Hallo Ravena,
dein Beitrag in Wie steht der Buddhismus zum Altruismus? (7) ist doch ein gutes Beispiel dafür, dass unsere Mütter gar nicht alleine daran Schuld sein können wie wir uns als Menschen entwickeln. Wenn die Mütter an allem Schuld wären wie wir es oft von Psychologen hören, dann müssten wir auch unsere Großmütter dafür verantwortlich machen wie wir sind, denn unsere Großmütter wären dann ja Schuld daran wie unsere Mütter sind und dadurch auch indirekt Schuld daran wie wir sind und was wir erleben. Diese Kette würde sich unendlich in die Vergangenheit fortsetzen. Dass zeigt schon wie irrelevant diese Vorstellung ist. Erstaunlich ist, dass unsere Väter in diesen psychologischen Theorien so gut wie nie vorkommen.
Auch ich bin eine Mutter und auch ich war eine Tochter.
Da auch ich schon im Visier meiner Tochter war, die entsprechend durch ihre Therapeutin geimpft wurde, bin ich nach jahrelangen Gesprächen und vor allem Reflektieren zu der Erkenntnis gekommen, die auch der buddhistischen Lehre entspricht. Jede/r kommt mit einem bestimmten Karma auf die Welt. Und dieses ist seine/ihre Aufgabe, entweder weiter zu entwickeln oder aber abzubauen. Aber das Ziel ist eigentlich, die Befreiung aus dem Leidenskreislauf.
Als ich jung war und viele Fehler in meinem Leben als allein erziehende Mutter machte, wurde ich vor allem von Verwandten oftmals kritisiert. Sie befürchteten, aus meinem Kind würde nix werden. Denn ich hatte nicht nur einen 40Stunden-Job, sondern ich bildete mich auch noch weiter und spielte in meiner Freizeit als Amateurschauspielerin. Dennoch hatte ich auch viel Zeit für mein Kind, wir gingen viel Schwimmen, in den Zirkus, auf den Michel oder lagen einfach nur faul auf dem Teppich und spielten mit Autos oder Memory.
Alle Töchter meiner Freundinnen und alle Kinder meiner Verwandten sind als Erwachsene mehr oder weniger "gut geraten", einige haben Depressionen, andere leben von der Hand in den Mund. Einzig meine Tochter wurde eine erfolgreiche Ärztin, gibt Meditations- und Body-Mind-Kurse, beschäftigt sich mit dem Sinn des Lebens.
Damit will ich nicht angeben, sondern ich frage Dich, Ravena, wieso ist meine Tochter in diesem Leben so erfolgreich? Wenn ich ihr sagen würde, das hast Du mir zu verdanken, meiner Liebe zu Dir, meiner Aufmerksamkeit, meiner guten Erziehung, das würde ihr nicht gefallen.
Ich behaupte, niemand kann wissen, was aus einem Kind wird. Der Buddha lebte in großem Wohlstand und verließ seine Familie, seinen Sohn, seine Frau und lief halbnackt durch den Dschungel. Sein Vater raufte sich sicher die Haare.
Daraus ergibt sich für mich, dass das was ich und andere in ihrem Leben erfahren und erleben, was sie erreichen und nicht erreichen sich aus einem komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang ergibt. Deshalb hilft es nicht weiter, alles auf eine einzige Ursache zu reduzieren.
So sehe ich das auch.
