Die Frage ist was man genau macht, wenn man Wut unterdrückt:
(1) Wenn unterdrücken bedeutet, dass man das Gefühl und die damit einhergehenden Impulse einfach von sich schiebt und sie ignoriert, dann kann das meiner Erfahrung nach einiges an Problemen mit sich bringen. Irgendwann wird es vielleicht zu viel und man findet sich in einer Situation wieder in welcher man nicht mehr angemessen handeln kann - einfach weil es zu viel wurde.
(2) Wenn man hingegen aber mit unterdrücken meint, dass man dem Impuls der mit der Wut einhergeht nicht folgt und stattdessen eine alternative findet um angemessen mit der Situation, dem Gefühl und dem Impuls umzugehen, dann ist das meiner Meinung nach zu begrüßen.
Bei dem was du beschreibst, Dragonfly , klingt das ja schon nach (2). Allerdings wäre ich an deiner Stelle damit vorsichtig. Sich vorzustellen, dass man jemanden schubst, also jemanden potentiell schaden zu fügt, um sich selbst besser zu fühlen könnte sich ja auch "festsetzen". Dann reicht es vielleicht als reiner Gedanke irgendwann nicht mehr aus.
Generell denke ich aber nicht, dass Wut etwas per se schlechtes ist. Es hat schon seinen Grund, dass wir das Gefühl auch mal haben - die Frage ist aber eben wie wir damit umgehen.
Ich selbst hatte - und habe auch jetzt noch manchmal - den Hang zu (1). Durch Reflexion, Gespräche mit mir Nahestehenden, aber auch durch alltägliche Praxis hat es sich doch stark in Richtung (2) verschoben (würde ich sagen). Immer öfter stelle ich mittlerweile fest, dass es bei einigem eigentlich nur um Kleinigkeiten geht, die mir in diesem einem Moment wie die ganze Welt erscheinen. Sieht man es aber mit etwas Abstand, im Kontext des Lebens, dann ist es doch gar nicht so wichtig.