der Indischen Armee in Britisch-Indien eingeführten Dienstgrad zwischen Unteroffizieren und Offizieren. 1894, nach dem Ausscheiden aus der Armee, ließ sich der Vater in Dapoli in Maharashtra nieder. Unter Hinweis auf seinen militärischen Rang erreichte der Vater, dass seine Söhne die von der Regierung unterstützte Schule besuchen durften.[2]


    Über seine Erfahrungen in der Schule als Mitglied einer Kaste der Unberührbaren berichtet Ambedkar in Aufzeichnungen, die er in den 1930er Jahren verfasste. Im Klassenzimmer musste er in einer Ecke für sich allein auf einem Tuch sitzen, das er selbst mitbringen und waschen musste, da das Dienstpersonal, das die Aufgabe hatte die Schule zu reinigen, nichts reinigte, was er berührt hatte. Die Mitschüler aus den höheren Kasten durften, wenn sie Durst hatten, aus der Wasserleitung trinken. Er durfte als Unberührbarer den Wasserhahn nicht berühren und konnte nur trinken, wenn ein Arbeiter anwesend war, der ihm Wasser bringen konnte. Der Weg zu einer höheren Bildung stand ihm erst offen, als ein brahmanischer Lehrer, der das Talent des jungen Mannes erkannte, ihm den Gebrauch des brahmanischen Familiennamens Ambedkar anstelle seines ursprünglichen Familiennamens Ambavadekar, der sich von dem Herkunftsort seiner Familie herleitete, anbot.

    So schaffte es Ambedkar auf eine hörere Schule zu kommen, schließlich in England zu studieren und wurde zum großen Vorkämpfer der Unberührbaren:

    Da der gleiche Zugang zu öffentlichen Einrichtungen für Dalits in der Praxis keinesfalls gegeben war, führte Ambedkar Tausende von ihnen in einem Protestmarsch im März 1927 zum Chowdar Wasserreservoir, um dort Wasser zu trinken. Kastenhindus führten daraufhin ausgedehnte Reinigungsrituale aus. Ambedkar versuchte nun den Rechtsweg zu beschreiten, der allerdings erst nach zehn Jahren zum Erfolg führte, was ihn zur Überzeugung brachte, dass man sich darauf nicht beschränken konnte, wollte man die elende Situation der Dalits verbessern. Im Mai 1936 bezeichnete er die Abkehr vom Hinduismus als wesentliches Element der Befreiung. Bis 1956 führte er Recherchen zum Befreiungspotential der Religionen, insbesondere von Buddhismus, Christentum und Islam, durch.

    Und da verfiel - Ambedkar auf den Buddhismus als diejneige Religion, der man sich am besten zuwenden kann, wenn man sich vom Hinduismus abwendet:

    Am 14. Oktober 1956 trat Ambedkar in Nagpur im Rahmen einer großen Zeremonie gemeinsam mit ca. 388.000 Unberührbaren zum Buddhismus über, indem er die Dreifache Zuflucht nahm, wie es den historischen Berichten nach vor etwas mehr als 2200 Jahren am gleichen Ort zum gleichen Tag der große Ashoka getan hatte. An dieser Stelle wurde das Deekshabhoomi errichtet. In der Lehre Buddhas sah er eine das Kastensystem zurückweisende und vernunftgeleitete, ja sozialrevolutionäre Religion, deren Ethik auf den Prinzipien der Gleichheit, Freiheit und Güte beruht.


    In den folgenden Jahren vermehrte sich die Zahl der Konvertiten auf ca. 6 Millionen. Die Bewegung Ambedkars bewirkte somit eine Wiederbelebung des Buddhismus in Indien, der vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 8./9. Jahrhundert n. Chr. die führende geistige Kraft auf dem indischen Subkontinent gewesen war, dann aber im Zuge einer brahmanischen Gegenmission (ab dem 8. Jahrhundert) und der islamischen Eroberung Indiens (12./14. Jahrhundert) weitgehend aus seinem Ursprungsgebiet verdrängt wurde.


    Obwohl Indien ein überwiegend hinduistisches Land ist, wurde auf Initiative Ambedkars das Symbol des Buddhismus, das „Rad der Lehre“ (dharmacakra), in die Nationalflagge Indiens aufgenommen, dieweil das berühmte „Löwenkapitell“ des buddhistischen Kaisers Ashoka (ca. 268–232 v. Chr.) zum Staatswappen der indischen Republik erkoren wurde.

    Es ist sehr schmeichelhaft im Buddhismus "eine das Kastensystem zurückweisende und vernunftgeleitete, ja sozialrevolutionäre Religion, deren Ethik auf den Prinzipien der Gleichheit, Freiheit und Güte beruht." zu sehen.


    Aber ich schätzte es ist eher so wie Ellviral sagt: Buddha sah zwar den einzelnen Mensch -jenseits der Kasten - etwas was ausreichte um ihn in den Augen viele Brahmanen "suspekt" zu machen, er war aber kein "Sozialrevolutionär" - wohl niemand der das Kastenwesen aushebeln wollte. Wobei es schon gut ist, dass er es schaffte, dass innerhalb seiner Sangha keine Rücksicht auf kasten genommen wurde.

    In dem Artikel geht es um das Assalāyana Sutta in dem Buddha einen Brahmanen korrigiert, der der Abwertung unterer Kasten das Wort redet. Im Prinzip muss man nur das Sutta lesen.


    Inwieweit man da den Begriff "Rassismus" verwenden will, hängt davon ab, wie man diesen Begriff definiert.


    Und da ist es einerseits so, dass es zu vielen Zeiten Formen der Abwertung gab, die natürlich auch Hautfarbe mit einschloss sagen wir die Abwertung der Sudanesen durch die Ägypter. Und auch die Entstehung des Kastensystems ging natürlich von einer Situation aus, wo sich die indianischen Eroberer ( die sich selber die "Edlen" nannten) von der dunkleren dravidischen Urbevölkerung abgrenzen wollte.


    Aber passt der moderne Begriff Rassismus für diese Situation? Der moderne Begriff von Rassismus ging ja von der Idee von Rassen aus. Das indische Kastendenken, nimmt nicht verschiedene Ursprünge an sondern die verschiedenen Kasten werden aus verschieden edlen Teilen Urmenschen Purusha abgeleitet sieht. Das ist ja eben kein Denken in "Rassen".


    Während es natürlich auch einen Begriff von Rassismus im weiteten Sinn gibt, wo jede Diskriminierung wegen Herkunft und körperlichen Merkmalen als Rassismus definiert wird. Nach so einer Definition sind brahmanische Suprematisten natürlich Rassisten.